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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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nicht!«
    Er schüttelte voll Unverständnis den Kopf, wobei er lächelte, als wollte er damit seine Verärgerung überspielen. »Aber trotzdem kann ich dich nicht guten Gewissens alleine losziehen lassen.«
    »Dann tu eben, was du willst«, erwiderte ich und ging weiter. Es würde mir vermutlich nicht schwerfallen, ihn in der Menge abzuschütteln.
    Ich ging hinter ihm durch das mit Bäumen bestandene Tal zwischen dem palatinischen und dem caelischen Hügel hindurch auf dem Weg in das belebte Zentrum der Stadt. Ich sah, wie die Leute Juba zunickten oder ihn grüßten, und fühlte mich unwohl in meiner Unsichtbarkeit. Es war das Eine, aus freien Stücken unsichtbar zu sein; aber es war etwas ganz Anderes, unsichtbar zu sein, weil die Leute dachten, ich wäre seine Sklavin.
    Die Straßen von Rom waren geschäftiger denn je. Dank der Flut von Reichtümern aus den von Rom eroberten Ländern, dröhnte die Stadt nur so vom Lärm der Baustellen und dem Stimmengewirr fremder Sklaven. Gerüste schwankten gefährlich an halb errichteten Mauern, während die Arbeiter auf den Holzbalken hinauf- und hinabeilten wie Ameisen im Fütterungswahn. Zimmerleute hämmerten, sägten und riefen sich mit heiseren Stimmen etwas zu. Lose Dachziegel, Werkzeuge und bröckelnde Ziegel regneten auf die Menge der unglücklichen Passanten hinab. Und so liefen alle, die sich nach draußen wagten, mit zum Schutz über den Kopf gelegten Armen an den Baustellen vorbei. Die Luft war von Holz- und Gipsstaub erfüllt. Ein Stimmengewirr – aus Lateinisch, Griechisch, Keltisch, Iberisch, Persisch und anderen Sprachen – erhob sich, um den übrigen Lärm zu übertönen.
    »Wollen wir nicht durch das Argiletum gehen?«, fragte Juba, wobei er sich umdrehte und mir direkt ins Ohr sprach, damit ich ihn hören könnte. Ich musste mich zwingen, nicht zu erschauern, als ich seinen warmen Atem spürte. Ich hatte gedacht, dass mein Geplänkel mit Marcellus seine Anziehungskraft auf mich vermindert hätte. Doch das war nicht der Fall.
    Ich nickte, obwohl ich auch weiterhin dachte, dass ich lieber direkt in die Subura gehen sollte. Ich wollte nicht zu spät kommen zum Treffen mit den Verbündeten der Priesterin. Aber, um ehrlich zu sein, wollte ich auch Jubas Gesellschaft nicht verlassen. Wir gingen also zur Straße der Buchhändler und Schuster. Ich wollte Juba nur noch ein paar Minuten lang begleiten.
    Juba lächelte verlegen, als er auf einen kleinen, staubigen Buchladen am Ende der überfüllten Straße deutete. »Lass uns da kurz reingehen. Nur einen Augenblick. Ich möchte sehen, ob die mein neues Buch vorrätig haben.«
    »Hast du denn noch eines geschrieben?«
    Er nickte. »Es hat den Titel Omoioteleton .«
    »Wovon handelt es?«, fragte ich voller Verwunderung über den griechischen Titel.
    »Der Sprache«, erwiderte er. »Ich beweise darin den griechischen Ursprung der lateinischen Sprache.«
    Wieder einmal dachte ich, wie gut Juba unsere Bibliothek in Alexandria gefallen hätte. Selbst im Argiletum, wo es weniger hektisch zuging als auf den Hauptstraßen – unterband der Lärm jede Unterhaltung. Die Leute riefen sich Grußworte zu, Händler priesen billig kopierte Schriftrollen an und Schuster schlugen mit ihren Holzhämmern auf Leder.
    Wie in den meisten römischen Läden gab es auch in dem staubigen Buchladen nur wenig Licht, und so brauchten unsere Augen eine Weile, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Juba ging zu dem Buchhändler, einem untersetzten Mann in einer abgewetzten Toga, während ich mich zwischen den Regalfächern mit Stapeln von Schriftrollen hindurchbewegte und den vertrauten, grasigen Geruch von altem Papyrus in mich aufsaugte.
    Ein kurzes Aufblitzen von Sonnenlicht vom Eingang her, dann eine Stimme. »Juba, mein Lieber, ich dachte mir schon, dass ich dich hier hineingehen sah!«
    »Vistillia«, sagte er lächelnd. »Wie schön, dich zu sehen.«
    Neugierig musterte ich die Frau, deren teuer gewandete Dienerin ihr in ehrerbietigem Abstand folgte. Die Frau selbst trug eine elegante Tunika samt Stola aus dem edelsten und feinsten aquamarinblauen Leinen, einem neuerdings sehr beliebten Import aus Ägypten. Sie trug Perlen in den Ohren und an den Handgelenken. Obwohl sie offensichtlich nicht mehr die Jüngste war, war ihre Ausstrahlung von Schönheit, Selbstvertrauen und Sinnlichkeit nicht zu verleugnen. Ich verspürte eine Welle der Eifersucht. War das eine der älteren, verheirateten Frauen, mit denen Juba sich vergnügte?
    »Wie albern

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