Mondmädchen
während er an mir vorübergezogen wurde. Welchen unserer heiligen Tempel hatten die Römer da wohl geplündert, damit ein reicher Senator auf dem Esquilin sein Haus damit schmücken konnte?
Sobald ich in der Subura war, ging ich direkt zu dem großen Brunnen auf dem Platz gegenüber den Wäschereien, wo ich auf die Verbündeten der Priesterin warten sollte. Ich setzte mich auf den Rand des Brunnens, während Frauen und Sklaven aller Nationalitäten Wasser aus den grünlichen Speiern des Brunnens zapften. Der Geruch nach Urin war so überwältigend, dass ich mich fragte, ob aus dem Brunnen Abwasser sprudelte anstelle von Wasser.
Dann fiel mir wieder ein, wie in den Wäschereien der Stoff gebleicht wurde. Ein paar römische Männer griffen unter ihre Tunika und erleichterten sich in die übergroßen Amphoren aus Terracotta, die direkt vor der Wäscherei standen. Zwei Sklaven schleppten dann eines der mit Urin gefüllten Gefäße nach drinnen. Mich schauderte vor Abscheu, weil ich wusste, was dann als Nächstes kam. Sie gossen den frischen Urin in einen niedrigen Trog, in dem sie herumstampften, den Stoff mit ihren Füßen bearbeiteten und die Flüssigkeit dazu benutzten, ihn zu einem makellosen Weiß zu bleichen. Ich warf einen Blick auf die nässenden, entzündeten Wunden an den Füßen und Knöcheln der Sklaven und wandte mich angewidert ab.
»Es reicht, dass man nie mehr Weiß tragen möchte, nicht wahr?«, sagte mir eine Stimme ins Ohr.
Ich erschrak. Juba! »Wie hast du mich hier gefunden?«, fragte ich.
Er zuckte die Schultern. »Das war nicht so schwer. Ich wusste ja, dass du auf dem Weg in die Subura warst.«
»Es überrascht mich, dass deine vornehme Freundin dich so schnell hat gehen lassen.«
Er grinste. »Das war auch kein Problem. Ich habe ihr einfach gesagt, dass ich meiner Sklavin eine solche Frechheit nicht durchgehen lassen könnte und dass ich dich einholen müsste, um dich zu schlagen.« Offenbar hatte meine Miene mein Erstaunen verraten, denn sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Ein Scherz«, sagte er. »Ich schlage keine Sklaven. Ach, ja, und gut gemacht«, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu. »Ich habe schon lange nach einer Möglichkeit gesucht, ihre allzu eindeutigen Einladungen abzuwehren. Obwohl ich jetzt fürchte, dass ich mich zukünftig auch noch der Angebote ihres Ehemannes erwehren muss!«
Ich versuchte nicht zu lachen. »Ich würde ja sagen, dass es mir leid tut, aber das tut es nicht. Und warum bist du mir nun gefolgt?«
»Ich habe dir doch gesagt, dass es hier zu gefährlich ist für dich. Jemand muss auf dich aufpassen.«
»Bei den Göttern, Juba! Ich passe schon so lange selbst auf mich auf. Ich brauche deinen Schutz nicht.«
»Aber warum musst du denn ausgerechnet hierherkommen?«
»Ich treffe mich hier mit jemandem.«
»Hier? Wer, um alles in der Welt, will sich hier mit dir treffen?«, fragte er und ging um mich herum, um seine Hände in dem Rinnsal zu waschen, das aus einem der schmierigen, mit Algen bewachsenen Speier des Brunnens floss.
Jemand berührte mich an der Schulter – ein Mann, der nach Wein und Fett roch. Seine zerrissene braune Tunika hatte Schweißränder unter den Armen und unterhalb seines Doppelkinns.
»Wie viel?«, fragte er und zeigte grinsend seine braunen Zahnstummel.
»Wie bitte?« Konnte das etwa der Mittelsmann sein, den ich hier treffen sollte? Woran sollte ich ihn erkennen?
Er deutete mit dem Kopf zu einer Taverne und die daran angrenzende Reihe von Verschlägen, die mit schmutzigen Tüchern verhängt waren. »Wie viel? Einer von den Verschlägen dort drüben ist frei. Ich könnte dir zwei Sesterzen geben.«
Ich starrte den Mann noch immer verständnislos an.
»Ach so, du willst also handeln, was? Nun, du bist jung und sauber.« Er suchte unter seinem Gürtel nach seinem zerschlissenen Geldbeutel. »Dann gehe ich auf einen Denarius hoch, aber keinen As mehr!«
»Sie ist nicht käuflich«, sagte Juba ärgerlich.
Der Mann blickte erst Juba an, dann mich. »Bist du sicher? Ich mag sie jung.«
Ich stand auf, mein Gesicht glühte und ich hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Wie kannst du es wagen, du dummer, ungewaschener, ungebildeter Jammerlappen von einem Mann!«
» Pax, pax «, sagte Juba, packte mich am Arm und zog mich auf die andere Seite des Brunnens. »Vergiss nicht, wo wir hier sind – du willst doch nicht, dass der Mann handgreiflich wird, oder?«
Ich warf einen Blick zurück. Der Mann war bereits in der
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