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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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die fest entschlossen war. „Vielleicht ist mir heute nicht nach Sonne. Ich kann’s nicht erklären.“
    So war es. Thuna konnte es nicht erklären. Sie sah zu, wie ihre Freundinnen das Zimmer verließen und blieb irgendwie betrübt zurück. Lag es daran, dass der ehemalige Stoffhase nicht mehr mit ihr reden wollte? Oder daran, dass sie heute nicht in den Wald gehen konnte? Dass das Wetter so strahlend war und sie weder die Trommelgnome noch Pollux sehen würde?
    Thuna setzte sich auf ihr Bett und erinnerte sich an die rostige Dose mit dem Muster aus blühenden Zwiebeln, von der Grohann gesagt hatte, dass sie sie behalten solle. Thuna zog die Dose aus ihrer Rocktasche und öffnete sie.
    Ein Duft stieg aus der Dose empor, der sehr an die wilde, wunderbare Magie erinnerte, die von Grohann auszugehen pflegte. Außerdem war da ein schwaches blaugrünes Licht, das über dem Staub flackerte. Thuna hob die Dose hoch, schnupperte vorsichtig daran und versuchte, die kleinen Flammen aus blaugrünem Licht genauer ins Auge zu fassen. Dabei fielen ihr mal wieder die glatten Haare ins Gesicht und ein wenig von dem Flackern sprang auf ihre Haarsträhnen über. Wie Efeu kletterten winzige grüne Flammen an ihren Haaren empor und verschwanden. Es kitzelte sie angenehm.
    Thuna nahm ein wenig von dem Staub zwischen die Fingerspitzen ihrer rechten Hand. Sie hielt den Staub vor ihr Gesicht und blies ihn von sich fort . Grünblaue Zauberwirbel kringelten sich wie Pflanzen in der Luft und wurden dann unsichtbar. Thuna beobachtete es fasziniert. Es gefiel ihr. Vielleicht hatte sie bisher die falschen Erwartungen an ihren Sternenstaub gehabt. Sie hatte gedacht, dass er ihr Zauberkräfte verleihen und ihr damit etwas geben würde, das sie normalerweise nicht hatte. Jetzt kam ihr die Idee, dass der Staub womöglich nur sichtbar machte, was ohnehin in ihr existierte: eine Magie der Natur, die so wild und wirbelnd und aufregend war wie die unsichtbaren Zeitlupen-Explosionen, die sie in Grohanns Nähe immer verspürte. Genau diese Magie machte den Wald zu dem Ort, den sie so liebte. Aber musste sie in den Wald gehen, um diese Magie zu finden? Oder hatte ihr Grohann beibringen wollen, dass diese Magie in ihrem Inneren wohnte und sie jederzeit darüber verfügen konnte?
    Sie strich noch einmal vorsichtig mit der Fingerspitze über den Staub in der Dose, freute sich über die grün brennenden Kringeln, die sie damit hervorbrachte, und schloss den Deckel. Die Dose verstaute sie in ihrer Nachtischschublade, damit sie beim Tauchen nicht unnötig nass wurde. Dann machte sie sich auf den Weg zur unterirdischen Bootsanlegestelle.
     
    Es machte Thuna gar nichts aus, bei diesem schönen Wetter im Dunkeln zu sein. Es beruhigte sie sogar. Was hatte Grohann über den Sternenstaub gesagt? Er verträgt kein direktes Sonnenlicht. Deswegen hatte sich der Steinbockmann so gedreht, dass sein Schatten auf den Staub gefal len war. Auch der böse Wald war weniger magisch gewesen ohne die Blätter an den Bäumen, die das Innere des Waldes im Sommer ins Dämmerlicht tunkten. Da war etwas, das Thuna plötzlich zu verstehen glaubte: So wie ihre Vernunft früher ihre feenhafte Natur zum Schweigen gebracht hatte, ließ auch das Sonnenlicht die Feenmagie verblassen, die im Halbdunkel blühte. Daran war nichts Schlechtes. Für alles gab es den richtigen Moment und das richtige Maß: Vernunft und Natur, Licht und Schatten, Wachen und Träumen, Verstand und Magie.
    Von der unterirdischen Bootsanlegestelle aus ruderte Thuna die vielen finsteren Kanäle entlang, bis sie bei dem Wasserfall ankam, hinter dem sich das Feenmaul verbarg, eine verlassene Grotte, die den Eingang zu einer wunderbaren Unterwasserwelt darstellte. Thuna durchquerte den Wasserfall, schaltete in der Grotte ihre Unterwassertaschenlampe an und ließ sich ins warme Wasser sinken.
    Ihre Fähigkeit, unter Wasser zu atmen, fühlte sich an, als ob etwas Kühles, Befreiendes durch ihre Adern strömte. Gleichzeitig begannen ihre Haare zu leuchten, ein blaues Licht ging von ihnen aus – das musste Feenlicht sein! Thuna schaltete ihre Taschenlampe aus, um zu sehen, ob das blaue Licht hell genug wäre, um ihr den Weg zu weisen, doch es machte nur das Wasser schön blau. Wenn Thuna mehr sehen wollte als ihre unheimlich tanzenden Haarsträhnen im blauen Licht, musste sie die Taschenlampe wieder anschalten.
    Thuna tauchte tiefer, bis sie den schwarz-weiß-gemusterten Boden am Grund der Grotte erreichte. Hier waren die

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