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Mondmilchgubel Kriminalroman

Titel: Mondmilchgubel Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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erzählt?«
    »Warum sollte ich mein ganzes Privatleben vor ihm offenlegen?«
    »Wie es aussieht, hat Iris die Kette getragen, als sie ermordet wurde. Man hat Schürfungen an ihrem Hals entdeckt, die auf eine Halskette schließen lassen. Die Kette ist verschwunden. Ich frage mich, wo sie ist.«
    »Spielt das denn noch eine Rolle?«
    Sie verkneift sich eine Bemerkung. »Ich frage mich, warum Iris diesen Edelmann nicht bei der Polizei angezeigt hat.«
    »Der Mann tat ihr leid.«
    »Hat sie sich weiterhin mit ihm getroffen?«
    »Ja.«
    »Das verstehe ich einfach nicht.«
    »Du weißt ja, wie eigenwillig Iris manchmal sein konnte«, erwidert Manuel mit matter Stimme.
    »Sie hat mich angelogen.«
    »Wahrscheinlich wollte sie dich einfach nicht beunruhigen.«
    »Ja, und jetzt ist sie tot«, begehrt Viktoria auf.
    »Glaubst du, dass er sie umgebracht hat?«
    »Gut möglich. Möller erzählte mir, dass der Kerl felsenfest davon überzeugt sei, dass Iris für ihn bestimmt war. Manuel, warum hast du sie nicht dazu gedrängt, diesen Kerl anzuzeigen?«
    »Es schien mir nicht wichtig.«
    »Aber dass er sie körperlich belästigt hat, das weißt du?«
    Er schüttelt traurig den Kopf. »Nein, davon wusste ich nichts.«
    »Eine Vergewaltigung würde ich diesem Kerl …«
    »Bitte hör auf darüber zu spekulieren, wer Iris umgebracht hat«, unterbricht er sie unsanft. »Es bringt nichts.«
    »Ich muss etwas tun, um nicht von der Trauer aufgefressen zu werden«, ereifert sie sich.
    »Verdrängst du damit nicht einfach deine Trauer?«
    Sie rappelt sich hoch. »Eine berechtigte Frage. Tatsache ist aber, dass wir beide in einen Mordfall verwickelt sind.«
    »Ich musste einen Speichelabstrich über mich ergehen lassen. Ich kam mir vor wie ein Verbrecher.«
    »Das ist reine Routine. Hat Möller dir mitgeteilt, dass Iris am Dienstag beigesetzt wird?«
    »Nein.«
    »Magst du mich zur Beerdigung begleiten? So wie ich Kuno einschätze, wird er daraus eine große Sache machen. Und sei es nur, um zu demonstrieren, wie sehr er seine Frau geliebt hat.«
    »Ich weiß nicht, ob ich mir das antun will. Ich stelle meine Gefühle nicht gern öffentlich zur Schau.«
    »Überleg es dir in Ruhe. Du hast ja noch ein paar Tage Zeit.«
    Manuel hält sich an der Tischkante fest, als er sich erhebt. Er hat das Essen nicht angerührt.
    »Möchtest du nicht lieber hier bleiben?«
    »Sei mir bitte nicht böse, aber ich muss jetzt allein sein.«
    Sie umarmt ihn zum Abschied. »Bitte, pass auf dich auf. Eine weitere Tragödie würde ich nicht verkraften.«

     

Kapitel 12
    Beim Morgengrauen wacht Viktoria schweißgebadet auf. Vorsichtig schiebt sie Rauls warme Hand von ihrem Bauch weg und quält sich aus dem Bett. Kaum war Manuel kurz nach Mitternacht gegangen, kam Raul und verschlang das Essen, das Manuel nicht angerührt hatte. Einen Augenblick lang betrachtet sie den jungen Mann, der zusammengerollt und entspannt atmet. In seinem Leben gibt es keine Tragödien. Manchmal verachtet sie ihn dafür.
    Wie gern wäre sie jetzt allein. Jäh wird ihr bewusst, dass sich durch Iris’ Tod auch ihr Verhältnis zu Raul verändert hat. Die Trauer vereinnahmt sie so sehr, dass für ihn nichts übrig bleibt. Trotzdem haben sie sich in der Nacht kurz, aber heftig geliebt. Sie hat sich beweisen müssen, dass sie noch lebt, dass sie noch leben will. Sie schleicht sich aus dem Zimmer nach unten in die Küche. Wie jeden Morgen streicht ihr Sphinx mit erhobenem Schwanz um die Beine. Wie jeden Morgen will er sein Frühstück, und wie jeden Morgen bekommt sie Brechreiz vom Geruch des Katzenfutters.
    Raul war sofort einverstanden, als sie ihn aus einem Impuls heraus gebeten hatte, sie zum Mondmilchgubel zu begleiten. Er brennt darauf, den Tatort zu sehen. Allein der Name macht ihn neugierig. Er schreibt eine regelmäßig erscheinende Kolumne in einer Wochenzeitung. Trotz des Renommees, das er sich inzwischen erworben hat, verdient er sein Geld hauptsächlich als freier Journalist. Wie alle Freischaffenden ist er immer auf der Suche nach interessanten Themen.
    Sie öffnet die Haustüre, um die kühle Morgenluft hereinzulassen. Mit einem Cappuccino setzt sie sich in den verbeulten Ledersessel, während Sphinx aufs Sofa springt und sich unbekümmert zu lecken beginnt. Wieder bestürmen sie Gedanken. Was hat Iris ihr wohl sonst noch alles verheimlicht?
    Sie steckte mitten in ihrer Trauer um Lucien, als sie Iris kurz nach ihrem Umzug nach Wald bei einer Lesung zum ersten Mal begegnete.

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