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Mondmilchgubel Kriminalroman

Titel: Mondmilchgubel Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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Namen.« Er zögert kurz. »Wollen Sie es sehen?«
    »Ja, gern.«
    Mit gebeugtem Rücken hinkt der alte Mann ins Haus.
    »Vielleicht beruhigt es ihn?«, schlägt sie vor, als er ihr kurz darauf die vollgekritzelten Blätter reicht.
    »Warum er das tut, weiß nur er.« Er deutet mit dem Zeigefinger nach oben.
    »Herr Honegger, vielleicht können Sie mit Hilfe einer Therapeutin Situationen aufbauen, die es Ihrem Sohn möglich machen, sich wieder an seine Vergangenheit zu erinnern?«
    Der alte Mann winkt energisch ab. »Wir brauchen niemanden von dieser Sorte. Das würde den Bub nur noch mehr durcheinanderbringen.«
    Sie überreicht ihm die Kundenadressliste, die er ihr ausgeliehen hat. »Ich habe mir erlaubt, sie Herrn Möller zu zeigen.«

     
    Der Besuch bei den Honeggers hat Viktoria betroffen gemacht. Was, wenn Kari sein Gedächtnis nicht wieder zurückerlangt? Sie geht hinauf in ihr Arbeitszimmer. Die Arbeit an ihrem Buch wird sie ablenken. Doch kaum hat sie ihre E-Mails abgerufen, hört sie die Hausglocke. Wie sie die Türe aufschließt, erstarrt sie. Sie muss Kuno wohl ungläubig angestarrt haben, denn er räuspert sich verlegen und streckt ihr ein in hellblaues Papier eingeschlagenes Päckchen entgegen.
    »Meine Frau wollte es dir zum Geburtstag schenken.«
    Es ist Kunos verängstigter Gesichtsausdruck, der sie dazu bewegt, ihn hereinzubitten. »Kaffee, Bier?« Sie führt ihn zum Tisch, bittet ihn, Platz zu nehmen.
    »Nein danke. Ich bin gekommen, um mich für meine Unhöflichkeit von gestern zu entschuldigen.«
    Sie sieht, wie viel Überwindung ihn dieses Eingeständnis kostet.
    »Der Tod meiner Frau hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Und dann bist auch noch du mit deinen Vorwürfen gekommen.«
    Sie lässt Kuno nicht aus den Augen.
    »Meine Frau war mir gegenüber so verschlossen. In den letzten Jahren wusste ich kaum noch, was sie tagsüber trieb. Dass sie sich dir statt mir anvertraute, war für mich unerträglich.«
    »Das ist mir nicht entgangen.«
    »Am Dienstag wird meine Frau beigesetzt.« Seine Hände verkrampfen sich, als er fortfährt. »Ich nehme an, du kommst auch zur Beerdigung?«
    »Ja, ich werde kommen.«
    »Ich muss Tag und Nacht an meine Frau denken.«
    »Mir fehlt sie auch.« Sie beäugt Kuno misstrauisch, sieht, wie er um Worte ringt.
    »Weißt du schon lange, dass sich meine Frau von mir trennen wollte, weil sie einen andern hatte?«
    »Seit ein paar Monaten.«
    »Aber warum? Ich habe ihr jeden Wunsch erfüllt.« Er verwirft seine Hände. »Was in aller Welt hat dieser andere, was ich nicht habe?«
    »Verlangst du von mir, dass ich einen Apfel mit einem Pfirsich vergleiche?«
    Sein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse. »Kennst du den Mann?«
    »Ja.«
    »Hast du die beiden miteinander verkuppelt?«
    »Verkuppelt nein. Ich habe Iris lediglich die Adresse eines guten Therapeuten gegeben.«
    »Ist dieser Therapeut ein Freund von dir?«
    »Ja.«
    »Dachte ich es mir. Du hattest kein Recht, dich in unsere Ehe einzumischen.«
    Sie verzichtet auf eine Rechtfertigung. Kunos gebräuntes Gesicht verdunkelt sich.
    »Wie alt ist er?«
    Sie zögert. »Das Alter tut hier nichts zur Sache.«
    »Wie alt?«
    »38.«
    »Dann war ich ihr wohl zu alt. Wie kann sie es wagen, mich so zu hintergehen.«
    »Hintergehen? Sie hat keinen anderen Mann gesucht. Das Schicksal hat die beiden zusammengeführt.«
    »So ein Quatsch!«
    »Hast du dich während deiner Ehe nie in eine andere Frau verliebt?«
    »Wann haben sich die beiden kennengelernt?«, fragt Kuno stur weiter.
    »Anfang des Jahres.«
    »Und ich Idiot habe nichts davon gemerkt.«
    »Wirklich nicht?« Sie spürt, dass die Frage ihn verunsichert.
    »Wann haben sie es zum ersten Mal miteinander getrieben?«
    »Du meinst miteinander Liebe gemacht?«
    »Wann?«
    »Keine Ahnung. Ich war nicht dabei.«
    »So kann man sich täuschen«, sagt Kuno bitter. »Meine Frau konnte sich all die Jahre auf mich verlassen. Ich habe ihr Geborgenheit und Sicherheit gegeben. Ich habe ihr so viel Geld gegeben, wie sie nur wollte. Sie musste nie arbeiten. Und was hat sie gemacht? Sie hat mein Vertrauen schamlos ausgenutzt. Ich kapiere das einfach nicht.« Wieder verwirft er seine Hände. »Ich habe sie wirklich geliebt. Vom ersten Tag an.«
    Kunos verzweifelter Blick berührt sie. »Beziehungen verändern sich. Umstände verändern sich. Nicht immer auf die Art, wie wir es uns wünschen.«
    »Ich habe sie bis zum Schluss geliebt.«
    »Ja, aber du wolltest einfach nicht

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