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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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von dir, in einem Laden wie diesem nach deinem eigenen Buch zu suchen, wo doch bekannt ist, dass die besten Häuser Roms schon eine Kopie besitzen«, sagte sie und lächelte zu ihm empor. »Ich selbst habe drei!«
    Juba erwiderte ihr Lächeln und sah ein wenig verlegen aus.
    »Ich habe gehört, dass du kürzlich Cecelia Metellas Villa aufgesucht hast«, sagte sie mit einem übertriebenen Schmollmund. »Und mich hast du schon so lange nicht mehr besucht! Das wirst du wiedergutmachen müssen!«
    Juba murmelte eine Antwort, die ich nicht hören konnte. Die Frau trat näher zu ihm und legte ihm ganz vertraulich die Hand auf den Arm. Der Anblick, wie sie ihre Brüste ganz »unschuldig« an ihn drückte, machte mich wütend.
    Ohne nachzudenken, platzte ich mit säuselnder Stimme heraus: »Oh, mein Herr, ich glaube, ich habe die andere Schriftrolle gefunden, nach der du gesucht hast«.
    Juba blickte mich verwirrt an. Die Frau wandte mir ihr stark geschminktes Gesicht zu. »›Mein Herr?‹«, rief sie aus. »Du hast mir ja gar nicht erzählt, dass du dir eine eigene kleine Sklavin zugelegt hast!«
    »Ich … ich …«, stotterte Juba.
    »Ja, hier ist sie«, unterbrach ich ihn und griff nach der nächstbesten Schriftrolle. »Die Rede von Cato dem Älteren über die römische Pietas . Du weißt schon – die, in der er sich gegen untreue Ehefrauen wendet und sie für die Auflösung der römischen Sittsamkeit verantwortlich macht.«
    Die Frau starrte mich an und lachte dann. »Oh, wie witzig. Aber so etwas hat Cato doch gar nicht verfasst! Der alte Sauertopf hat nur etwas über Landwirtschaft geschrieben, nicht wahr?«, sagte sie zu Juba gewandt.
    Juba warf mir einen bösen Blick zu. »Kleopatra Sel…«
    »Kleopatra!«, kreischte die Frau. »Du hast deine Sklavin Kleopatra genannt? Und das in Caesars eigenem Haus! Das ist unglaublich komisch, mein Lieber. Aber was für ein passender Name für deine kleine Lustsklavin.«
    Mir blieb vor Entgeisterung der Mund offen stehen. Sie hielt mich für … für seine …?
    Die Frau kam zu mir herüber und zog meine Kopfbedeckung herunter. »Ah, jetzt verstehe ich, warum du sie so genannt hast. Sie hat wirklich Ähnlichkeit mit der Statue dieser verruchten Königin.«
    Sie musste wohl das Standbild meiner Mutter meinen, das Julius Caesar im Tempel der Venus Genetrix im Caesarforum aufgestellt hatte. Aus unerklärlichen Gründen hatte Octavian es nicht für angebracht gehalten, diese Statue zu vernichten, vielleicht weil er es nicht wagte, etwas zu zerstören, was mit seinem Adoptivvater zu tun hatte. Wann immer es mir gelang, mich zu diesem kleinen Tempel zu schleichen, verbrachte ich viele Stunden damit, das marmorne Gesicht zu betrachten, das Caesar und mein Vater geliebt hatten und das ganz Rom fürchtete.
    »Sag mir«, fuhr sie fort. »Ist sie auch wirklich so gut im Bett, wie man es bei einem solchen Namen vermuten könnte?«
    Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss. Ein Seitenblick auf Juba zeigte mir, dass er versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. Es gefiel ihm also, dass ich derart erniedrigt wurde! Wie konnte er es wagen? Die Frau wandte mir den Rücken zu und schaute wieder Juba an. Aber ich konnte diese Beleidigung nicht so auf mir sitzen lassen.
    Ich tippte der Frau auf die Schulter. »Um das klarzustellen, Domina «, sagte ich betont unschuldig und respektvoll. »Ich bin nicht seine kleine ›Lustsklavin‹, wie du es so treffend formuliert hast.« Ich beugte mich vor, als würden wir wichtige Geheimnisse austauschen. »Für diese Art von Aufgaben bevorzugt mein Herr die Knaben in den Bädern.«
    Ich grinste Juba ein letztes Mal an, warf die Schriftrolle zurück in einen Korb und stürmte aus dem Buchladen.
~  Kapitel 38  ~
    Ich blickte auf meine Füße in den Kordel-Sandalen, während ich von einem erhöhten Stein zum nächsten sprang, um die Straße zu überqueren, ohne in den ekelerregenden Matsch zu treten, der sich darüber ergoss. Ein Mann schrie: »Aus dem Weg! Aus dem Weg!« und zwang uns für ein Gespann von Maultieren Platz zu machen, das einen großen Marmorblock auf Eisenkufen hinter sich herzog.
    Die Menge murrte und fluchte. Nach römischem Gesetz waren Lieferwagen in der Stadt, solange es hell war, eigentlich verboten, weil sie die ohnehin überfüllten Straßen blockierten. Aber wenn man reich genug war, konnte man sich alles erlauben. Es versetzte mir einen Stich, als ich die Hieroglyphen auf der Oberseite des Marmorblocks bemerkte,

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