Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
Vom Netzwerk:
Unangreifbarkeit. Er hat keine Lippen und keine Stimmbänder, er ist nicht da. Also kann er nicht antworten.“
    „Und woher wissen wir, wann er nach drüben geht?“
    „Ich nehme an, er ist schon drüben. Jetzt können wir nur noch warten.“
    Maria nickte und wartete. Sie wartete lange. Irgendwann setzte sie sich auf den Boden im Flur und legte ihren Kopf mit geschlossenen Augen auf die Knie, um nicht mehr in die tote Welt auf der anderen Seite starren zu müssen. So verharrte sie und Minuten zogen sich wie Stunden. Als sie schon nicht mehr daran glaubte, dass alles gut werden könnte, erklang eine Stimme an ihrem Ohr.
    „Ich bin wieder da, Maria!“
    Sie hob den Kopf und sah, wie Gerald vor ihren Augen erschien, erst schwach, dann immer deutlicher. Er sah ernst aus und seine braunen Augen glänzten feucht, ebenso wie seine Haare, die ihm an der Stirn klebten. Aber er lebte und er sah unverletzt aus.
    „Geht es dir gut?“, fragte sie. „Alles in Ordnung?“
    „Ja, es geht mir gut“, sagte er und jetzt konnte sie ihm die Erleichterung deutlich anhören. „Ich kann dort überleben.“
    Maria kamen die Tränen. Selbst der Steinbockmann schien nicht so ungerührt zu sein wie sonst. Die Anspannung fiel sichtlich von ihm ab und auf seinem Gesicht machte sich die Spur eines Lächelns breit.
    „Danke, Gerald“, sagte er. „Das war ein entscheidender Schritt.“
     
    Maria schloss die Tür und sie kehrten eilig in den gemütlicheren Teil des Schlosses zurück. Gerald war erschöpft und ließ sich auf den ersten Sessel fallen, den er fand.
    „Es ist furchtbar anstrengend“, sagte er. „Ich muss es üben. Diese Welt lastet wie ein riesengroßer Druck auf mir, wenn ich sie betrete. Ich kann ihr kaum standhalten, jedenfalls am Anfang. Später ging es besser, nachdem ich mich daran gewöhnt hatte. Ich bin nicht weit gegangen, aber nach allem, was ich gesehen habe, gibt es dort Ruinen und die Überreste von Straßen. Aber kein Leben. Nichts wächst da, der Himmel ist leer, ohne Wolken oder Sterne. Er ist nicht ganz dunkel, eher so, wie kurz nach Sonnenuntergang, nur dass er keine Farbe hat.“
    „Hast du etwas von einer Wunde gesehen oder gespürt?“, fragte Grohann. „Von der Wunde, die du angeblich schließen kannst?“
    „Nein. Ich bin nur herumgelaufen und habe mich darüber gewundert, dass es diesen verlassenen, toten Ort gibt und dass er sich in all der Zeit, die seit seinem Sterben vergangen sein muss, kaum verändert hat. Man sollte meinen, die Ruinen wären eingestürzt, die Straßen zersprungen, aber es ist nicht so.“
    „Veränderung setzt Leben voraus“, sagte Grohann. „Sie braucht Bewegung, etwas wie Wind und Wetter und natürlich die Zeit. Es kann keinen Verfall geben, wenn es keine Zeit mehr gibt.“
    „Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass Amuylett eines Tages so aussieht!“, sagte Gerald. „Das darf nicht passieren!“
    „Möchtest du vielleicht jetzt einen Tee?“, fragte Maria.
    „Ja. Ja, bitte.“
    „Sie auch, Grohann?“
    Der Steinbockmann schüttelte den Kopf.
    „Wenn es euch nichts ausmacht“, sagte er, „lasse ich euch jetzt allein. Ihr werdet ja keine Dummheiten anstellen und auch das Treppenhaus nicht noch einmal betreten?“
    „Ganz sicher nicht!“, rief Gerald.
    „Für heute haben wir genug“, pflichtete ihm Maria bei.
    Im nächsten Raum befand sich ein sehr altmodisches Bad mit einem großen Standspiegel. Seine Silberfläche war verzerrt und sowohl Maria als auch der Steinbockmann sahen darin aus wie dürre, lange Kobolde.
    „Er funktioniert trotzdem“, sagte Maria. „Ich hab e ihn schon mal ausprobiert!“
    Maria beschloss, die Art und Weise, wie sie Gäste in ihre Spiegelwelt hinein- und wieder hinausführte, zu vereinfachen. Denn wenn sie es realistisch betrachtete, würde sie noch viele Leute durch ihr Reich führen müssen. Sie steckte daher eine Hand in den Spiegel und vergewisserte sich mit einem kurzen Blick durchs Glas, dass sich ihre Hand im Trophäensaal in Sumpfloch befand. Ja, da war sie!
    „Versuchen Sie’s“, sagte Maria. „Ich könnte mir vorstellen, dass es reicht, wenn ich nur mit der Hand drüben bin. Ich glaube, ich kann den Spiegel für andere durchlässig machen, indem ich hineingreife.“
    Der Steinbockmann leistete Marias Aufforderung keine Folge, zumindest noch nicht, sondern überraschte sie mit der Äußerung:
    „Es gab schon mal so ein Mädchen wie dich, Maria.“
    „Wie bitte?“
    „Es lebte in so einem Schloss wie

Weitere Kostenlose Bücher