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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Vielleicht hatte sich Yu Kon Zugang zu anderen Welten verschaffen wollen? Oder er hatte es darauf abgesehen, die Bücher zu studieren, die dort herumstanden, weil sie womöglich prophetische Informationen enthielten? Jedenfalls hatte er nicht davor zurückgeschreckt, Maria zu schaden und sie für seine Zwecke zu vereinnahmen, und das ließ tief blicken. Gegen den kaltblütigen Yu Kon wirkte selbst der Steinbockmann noch umgänglich.
    Maria wagte es nicht, noch einmal heimlich in ihre Spiegelwelt zu klettern. Sie dachte oft an die Verwüstung, die die Hermeline dort angerichtet hatten, an die zertretenen und zerplatzten Tiere, das Blut und die kalte Düsternis dieser schrecklich Nacht. Sie hatte Angst, dass ihre Spiegelwelt nie wieder so sein würde wie früher. Es fiel ihr darum nicht schwer, sich von den Spiegeln fernzuhalten, bis Viego von seiner Reise zurückkehren und hoffentlich Nachrichten von Gangwolf und Gerald mitbringen würde.
     
    Die Freundschaft von Geicko und Lisandra nahm einen unglücklichen Verlauf. Drei Tage, nachdem Geicko Lori Klamm geküsst hatte und Lisandra von Haul geküsst worden war, begegneten sie sich zufällig im Gang zwischen Mittelhaus und Trophäensaal. Sie grüßten einander und machten den Versuch, ein paar Sätze miteinander zu reden, was furchtbar peinlich wurde und beide in Verlegenheit brachte. Denn sie stotterten herum und versuchten mit aller Macht, das Thema Haul und Lori auszusparen. Das Gespräch verlief so unangenehm, dass sie sich schnell voneinander verabschiedeten und von da ab einen Bogen umeinander machten. Es war nicht leicht für Lisandra, da sie doch jedes Mal, wenn sie Geicko aus der Ferne sah, immer noch dieses Gefühl von tiefer Freundschaft und Verbundenheit spürte. Aber der Weg zu ihm war verbaut, sie blieb stecken, sobald sie ihn suchte. Vielleicht gab es den alten Geicko, der ihr bester Freund gewesen war, gar nicht mehr. Er hatte sich verändert, genauso wie sie sich verändert hatte. Sie konnte sich aber trotzdem nicht erklären, was eigentlich schief gelaufen war. Außer dass sie wohl zu blauäugig gewesen war, weil sie geglaubt hatte, dass Geicko nichts Besseres zu tun hatte, als für immer an ihrer Seite zu bleiben, egal, wie wenig sie für ihn tat.
    Mit Haul war das anders. Lisandra wollte unendlich viel über ihn wissen, über die ganzen hundertzwölf Jahre, die er nun schon ein Gespenst war, und die Zeit davor. Doch Haul war nicht immer auskunftsfreudig. Über sein richtiges Leben und vor allem über seinen Tod wollte er überhaupt nicht sprechen. Lisandra erfuhr auch nur wenig über die vielen Jahrzehnte danach. Am liebsten redete Haul über die Zeit, die er zusammen mit Hanns in Fortinbrack verbracht hatte. Als Grindgürtel Hanns adoptiert und mit nach Fortinbrack gebracht hatte, war er ungefähr zehn Jahre alt gewesen – sein genaues Geburtsdatum war unbekannt. Damals gehörte Haul noch zur Leibgarde von Grindgürtel. Doch er freundete sich schnell mit Hanns an, weswegen Grindgürtel ihn zu Hanns’ erstem Leibwächter machte.
    „Du hast dich mit einem Zehnjährigen angefreundet?“
    „Er war kein gewöhnlicher Zehnjähriger“, sagte Haul. „Er war von Anfang an so schlau wie ein Erwachsener. Nur seine Interessen waren im ersten Jahr etwas … kindlich. Das hat sich aber schnell gegeben. Nachdem er mal begriffen hatte, dass ihm Grindgürtel beibringt, mit echten Soldaten, Schiffen und Eisbären umzugehen, waren ihm die Spielsachen egal.“
    „Und jetzt seid ihr ungefähr gleich alt.“
    „Wir fühlen uns schon lange gleich alt. Wir werden uns immer gleich alt fühlen, auch wenn er mal dreißig oder vierzig ist.“
    An dieser Stelle wechselten sie für gewöhnlich das Thema, um nicht noch schwierigere Fragen zu berühren, die Hauls Gespensterexistenz betrafen. Haul wollte sehr viel über Lisandra wissen, aber sie fand, dass es eigentlich nicht viel zu erzählen gab. Die Jahre in Schwammling beim Geldmorgul waren sehr gleichförmig vergangen, nichts Außergewöhnliches war dort jemals passiert, aber Haul konnte nicht genug Geschichten über den Morgul hören und fand alles, was Lisandra über ihn erzählte, lustig.
    Die Teilnahme am gemeinsamen Unterricht war für Lisandra schwieriger geworden. Denn sie konnte kaum zusahen, wenn Yu Kon auf Haul eindrosch, um ihm angeblich etwas beizubringen, und Haul einen Schlag nach dem anderen einsteckte, bis er entweder im Schnee zusammenbrach oder wegen einer ernsten Verletzung zur Krankenstation

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