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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Bodenputzerfische wieder fleißig gewesen, denn kein Schlick lag herum und auch die Mosaike an den Grottenwänden waren deutlich zu erken nen. Thuna studierte die Bilder: den Meermann, den sie schon kannte, und an anderen Stellen wilde Unterwasserpferde und Narwale, die ihre Stoßzähne gegen drachenartige Meeresungeheuer erhoben.
    Perpetulja ließ sich nicht lange auf sich warten. Sie tauchte plötzlich in dem prächtigen Unterwasser-Saal auf und trug wie beim letzten Mal ein Licht um ihren Hals, das es Thuna erlaubte, ihre Taschenlampe auszuschalten.
    „Thuna!“, rief die Schildkröte, deren Stimme unter Wasser deutlich und kraftvoll war, ganz anders als an der Luft. „Danke, dass du so schnell gekommen bist!“
    „Warum wollten Sie mich sprechen?“, fragte Thuna. „Lissi meinte, es sei dringend?“
    Die Schildkröten-Direktorin schwamm in einem eleganten Kreis um Thuna herum und winkte sie in einen der schwarzen Tunnel, die aus der Grotte wegführten.
    „Komm mit!“, rief sie. „ Ich zeig’s dir !“
    Der Weg, auf dem Perpetulja ihren Gast durch Sumpflochs Unterwasserwelt führte, war Thuna unbekannt. Ganz bestimmt hatte sie die Schluchten, die sich jetzt unter ihr auftaten, noch nie gesehen. Darin wuchsen Pflanzen, so groß wie Bäume, und Muscheln bedeckten deren Stämme. Auch ein großer Brunnen, aus dem eine tintenschwarze Flüssigkeit austrat, die sich in wilden Mustern im Wasser verlor, war so beeindruckend, dass er Thuna beim letzten Mal bestimmt aufgefallen wäre.
    „Wir schwimmen zum Gefängnis“, erklärte Perpetulja, als sie Thunas staunenden Blick bemerkte. „Man erreicht es auf verschiedenen Wegen, doch nur mit mir. Wer es ohne mich versucht, wird das Gefängnis nicht finden und sich schrecklich verirren.“
    „Aber Hanns und Grindgürtel wussten letztes Jahr, wie sie zu dem Gefangenen kommen.“
    „Nein, sie wussten nur, wie sie zu mir kommen. Ich sage es ungern, aber bei der ganzen Geschichte bin ich das schwächste Glied. Wer den Wächter kontrollieren kann, findet das Gefängnis. Und den Wächter kontrolliert man, indem man ihm den Schlüssel bringt.“
    „Den heiligen Riesenzahn?“
    „Ja. Hätten sie den Riesenzahn bei sich gehabt, hätte ich sie zu dem Gefängnis bringen und es für sie öffnen müssen.“
    „Wie konnten sich die Feen damals so sicher sein, dass der Riesenzahn keinem Feind in die Hände fällt?“
    „Sie müssen sich sehr sicher gewesen sein“, meinte Perpetulja. „Aber die genauen Zusammenhänge kennen wir nicht mehr. Wir können uns nur darüber wundern.“
    Je näher Thuna und Perpetulja dem Gefängnis kamen, desto stärker wurde das blaue Licht, das von Thuna ausging. Ob es die Nähe des Gefangenen war, die das bewirkte, oder die Feenmagie, mit der der Gefangene gebannt worden war und die auch heute noch fortwirkte, das wusste auch Perpetulja nicht zu sagen.
    „Hörst du das Rauschen?“, fragte sie.
    Thuna lauschte.
    „Meinen Sie das Geräusch, das wie ein trauriges Rufen klingt? Nur gleichmäßiger?“
    „Ein trauriges Rufen?“, wiederholte Perpetulja. „Das ist interessant, dass du es so nennst. So hören sich unter Wasser die Erschütterungen an, die der Gefangene durch seine Unruhe hervorruft. Es ist das gleiche Geräusch, das man nachts in der Festung als Brummen wahrnimmt.“
    „Sie glauben, der Gefangene versucht auszubrechen?“
    „Nicht im praktischen Sinne. Er gräbt keinen Tunnel oder so etwas. Sondern er begreift allmählich, dass er eingesperrt ist. Das vermute ich. Er durchschaut die Illusion, die ihm vormacht, er sei frei!“
    Es war eine furchtbare Vorstellung für Thuna, dass jemand seit Jahrtausenden in der Tiefe der Erde gefangen saß, ohne es zu wissen. Eingewickelt in einen Traum, der ihm vorgaukelte, er sei gar kein Gefangener.
    „Sie sagten mal, dass ihn Feenlicht beruhigt?“
    „Das heißt es. Zu der Zeit, als Estherfein und ihr Volk in den Wäldern wohnten und durch diese Gänge schwammen, war der Gefangene ganz still. Man hörte nichts von ihm.“
    „Und warum schwimmen wir zum Gefängnis?“
    „Ich wollte dich um etwas bitten.“
    „Ja? Um was denn ?“
    Die Schildkröte drehte sich nach Thuna um . Sie schien zu schweben , da sie ihre Be ine nicht bewegte, sondern still im Wasser stand. Thuna und Perpetulja befanden sich gerade über einem Gestrüpp aus buschigen Algen und das runde Licht, das die Schildkröte um den Hals trug, leuchtete wie ein gelber Mond. Hätte es Thuna nicht besser gewusst, sie hätte

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