Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
getan?“
„Das weiß man nicht so genau“, antwortete Perpetulja ausweichend. „Die Tat könnte der Grund dafür gewesen sein, warum sich die anderen Erdenkinder von ihm abgewendet haben.“
Thuna fiel es schwer, diese Enthüllung zu verkraften. War sie in den Gedanken eines Mörders herumgeschwommen?
„Sie hat sich sehr lebendig angefühlt in seinen Gedanken.“
„Torck lebt in einer Illusion“, erwiderte Perpetulja. „Vielleicht weiß er nichts von dieser Vergangenheit. Vielleicht weiß er nicht mal, wer er ist?“
Thuna fühlte sich nicht gut. Sie wollte diesen Ort verlassen.
„Können wir bitte zurückschwimmen?“
„Natürlich, Thuna!“, versicherte die Schildkrötendirektorin. „Folge mir.“
Kapitel 1 9 : Mädchenbesuch auf Jungenzimmern
Rackiné sorgte am nächsten Morgen für eine Überraschung. Als die Mädchen den Hungersaal betraten, saß der Hase schon dort. Er hockte an einem Erstklässlertisch und vor ihm stand eine Schale mit Brühe, wie es sie in Sumpfloch immer zum Frühstück gab. Als er die Mädchen sah, nahm er die Schale in beide Hasenhände, hielt sie an seinen Mund und nippte daran. Dabei schielte er mit beiden Hasenaugen über den Schüsselrand hinweg und warf den Mädchen einen Blick zu, der so viel besagte wie: ‚Na, das habt ihr nicht erwartet, was?’
„Rackiné!“, rief Maria und ließ sich neben dem Hasen auf die Bank fallen. „Was machst du denn hier?“
„Ich bin eingeschult worden!“
„Von Estephaga?“
Der Hase nickte. Dabei wischte er sich die Brühe, die an seinem pelzigen Maul hängen geblieben war, mit dem Fell seines rechten Arms weg.
„Dann bist du jetzt ein richtiger Schüler?“
Der Hase nickte abermals und daraufhin umarmte ihn Maria voller Stolz.
„Oh, Rackiné, das ist großartig!“
Das waren die Worte, die der Hase hatte hören wollen. Er wirkte sehr zufrieden und keineswegs mürrisch, als auch die anderen Mädchen kamen und ihm der Reihe nach gratulierten. Scarlett konnte es nicht lassen, nachzufragen, ob die Untersuchung in der Krankenstation sehr schlimm gewesen sei. Der Hase witterte Spott und dass er gerade nicht ernst genommen wurde und ließ daraufhin sein Brot so ungeschickt in die Suppe fallen, dass Scarlett einen dicken Spritzer ins Gesicht bekam.
„Na gut“, sagte Scarlett. „Immerhin redest du wieder mit uns.“
„Ihr müsst jetzt verschwinden!“, erwiderte der Hase. „Meine Freunde kommen!“
Die Mädchen sahen sich überrascht um und erblickten vier Jungen, die in den ersten Jahrgang gingen. Es stellte sich heraus, dass sie Rackinés Mitbewohner waren. Der Hase hatte nämlich auch ein Bett in einem Gemeinschaftszimmer bekommen.
„Ich kann ja jederzeit heimlich in meine Bude zurück“, flüsterte er Maria zu.
Maria hatte aber gar nicht so besorgt geguckt, weil sie sich um den Hasen im Gemeinschaftszimmer sorgte, sondern weil ihr die Mitbewohner leid taten, die Rackinés Schnarchen Nacht für Nacht ertragen mussten. Doch die Jungs wirkten ausgeschlafen und gar nicht feindselig gegenüber ihrem neuen Freund. Was erstaunlich war. Hatte Rackiné sich noch keine Unverschämtheiten ihnen gegenüber geleistet?
Die Mädchen sahen ein, dass sie unerwünscht waren, und zogen sich an ihren eigenen Tisch zurück. Dort schüttelten sie ungläubig die Köpfe und schlossen Wetten ab, wie lange Rackiné als Schüler durchhalten würde (und wie lange es dauern würde, bis Rackinés Mitbewohner ihren neuen Freund vor die Tür setzen würden). Nur Lisandra hielt es für möglich, dass der Hase über sich selbst hinauswachsen würde.
„Er hat ein Gesicht zu verlieren“, sagte sie. „Er wird sich anstrengen.“
„Wenn du recht behältst“, meinte Scarlett, „dann werde ich mich vor dir verbeugen, weise Kröte!“
„So weit wird es nicht kommen“, erklärte Thuna. „Rackiné hat noch nie durch Willensstärke geglänzt. Es sei denn, er wollte etwas nicht !“
Das stimmte zwar, dennoch sollte sich die kluge Thuna in diesem Fall täuschen. Rackiné hatte einen Beschluss gefasst und nichts in dieser Welt (oder außerhalb davon) sollte ihn jemals davon abbringen, seinem Vorhaben, bei dem es sich um eine Herzensangelegenheit handelte, treu zu bleiben.
Maria war über die Einschulung ihres ehemaligen Stoffhasen sehr froh, denn seine depressive Verstimmung hatte sie sehr belastet. So hatte sie nun eine Sorge weniger, doch in einem anderen Fall zeigte sich kein Lichtstreifen am Horizont: Der wackere General
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