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Mondmilchgubel Kriminalroman

Titel: Mondmilchgubel Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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dreimal an die Pforte, die leise ächzend aufging. Eine wunderschöne, weiß gekleidete Frau stand im Eingang. Sie winkte den beiden, ihr zu folgen. Bei einer schwarzen Eisentruhe hielt sie an. Auf dem Deckel hockte ein scheußlicher schwarzer Pudel.

     
    »Der geifert.«
    Sie legt das Buch weg, und taktiert ihn mit einem finsteren Blick.
    »Warum liest du nicht weiter?«
    »Weil du mich dauernd unterbrichst.«
    »Okay, ich werde von nun an den Mund halten. Ehrenwort.«

     
    Den jagte die Weiße Frau weg, und der Deckel sprang von selbst auf. Und was sahen die beiden? Eine ganze Truhe voller Goldstücke!
    In großer Eile füllte der Venediger seinen Sack; kaum hatte er ihn vollgestopft, schnappte der Deckel wieder zu und der Hund setzte sich wieder darauf. Während dieser Zeit sah der Bauer immer nur die schöne Frau an, ihr liebliches Angesicht rührte ihn so, dass er kein Auge abwenden konnte. Als der Venediger seine Sachen beisammen hatte, führte die Weiße Frau ihren Besuch zur Türe; plötzlich standen die beiden wieder im Freien und die Türe schnappte zu: Der Venediger hatte einen Sack voll Gold und der Sonnwiesler konnte am leeren Daumen saugen.

     
    »Aber ziehe daraus bloß keine voreiligen Schlüsse. Es gibt hier in der Gegend nicht mehr Dummköpfe als anderswo.«
    »Tja, schöne Frauen haben es nun einmal in sich.«
    »Komm, lass uns gehen.« Sie zeigt zum Fuß des Wasserfalls. Es graut ihr vor dem Hang, aber sie will sich keine Blöße geben. Während Raul gewandt nach unten steigt, verlieren ihre Füße immer wieder den Halt. Sie verwünscht diesen Ort, schwört sich, nie mehr hierher zurückzukehren.
    »Du wärst wohl besser oben geblieben.« Er wischt ihr einen Lehmspritzer aus dem Gesicht.
    »Machst du dich über mich lustig?«
    »Richtig süß siehst du aus, wenn du so verschwitzt bist.«
    Sie verdreht die Augen. »Bitte, Raul, lass uns an die Arbeit gehen. Ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier.«
    »Dann nichts wie los«, erwidert er gut gelaunt.
    Sie beschreibt ihm die Kette, die Iris getragen hat, als sie hier unten zu Tode kam. »Da die Polizei diesen Ort bereits sorgfältig nach der Kette abgesucht hat, können wir davon ausgehen, dass sie an einer unzugänglichen Stelle liegt, falls sie der Täter fortgeworfen hat.«
    Er nickt.
    »Mal angenommen, du wärst der Mörder, was würdest du mit der Kette tun, nachdem du sie der Frau vom Hals gerissen hast?«
    »Ich würde sie wahrscheinlich wegschmeißen.«
    Sie zieht mehrere Ketten aus ihrem Rucksack. »Stell dich hierher.« Sie gibt ihm eine von den Ketten. »Jetzt schmeiß sie weg, aber mit viel Schwung.«
    Er zögert.
    »Mach schon, sie ist wertlos.«
    Die Kette fliegt durch die Luft, dem gleißenden Sonnenlicht entgegen. Sie wiederholen das Spiel in verschiedenen Positionen.
    »Na also, das Ding könnte problemlos da unten liegen.« Sie deutet auf den Abgrund. »Aber Achtung, du hast ja gesehen, wie steil und rutschig das Gelände hier ist.«
    »He, ich bin ein erfahrener Kletterer. Schon vergessen?« Er zeigt auf seinen Rucksack.
    Sie nickt und macht sich auf den Rückweg. Als sie nach mehreren Pausen endlich oben in der Höhle ankommt, ist sie erleichtert. Sie setzt sich auf die Holzbank mit Blick zur Quelle. Zum Glück hat sie ein paar Sandwiches mitgenommen. Einmal hat Iris ihr von der Quellnymphe erzählt. Von ihrer Aufgabe, das Wasser, das tief im Erdbauch entspringt und heranreift, zu empfangen und es willkommen zu heißen, wie eine Hebamme, die dem Kind die Geburt erleichtert. Iris hat ihr erklärt, dass Quellen heilige Orte sind, an denen nicht nur Erholung möglich ist, sondern auch Heilung. Sie versucht, sich zu entspannen, doch sie sieht nur den grauen Lehmboden, die rußverschmutzten Felswände und den zerkratzten Tisch.
    Einmal ist sie mit Iris hierhergekommen, und sie haben zusammen ein Ritual gefeiert. Jede hat drei farbige Bänder in das Quellbecken getaucht und sie am Ast eines Baumes befestigt. Während des Aufhängens hat sie an drei Wünsche denken müssen. Tatsächlich ist ihr lästiges Ohrenpfeifen kurz danach verschwunden, was sie jedoch mehr dem Zufall als der magischen Wirkung des Rituals zuschrieb. Warum musste ihre Freundin ausgerechnet an diesem Ort sterben? Wenn es diese Quellnymphe wirklich gibt, warum hat sie Iris dann nicht beschützt? Auch die Weiße Frau hat nichts auszurichten vermocht, obwohl Iris das Zauberwort wusste.
    Sie schraubt sich schwerfällig hoch, reibt sich die schmerzenden Glieder. Ob

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