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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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und dass ich meinen Posten nicht verlassen darf …“
    „Hach, dann gib halt her!“, rief Wanda Flabbi und riss dem Boten den Brief aus der Hand. „Alles muss man hier selbst machen!“
    Die gute Krötenfrau steckte den Brief in ihre Schürze und nickte Haul und Lisandra im Vorbeigehen zu.
    „Arme Kinder“, sagte sie. „Hoffentlich trifft den Alten bald der Schlag!“
    „Wohl kaum“, erwiderte Haul. „Aber danke für Ihr Mitgefühl, Frau Flabbi.“
    Sie du rchquerten das Tor, das der Molchdiener zuvorkommend für sie aufhielt, und eisige Kälte und beißender Wind schlugen ihnen entgegen.
    „Was kann man von einem Mann lernen, den alle hassen?“, schrie Lisandra ins Heulen des Windes hinein.
    „Töten!“, rief Haul. „Selbstüberwindung, Aufmerksamkeit und Schnelligkeit. Vor allem aber das, was man niemals von alleine und ohne Not lernt: Übermenschliches!“
    „Kann ich drauf verzichten!“
    „Siehst du, deswegen ist er ein guter Lehrer! Er zwingt dich zu dem, worauf du lieber verzichten würdest.“
    Lisandra stapfte neben Haul durch den Schnee und wünschte sich sehnsüchtig in den warmen Hungersaal zurück.
    „Bereust du es?“, fragte sie, als sie die Brücke überquerten, die so eingeschneit war, dass man die steinernen Greife, die sonst darauf saßen, nicht mehr sehen konnte.
    „Was? Dass ich bei ihm Unterricht nehme?“
    „Ja!“
    „Frag mich noch mal, wenn der Winter vorbei ist!“
    „Gut“, sagte Lisandra. „Wenn ich dann noch lebe und den Mund aufbekomme, werde ich das tun.“
     
    Sie verließen die Straße und schlugen sich mühsam durch knietiefe Schneeverwehungen , bis sie eine von Bäumen umstandene Ebene erreichten, die im Sommer und Herbst für Matschkürbis -Turniere und anderen Sportarten verwendet wurde , die ein Spielfeld benötigten. Gerade war kein Spielfeld zu sehen, sondern nur ein platt getretener Halbkreis zwischen hohen Schneemauern, in dem Yu Kon und Hanns sich duellierten. Das Duell lief so ab, dass Yu Kon mit den Armen in der Luft herumfuchtelte und Hanns, der ihm gegenüberstand, immer wieder zu Boden geschmettert wurde, ohne dass Yu Kon ihn berührte. Hanns’ Erfolge bestanden lediglich darin, zwischendurch auf die Beine zu kommen und vielleicht jedem fünften unsichtbaren Schlag auszuweichen. Lisandra wurde alleine vom Zusehen schlecht , denn ein e inziger dieser Schläge, die Hanns in den Schnee hauten, hätte ausgereicht, sie für eine Woche bewegungsunfähig zu machen.
    „Sag nichts, bloß nicht stören“, raunte Haul ihr zu, als sie den Halbkreis im Schnee erreicht hatten, in dem der Kampf stattfand.
    Lisandra war gern vorlaut, zugegeben, aber den Tipp hätte sie nicht gebraucht. Es hätte sie gerade Überwindung gekostet, überhaupt einen Laut von sich zu geben, so eingeschüchtert war sie.
    Nach einer unerträglich langen Leidenszeit für Hanns senkte der Meister des schneefarbenen Todes endlich seine Arme und entließ den Schüler aus seiner Gewalt. Hanns sackte in die Knie, lehnte sich an die Schneewand in seinem Rücken und blieb erst mal benommen sitzen.
    Lisandra hatte Yu Kon noch nie aus der Nähe gesehen. Im Grunde ähnelte er diesen alten Männern, die in Kutten durchs Land zogen und bettelten, wahlweise für die alten Götter, die Armenspeisung in den Städten, die Organisation versehrter Zauberer oder die unerlässliche Verschriftlichung eines seltenen Kobold-Dialekts. Der Geldmorgul jagte sie alle davon und nicht wenige verhedderten sich auf der Flucht mit den Füßen im Saum ihrer Kutte, flogen der Länge nach hin und offenbarten so manch wunderlichen Einblick – wie zum Beispiel der kleine, bucklige Alte, der sich als stumm ausgegeben hatte, dem aber bei seinem Sturz fünf goldene Kuckucksuhren aus dem Mantelfutter gekullert waren, woraufhin er wütend geflucht hatte. So war die Geschichte Lisandra erzählt worden, doch Lisandras Mutter meinte, die Geschichte habe sicher die eine oder andere Ausschmückung erfahren, denn Kuckucksuhren gab es nicht so häufig, schon gar keine goldenen.
    Yu Kon hatte sicher keine einzige Kuckucksuhr unter seiner Kutte, weder golden noch aus gewöhnlichem Holz. Sein langes, schneeweißes Haar war zerzaust und an den Spitzen völlig verfilzt. Er hatte mehrere Knoten in seine Haare und den langen Bart geschlungen, weil das wahrscheinlich praktischer war, doch genauso gut hätte er sie auch einfach abschneiden können, aber davon hielt der alte Mann wohl nichts.
    Seine Augenbrauen waren weiß und buschig und

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