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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Gefahr sehe, die du nicht siehst, sollte ich dich davor warnen und dir verbieten, dich darauf einzulassen.“
    „Aber sagten Sie nicht, dass Sie es für ungefährlich halten?“
    „So ist es. Möchtest du es versuchen?“
    „Ja, doch. Ich glaube, ich bin jetzt sehr neugierig geworden. Wenn ich ein komisches Gefühl bekomme, werde ich sofort aufhören und wegschwimmen.“
    „Genauso solltest du es machen“, sagte Perpetulja. „Ich bleibe in der Nähe.“
    Die Schildkröte zog sich in die umliegende Dunkelheit zurück und Thuna betastete die Wand vor sich, die im Feenlicht blau leuchtete. Dann schloss sie die Augen und legte ihr Ohr an den Stein. Es war eigentlich nicht so, dass es darum ging, etwas zu hören. Wenn sie in den Gedanken anderer Leute schwamm – und das tat sie nur in Au snahmefällen – dann war es ihr Geist, der untertauchte und fremde Bilder in sich aufnahm. Doch die Augen zu schließen und das Ohr an die Mauer zu legen, half ihr, sich zu orientieren.
     
    Erst war es nur dunkel. Thuna suchte, ihr Geist tastete sich voran, suchte nach einem Lebenszeichen jenseits der Mauer, nach Spuren von Gedanken. Erst war da nichts, doch dann, als wäre sie in das Innere eines Traums geschlüpft, umspülten sie starke Eindrücke. Sie sah Licht, Luft und Sonnenschein. Sie roch auch etwas – sie vernahm den Duft einer Blumenwiese und von Wind, der über Gräser und Blüten strich. Es war ein frischer Wind, der von einem schneebedeckten Gebirge kommen mochte.
    Nach kurzer Eingewöhnungszeit fand sich Thuna gut zurecht. Die Person, deren Gedanken sie erforschte, stand außerhalb eines Hauses, einer Hütte vielleicht. Er, ein Mann, sah in die Ferne, nahm all das Licht und die frische Luft und den Duft der Blumen in sich auf und suchte den Himmel ab. Er war sich seiner Stärke bewusst und machte Pläne. Er hatte vor, den Ort, an dem er schon sehr lange lebte, zu verlassen.
    „Mandelia?“, rief er auf einmal und drehte sich nach der Hütte um, aus der er vor nicht langer Zeit getreten sein musste. „Bist du da?“
    Niemand antwortete, denn es war niemand anwesend. Thuna spürte ganz deutlich, dass es nur ein Geschöpf jenseits der Mauer gab und nicht zwei. Doch der Mann, der nach Mandelia gerufen hatte, glaubte eine Antwort erhalten zu haben. Er glaubte, dass eine weibliche Stimme zu ihm gesagt hatte:
    „Ich komme gleich, Torck! Du musst nicht mehr lange auf mich warten!“
    Diese Wahrnehmung in den Gedanken des Gefangenen war Thuna auf unerklärliche Weise nicht geheuer. Sie beschloss, ihre Suche fürs Erste abzubrechen. Sie könnte zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen.
    Thuna löste ihr Ohr von der Mauer und öffnete die Augen. Ihr Geist, der das Unbekannte hinter der Mauer erforscht hatte, befreite sich vorsichtig von den fremden Wahrnehmungen und kehrte zu ihr zurück. Sie tauchte auf aus der Fremde, die sie dort drüben verspürt hatte. Wie immer, wenn sie ihre Nase zu tief in die Gedanken anderer Leute gesteckt hatte, fühlte sie sich unwohl. Wie ein Eindringling, der in geheimen Schubladen gewühlt und sich Dinge angeeignet hatte, die ihm nicht gehörten.
    Thuna stieß sich von der Mauer ab und schwamm ins Dunkle, bis das blaue Feenlicht, das sie umgab, auf Perpetulja traf.
    „Und?“, fragte die Schildkröte.
    „Er weiß nicht, dass er eingesperrt ist“, antwortete Thuna. „Er lebt in einer Hütte, die von einer Blumenwiese umgeben ist. Er will verreisen.“
    „Das haben wir befürchtet.“
    „Er hat den Himmel abgesucht und er hat mit einer Frau gesprochen. Das glaubt er jedenfalls, aber es war niemand da. Er nannte sie Mandelia.“
    „Mandelia!“
    „Wer ist sie?“
    Die Schildkröte wirkte überrascht. Vielleicht ging sie deswegen nicht auf Thunas Frage ein.
    „Hat er freundlich mit ihr gesprochen?“, wollte sie wissen.
    „Ja! Sie sagte zu ihm, er müsse nicht mehr lange auf sie warten.“
    „Das hat sie gesagt? Wie verrückt!“
    „Warum denn?“
    Perpetulja ließ sich Zeit mit der Antwort. Ob sie über Mandelia nachdachte oder überlegte, was sie Thuna verraten durfte und was nicht, konnte Thuna nicht beurteilen.
    „Mandelia war ein Erdenkind“, verriet Perpetulja endlich. „Sie hat die Lilienpapiere unterzeichnet, zusammen mit Barth, Otemplos, Lichtblut und Torck.“
    „Dann waren sie Freunde? Torck und Mandelia?“
    „Über Mandelia ist nur sehr wenig bekannt. Eigentlich nur diese eine Sache: Torck soll sie getötet haben.“
    Thuna erschrak.
    „Warum hat er das

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