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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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ich »Isis, Isis« flüsterte und sie dann auf das kleine Tablett rollen ließ.
    » Duplex !« Vater lachte lauf auf und schlug sich auf die Schenkel. »Zwei Sechsen. Du musst zu deinem Einsatz jetzt noch sechs Münzen hinzufügen. Und bald werde ich alles gewinnen, wie ich hinzufügen möchte.«
    Er rieb sich die Hände. Ich runzelte die Stirn. Wenn es so weiter ging, würde ich alle meine Münzen rasch verlieren, und ich wollte, dass das Spiel so lange wie möglich dauerte. Tata beugte sich zu mir und blickte sich um, als hütete er ein besonderes Geheimnis, von dem er nicht wollte, dass andere es mit anhörten. Seine Augen blitzten.
    »Dein erster Fehler war es, Isis anzurufen«, flüsterte er mir mit gespieltem Ernst zu. »Du kannst es mir glauben, meine Tochter. Dionysos wäre die weit bessere Wahl gewesen!«
~  Kapitel 9  ~
    Als Octavians Armee in jenen Tagen im Spätsommer sowohl zu Land als auch zu Wasser immer näher kam, floh Caesarion auf Mutters Drängen hin durch die arabische Wüste in Richtung Indien. Uns ließ Mutter in Alexandria und hoffte darauf, dass Octavian ihren jüngeren Kindern nichts antun würde. Sobald sie von Caesarions sicherer Ankunft erfuhr, wollte sie uns heimlich zu ihm schicken.
    In der Zwischenzeit ließ sie all ihre persönlichen Reichtümer – riesige Berge von Gold, Silber, Perlen, Smaragden, Ebenholz, Elfenbein und Zimt – in ihrem Mausoleum auf große Haufen mit Feuerholz legen. Sie würde alles in Brand setzten, sodass Octavian keine Möglichkeit hatte, seine Armee zu bezahlen, wenn er nicht unsere Sicherheit garantierte.
    An dem Abend, bevor Vater und seine verbliebenen Männer sich der Besatzungsarmee des Octavian entgegenstellen würden, schienen meine Eltern ganz besonders zärtlich miteinander umzugehen. Ich bemerkte, wie Mutter das Kinn meines Vaters nachfuhr, während er mit den Fingern ihren Unterarm streichelte. Als Zosima kam, um uns aus dem Triclinium fortzuführen, gab Vater uns ein Zeichen, dass wir näher kommen sollten. Er schnappte sich Ptoli, küsste ihn auf den Hals und prustete dann auf seinen Bauch, woraufhin mein Bruder laut aufjauchzte. Als Nafre Ptoli mit sich nahm – der Junge platzte fast vor Stolz und Vertrauen in seinen Tata – blickte Vater ihm lange hinterher. Dann schaute er Alexandros und mich an.
    »Ich möchte euch an etwas sehr Wichtiges erinnern«, sagte Vater. »Wenn Octavian euch bedrohen sollte …«
    »Das wird er nicht, weil er nicht gewinnen wird, Tata«, sagte Alexandros mit empörter Stimme.
    Vater seufzte. Er blickte kurz zu Boden und dann wieder zu uns. »Hört einfach zu. Ihr müsst es euch merken. Ihr seid die Kinder von Marcus Antonius. Aus diesem Grund und als meine Erben seid ihr vollwertige römische Bürger …«
    »Das wissen wir doch! Warum erzählst du uns das?«, fragte Alexandros, der jetzt noch verängstigter und verwirrter klang. Auch mein Herz schlug immer schneller.
    »Es ist wichtig, das über die Römer zu wissen. Der Satz › Ich bin ein römischer Bürger ‹ hat große Bedeutung – er ist sozusagen heilig. Denkt daran, ihn zu benutzen.«
    Ich warf einen raschen Blick zu Mutter hinüber. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, sie hielt das Gesicht von uns abgewandt.
    »Hör auf, Vater!«, flüsterte Alexandros. »Ich will dir Glück wünschen für Morgen.«
    Tata lächelte. »Ja. Ich danke dir. Komm her, mein Sohn, meine Sonne.« Er umfing meinen Bruder mit einer kräftigen Umarmung und drückte ihn mit einem gespielten Ringergriff auf seine Liege. Alexandros grinste und tat, als würde er sich wehren. Vater hielt ihn fest und küsste ihn auf die Stirn. »Tja, mein Junge«, sagte er leichthin. »Warum warst du darauf nicht vorbereitet? Du musst immer auf einen Überraschungsangriff gefasst sein!«
    »Beim nächsten Mal werde ich bereit sein, du wirst schon sehen«, sagte Alexandros.
    Mein Herz machte einen Sprung. Warum dieser lange Abschied? Normalerweise rief Vater uns einen Gutenachtgruß hinterher, indem er seinen Kelch hob, oder er gab uns einen schnellen Kuss und einen Klaps auf den Hintern, wenn es Zeit für uns war, ins Bett zu gehen.
    »Tata, bitte zieh morgen nicht in den Kampf«, flüsterte ich, nachdem mein Zwillingsbruder den Raum verlassen hatte. Daraufhin stand Mutter auf und entfernte sich.
    »Ich muss«, sagte Tata. »Es gibt für einen Feldherrn keine größere Ehre, als mit seinen Männern zu sterben.«
    »Dann glaubst du also, dass Octavian dich besiegen wird? Wie kannst du mit dieser

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