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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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hoch.“
    Maria führte Scarlett zielsicher zu der Metalltür mit dem Fenster, das von dünnen Drähten durchzogen war. Die Tür sah kein bisschen schöner aus als beim letzten Mal und auch der Blick durch das Fenster gefiel Maria nicht besser. Es war ein sonniger Tag, drüben in Augsburg. Es standen weniger wartende Menschen herum, doch ihre Gesichter wirkten genauso ruhelos wie beim letzten Mal.
    „Ist er da?“
    „Nein, bis jetzt nicht .“
    Maria trat zurück, um die ungeduldige Scarlett ans Fenster zu lassen.
    „Und?“, fragte Maria nach einer ganzen Weile, in der Scarlett nur geschaut und gar nichts gesagt hatte.
    „Kaum zu glauben“, murmelte Scarlett, ohne ihre Augen von dem kleinen Fenster abzuwenden. „Aus dieser Welt kommt ihr alle? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Sie sieht so … ooooh, da ist er! Ich sehe ihn! Maria, ich sehe ihn!“
    Maria hielt sich die Ohren zu, so laut schrie Scarlett. Wollte Scarlett, dass man sie in ganz Augsburg hörte?
    Scarlett klopfte an die Scheibe, winkte und drückte ihr Gesicht gegen das Glas.
    „Hallo, Gerald, siehst du mich?! Hier, schau hierher! Jaaaa! Er sieht mich, er sieht mich!“
    Maria drückte sich neben Scarlett ans Fenster, um auch einen Blick nach drüben zu erhaschen. Tatsächlich, da kam Gerald den Bahnsteig entlang. Er sah anders aus als sonst. Das musste an der Kleidung liegen. Man erkannte seinen Stil wieder – schlicht und schick – aber alles sah eine Spur praktischer und nüchterner aus als in Amuylett. Genauso wie der Bahnhof mit seinen grauen Wegen und den schmucklosen Lampen. Es war eben eine fremde Welt. Aber dieser Gerald aus der fremden Welt sah gut aus. Die glatten braunen Haare waren unter einer Mütze verschwunden , die braunen Augen leuchteten im Sonnenlicht und er lachte. Wie sie Gerald so den Bahnsteig entlanglaufen sah, wurde Maria für einen klitzekleinen Moment klar, was für ein unverschämtes Glück Scarlett doch hatte. Dass so ein Junge über beide Ohren in sie verschossen war!
    Maria dachte normalerweise nicht über real existierende Jungs und die Liebe nach (in Büchern war das was anderes), doch beim Anblick von Gerald kam ihr der Gedanke, dass es noch mehr Jungen in Amuylett gab und dass ja vielleicht einer darunter sein könnte, der ähnlich gut aussah und sich in ein Mädchen wie Maria verlieben würde. Vielleicht. In Gedanken ging Maria die Jungen durch, die in Sumpfloch zur Schule gingen und sortierte sie nach Attraktivität, wurde aber von Geralds Ankunft an der Tür aus dieser Beschäftigung gerissen. Er tippte zur Begrüßung gegen das Glas und Scarlett tippte zurück.
    Nun wurde es spannend. Sie wussten nicht, ob auf der anderen Seite der Tür eine Klinke, ein Knauf oder sonst irgendwas war, womit man sie öffnen konnte. Sie sahen nur, dass Gerald den Blick senkte und etwas mit seinem Arm machte. Dann warf er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür und langsam, als sei sie sehr schwer, ging sie in Scarletts Richtung auf. Scarlett und Maria traten zurück und konnten es kaum glauben, als Gerald seinen Kopf durch die Öffnung steckte.
    „Na, Mädels? Wie haben wir das gemacht?“
    Scarlett jubelte, doch Maria hatte noch nicht vergessen, was Ritter Gangwolf ihr hatte ausrichten lassen: nämlich dass das, was sie hier gerade taten, viel zu gefährlich war.
    „Gerald, bist du dir sicher, dass du reinkommen willst?“, fragte sie.
    „Ja, deswegen bin ich hier!“
    „Aber dein Vater hat gesagt …“
    „Er ist nicht allwissend. Er vermutet nur, dass wir es nicht tun sollten.“
    „Und wenn er richtig vermutet?“
    „Dann werden wir’s merken und sind schlauer als vorher“, sagte Gerald mit dem Kopf in der Spiegelwelt und mit den Füßen in Augsburg stehend. „Wir werden es vorsichtig ausprobieren, Schritt für Schritt. Heute komme ich zu euch rüber, bleibe fünf Minuten und gehe wieder zurück.“
    „Ja, aber denk dran, etwas zwischen die Tür zu klemmen, denn wenn sie zufällt, hast du einen langen Rückweg!“
    Gerald zog die Tasche, die er um die Schulter hängen hatte, über den Kopf und stellte sie in den geöffneten Zwischenraum zwischen Türrahmen und Tür. Dann öffnete er die Tür noch ein Stück weiter, drückte sich durch die Lücke, und ließ die Tür ganz sachte gegen seine Tasche fallen. Als er die Tür losließ, stand er wirklich und leibhaftig hier in Marias Spiegelwelt.
    „Meine Güte!“, rief Scarlett. „Ich liebe diese Tür!“
    „Die Tür?“, fragte er. „Nicht eher

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