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Mondmilchgubel Kriminalroman

Titel: Mondmilchgubel Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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inzwischen gefunden.«
    Jung springt auf. »Und das sagen Sie mir erst jetzt?«
    »Sie haben mir keine Chance gegeben, es Ihnen früher zu sagen.«
    »Ich fasse es nicht.« Sie beginnt vor ihm auf und ab zu gehen.
    Er lässt sie nicht aus den Augen. Wie herrlich sie auflodert, wenn sie wütend ist. Wie sinnlich sie sich bewegt, und wie viel Lebendigkeit sie ausstrahlt. Er möchte sie küssen, mit ihr schlafen. Zu lange ist es her, seit er das letzte Mal Sex gehabt hat. Es erregt ihn, wie sie mit wogender Brust abrupt vor ihm stehen bleibt und ihn herausfordernd fixiert. Er kämpft gegen das heftige Verlangen an, sie zu packen.
    »Und wo haben Sie die Kette gefunden?«, löst Jung den Bann auf.
    »Im Eiergestell.«
    Sie erbleicht. »In Karis Eiergestell?« Sie schlägt die Hände vors Gesicht. »Und warum hat man die Kette erst jetzt gefunden?«
    »Schlampige Arbeit. Das metallene Eiergestell verfügt über einen unauffälligen Doppelboden. Wozu der genau dient, weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall gibt er ein ausgezeichnetes Versteck ab. In diesem Gestell kann der Bursche übrigens problemlos 100 Eier transportieren.«
    »Das Gestell wurde eigens für ihn entworfen, das wenigstens hat mir sein Vater erzählt.«
    »Und wessen Fingerabdrücke hat man auf der Kette gefunden?«
    »Das wird im Moment noch abgeklärt.«
    Jung wendet sich von ihm ab und kehrt mit hängenden Schultern zum Sofa zurück. Ihre Erschütterung berührt ihn. »Und was ist mit der DNA-Analyse?«, hört er sie mit matter Stimme fragen.
    »Die haben wir noch nicht bekommen.«
    »Haben sich noch Zeugen gemeldet?«
    »Eine ältere Frau ist auf dem Wolfsgrueb-Parkplatz einem Mann begegnet, auf den die Beschreibung von Edelmann zutreffen könnte. Außerdem hat ein Pärchen angerufen, das in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag in der Höhle übernachtete. Als Iris Brunner im Mondmilchgubel ankam, waren sie gerade im Begriff aufzubrechen. Sie konnten sie genau beschreiben.«
    »Um welche Zeit haben sie sich gekreuzt?«
    »Kurz vor halb elf.«
    »Sind die beiden sonst noch jemandem begegnet, als sie die Höhle verlassen haben?«
    »Nein.«
    »Haben sie den oberen oder den unteren Weg zurück zur Wolfsgrueb genommen?«
    »Den unteren.«
    »Wo hat man Karis Mofa gefunden?«
    »Oben, dort, wo der schmale Pfad vom Wanderweg abbiegt.«
    »Beim liegenden Ahorn?«
    Er nickt.
    »Haben Sie Edelmann noch einmal vernommen?«
    »Er erzählt jedes Mal etwas anderes. Wenigstens gibt er jetzt zu, dass er Iris Brunner durchs Sagenraintobel gefolgt ist. Er will unbedingt, dass ich seinen Meister anrufe.«
    »Und, haben Sie ihn angerufen?«
    »Das habe ich Eisenmann überlassen.«
    »Konnte er ihm weissagen, wer der Mörder ist?«
    »Er behauptet, es zu wissen.«
    »Nun?«
    »Er wollte Geld dafür.«
    »Und?«
    »Wir haben ihn nach Hause geschickt. Bei einem Todesfall bekommen wir häufig Anrufe von Hellsehern. Sie alle bieten eifrig ihre Hilfe an, allerdings meistens nicht umsonst.«
    »Wo ist der Eierkari jetzt?«
    »Zu Hause.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Sein Zustand ist unverändert. Der alte Honegger sagt, dass er Schweißausbrüche und Weinkrämpfe habe und in der Nacht nicht schlafen könne.«
    »Der Bursche tut mir so leid. Wenn er tatsächlich der Mörder ist, warum ist er dann so lange bei Iris geblieben?«
    »Vielleicht, weil er unmittelbar nach der Tat sein Gedächtnis verloren hat.«
    »Aber wie kam dann die Kette in sein Eiergestell?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Vielleicht hat ein anderer sie absichtlich dort hineingetan«, spekuliert sie, »um den Verdacht auf Kari zu lenken. Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
    Er zögert. »Wenn es unbedingt sein muss, bitte.«
    »Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?«
    »Freizeit? Was ist das?«
    »Haben Sie außer Kriminologie noch andere Leidenschaften?«
    Wie soll er ihr erklären, dass, wenn er hart genug arbeitet, er nicht darüber nachdenken muss, was ihm fehlt. »Ich interessiere mich für das Verhalten von Tieren.«
    »Ach ja?«
    »Wenn ich in Pension gehe, werde ich mich an einen Ort begeben, wo ich in der freien Wildbahn ungestört Tiere beobachten kann.« Dass er jeden Tierfilm aufnimmt und so oft er Zeit hat, den Zoo besucht, verschweigt er ihr.

     

Kapitel 14
    »Bist du eine Kundin?«
    »Ja. Ich heiße Viktoria.«
    »Ich kenne dich nicht.«
    »Das macht nichts. Wie geht es dir?« Sie schenkt Kari einen fürsorglichen Blick. In seinem blauen Arbeitsoverall sieht er aus wie immer, doch er strahlt

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