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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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und starrte ihn aus einem geröteten Auge an.
    »Ja«, fuhr Octavian fort und zeigte die Zähne in einem Krokodilslächeln. »Er hat mir damals beigebracht, wie man ringt. Hat er mit dir auch Ringkämpfe gemacht?«
    Ptoli nickte mit dem Kopf und wischte sich die Nase an Nafres Rock ab. In mir zog sich alles zusammen. Warum verhielt sich Octavian so? Was wollte er?
    Ich sah, wie Mutter einen verzweifelten Blick mit Charmion wechselte.
    »Ich wette, er hat auch deinen Brüdern beigebracht, wie man ringt, was?«
    Wieder nickte Ptoli.
    »Allen deinen Brüdern? Auch Caesarion?«
    Wieder nickte Ptoli und drehte sein Gesicht nun so, dass er Octavian mit beiden Augen ansehen konnte.
    »Ist Caesarion ein guter Ringkämpfer?«, fragte Octavian in unschuldigem Tonfall.
    »Ja«, sagte Ptoli. »Tata hat gesagt, er ist schnell und schlau, genau wie sein eigener Tata.«
    »Hat Caesarion sich von dir verabschiedet, bevor er weggegangen ist?«
    Ptoli lächelte. »Er hat mir seine liebste Spielzeugkutsche gegeben. Die darf ich so lange behalten, bis wir uns wiedersehen.«
    »Wo ist er denn jetzt? Hat er dir gesagt, wo er hingeht?«
    Aus Mutters Kehle drang ein erstickter Laut. In meinen Ohren rauschte es. Jetzt verstand ich, worauf er hinauswollte: Er versuchte Ptoli dazu zu bringen, ihm zu sagen, wohin Caesarion geflohen war, damit er ihn verfolgen und ermorden konnte. Und als ganz besondere Grausamkeit tat er das vor unserer Mutter. Vor uns allen.
    Ptoli war zu jung, um die Anspannung aller um ihn herum zu begreifen. Er nickte. »Durch die Wüste«, sagte er. »Auf einem Kamel.«
    »Hör auf, Ptoli!«, sagte ich. »Sag jetzt gar nichts mehr.«
    Octavian drehte langsam den Kopf in meine Richtung. »Kind, du scheinst dir nicht darüber im Klaren zu sein, was deine Mutter bereits begriffen hat. Ich werde deinem Bruder diese Informationen in jedem Fall entlocken. Vielleicht hättest du es lieber, wenn ich Ptolemaios Philadelphos aus dem Schutz seiner Familie herausnehme und ihn unter vier Augen befrage?« Er lächelte Ptoli zu. »So ein süßer kleiner Junge. Ich glaube, das würde mir viel Freude bereiten.«
    Angst erfüllte meinen Körper. Ich schaute zu Mutter hinüber. Sie sah hilflos und verzweifelt aus.
    Octavian atmete aus. »Also, Ptoli. Welche Wüste? Durch welche Wüste ist Caesarion auf seinem Kamel geritten?«
    »Nein!«, knurrte Mutter. »Ich werde mein Leben für das meines Sohnes geben! Caesarion wird dir treu dienen. Er wird ein Freund und Verbündeter Roms sein.«
    Octavian stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Auf seinem Gesicht lag ein kaltes Grinsen. »Das hatten wir doch alles schon mal, meine Königin. Sehr edel von dir, aber ich brauche dich für meinen Triumphzug. Und ich kann keinesfalls zulassen, dass ein leiblicher Sohn meines Adoptivvaters am Leben bleibt und mir mein Erbe streitig macht, oder? Zwei Caesaren sind schlicht einer zu viel.«
    Ich dachte, Mutter würde in Ohnmacht fallen. Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, doch heraus kam nur ein erstickter Laut. Ich hatte sie noch nie zuvor ohne Macht, ohne Kontrolle gesehen. Doch die Frau, die jetzt vor mir stand, war hilflos, dem Mord an ihrem geliebten Erstgeborenen Einhalt zu gebieten.
    Ich suchte irgendetwas – irgendjemanden, der Octavian aufhalten konnte. Der diesen entsetzlichen Albtraum beenden konnte. Agrippa? Die jungen Offiziere hinter uns? Ich erhaschte den Blick von einem unter ihnen. Er schien ungefähr in Caesarions Alter zu sein und trug wie die anderen die römische Uniform aus einem fein gearbeiteten Leder-Harnisch und einem blutroten Umhang, allerdings mit der zimtbraunen Haut eines Nordafrikaners darunter. Von allen Römern in diesem Raum schien er der Einzige zu sein, den Octavians Verhalten zu stören schien. Ich flehte ihn mit den Augen an, Octavian zu stoppen, doch der junge Afrikaner errötete nur und blickte auf seine Füße. Keiner konnte oder wollte uns helfen.
    Wieder ging Octavian in die Hocke auf Augenhöhe mit Ptoli. »Also. Wo genau ist Caesarion hingegangen?«
    Antworte ihm nicht, Ptoli. Bitte!
    Ptoli schob trotzig den Unterkiefer vor. »Hab ich dir doch schon gesagt. In die Wüste!«
    Octavian knirschte mit den Zähnen. »Und in w elche Wüste?«
    Sag ihm, du weißt es nicht. Sag ihm, du weißt es nicht. Aber ich spürte bereits, wie sich Ptolis Wutanfall ankündigte – wie große dunkle Wolken, in denen gefährliche Blitze knisterten. Und ich wusste, dass es zu spät war.
    »Die Wüste auf der anderen

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