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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Hanns lenkte ein.
    „Wir sind beide nicht umsonst hier“, sagte er. „Das Schicksal hat uns alle an denselben Ort geführt, weil sich hier entscheidet, was aus unserer Welt wird.“
    „Er wird nichts Gutes sein, fürchte ich.“
    „Warum?“, fragte Hanns. „Du kannst doch dafür sorgen, dass es etwas Gutes sein wird!“
    „Du kannst das vie lleicht. Ich bin froh, wenn mich niemand verjagt. Böse Crudas sind keine Spezialistinnen für das Gute. Auch wenn du das vielleicht anders siehst.“
    „Natürlich sehe ich das anders. Wären wir sonst befreundet? Du warst zwar unbeliebt früher, aber du hast den anderen nichts getan. Jedenfalls nicht absichtlich.“
    „Mir wurde erst später klar, dass ich einiges angestellt habe, ohne es zu merken. Weißt du noch, wie alle die Bohnenseuche bekommen haben, nur du und ich nicht?“
    Hanns lachte.
    „Ja, das war hart! Ich habe dann jeden Tag dafür gesorgt, dass deine Haare nass werden, damit es vorbeigeht.“
    „Ach, hast du?“
    „Ja, ich hab dich immer getunkt und du wurdest fuchsteufelswild. Aber du konntest mir nichts tun, denn mit nassen Haaren bist du ja wehrlos wie eine Maus!“
    „Pssst!“
    „Hier ist keiner. Ich würde es merken, wenn wir belauscht werden.“
    „Trotzdem solltest du es nicht mehr laut sagen. Es geht um mein Leben!“
    Hanns versprach es und Scarlett bedankte sich im Nachhinein fürs Tunken. Denn nur so war die Bohnenseuche, die Scarlett unbewusst herbeigerufen hatte, ohne schlimmere Folgen für die Waisenhausbewohner vorübergegangen.
    Scarlett stellte fest, dass sie mit Hanns wesentlich mehr anfangen konnte als vor einem Jahr. Er hatte ihr damals nie erzählt, was er wirklich dachte, was ihn berührte oder was er sich erträumte, denn er hatte ihr vormachen müssen, dass er nur ein armer Junge sei, der besessen war von der Geschichte Sumpflochs. Seine Erkundungstouren durch die unterirdischen Gänge der Festung hatten sie gelangweilt und seine Vorträge über Sumpflochs Geschichte noch viel mehr. Im Nachhinein wurde ihr klar, dass sie einem groß angelegten Ablenkungs- und Täuschungsmanöver erlegen war. Die Wahrheit über Hanns war schöner, aber auch komplizierter. Sie mochte ihn und sie verbrachte gerne ihre Zeit mit ihm. Obwohl sie ihm nicht so richtig über den Weg traute und ihr Herz einem anderen gehörte.
    An dem Abend, als Viego Vandalez von seiner Reise zurückkehrte, saßen sie auch an dem einsamen Feuer und gruben Erinnerungen aus. Es tat gut, über die Kinderjahre zu reden, die Scarlett im Nachhinein unbeschwert und heiter vorkamen. Weder sie noch Hanns hatten hohe Ansprüche an ihr Leben gestellt. Sie sahen in der guten Fischfrau Eleiza Plumm ihre Mutter, hatten meistens genug zu essen gehabt, ein Bett zum Schlafen und ein Dach über dem Kopf. Mehr konnte ein Waisenkind in Finsterpfahl nicht erwarten. Außerdem hatten sie einander gehabt. Sie hatten sich nicht einsam gefühlt und lebten von Tag zu Tag, ohne Angst, voller Zuversicht. Es war schön für Scarlett, sich an diese Zeit zu erinnern.
    Es wurde spät an diesem Abend und als sie das Feuer verließen und durch die dunklen Flure ins Mittelhaus zurückkehrten, waren die meisten anderen Schüler schon schlafen gegangen. Im Gegensatz zum letzten Jahr wohnte Hanns nicht mehr bei den anderen Schülern. Er und Haul hatten zwei der schönsten Gästezimmer bezogen, die Sumpfloch zu bieten hatte. Die Ironie des Schicksals wollte es so, dass sie ausgerechnet neben der Wohnung von Herrn Winter wohnten, in der Gerald sein halbes Leben verbracht hatte. So kam es, dass Scarlett immer genau an dem Treppenabsatz Gute Nacht zu Hanns sagte, an dem sie sich schon oft von Gerald verabschiedet hatte.
    Heute wünschte sie Hanns viel Glück für den nächsten Tag (Yu Kon hatte seinen Schülern einen Schwertkampf angedroht und der v ersprach, blutig zu werden). Hanns meinte, sie solle lieber Haul und Lisandra Glück wünschen, denn er habe Angst, dass er die beiden aus Versehen aufspieße. Das war nämlich Yu Kons Methode, kleine Unaufmerksamkeiten zu bestrafen: Er sorgte dafür, dass dem nachlässigen Schüler das Schwert ausrutschte, damit es seine Freunde traf.
    „Ich wünsche euch allen Glück“, sagte Scarlett. „Es wird nur nichts nützen.“
    „Nein, wird es nicht“, sagte Hanns mit einem wehmütigen Lächeln. „Aber es hört sich trotzdem gut an.“
    Dann trennten sie sich und Scarlett wanderte durch die halbe Festung zu dem Gebäude mit den ungeraden Zimmernummern. Unterwegs

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