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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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sondern auch um seine Seele. Wie sollte er das verkraften? Wieder musste Maria an Geraldine denken, die es nicht verkraftet hatte, und ihre Füße wurden bei jedem Schritt schwerer, bis sie schließlich stehen blieb.
    „Muss das wirklich sein?“, fragte sie.
    „Ja“, sagten Gerald und Grohann wie aus einem Mund.
    Hierauf setzte sich Maria wieder in Bewegung, gegen ihren Willen, nur der Pflicht gehorchend. Bald war die letzte Flügeltür durchschritten und sie traten in das grüngraue Licht des Treppenhauses, das Maria noch nie geheuer gewesen war, das sie jetzt aber innig verabscheute.
    „Die Tür, hinter der sich die tote Welt befindet, gibt es wirklich, nicht wahr?“, fragte Gerald. „Ich meine, irgendwo in Amuylett?“
    „Ja“, antwortete Grohann, während sie die Treppe in den ersten Stock hinaufstiegen. „Das erste Erdenkind muss den Durchgang geschaffen haben. Es ist für viele Türen und Tore in Amuylett verantwortlich, die es früher nicht gab.“
    Gerald nickte erstaunt, so als hätte ihm Grohann etwas verraten, das er noch nicht wusste. Tatsächlich war er aber im Bilde. Ritter Gangwolf, sein Vater, hatte etliche Durchgänge erschaffen, vor allem früher, als er sich der Tragweite dessen, was er tat, noch nicht bewusst gewesen war.
    „Und all diese Türen, die das erste Erdenkind geschaffen hat“, sagte Gerald, „befinden sich auch hier, in Marias Spiegelwelt?“
    „ Seine Türen und viele andere Türen . Nur spiegelverkehrt, nehme ich an.“
    Sie gingen hinter Maria her, um eine Ecke herum und blieben stehen, als diese stehen blieb.
    „Hier“, sagte sie und zeigte auf eine kleine, unscheinbare Tür unter einem Treppenaufgang. Sie war aus Holz gearbeitet und verschmolz fast bis zur Unsichtbarkeit mit der Wandvertäfelung.
    „Tatsächlich – sie ist spiegelverkehrt.“
    „Macht das einen Unterschied?“, fragte Maria.
    „Nein“, sagte Grohann. „Mir fällt jedenfalls keiner ein. Würdest du die Tür öffnen, Maria?“
    Maria warf Gerald einen fragenden Blick zu. ‚Willst du das wirklich tun?’, sagten ihre Augen, doch er nickte nur. Er war fest entschlossen. Also trat Maria an die schreckliche Tür heran, drehte an dem kleinen Knauf, der völlig harmlos aussah, und zog die Tür nach innen auf.
    Sie schnappte kurz nach Luft, als sie wieder diese Leere ansprang, dieses Gefühl von Verlorenheit und vergeblichem Hoffen. Dann, als sie dem ersten Impuls widerstanden hatte, die Tür sofort wieder zuzuknallen, wagte sie es, noch einmal hinüberzusehen auf die andere Seite: Was zuerst nach einem verschwommenen, schwarzgrauen Nichts ausgesehen hatte, nahm langsam Gestalt an, so als gewöhne sich das Auge langsam an die schwierigen Bedingungen.
    Es war ähnlich, wie wenn man aus einem dunklen Raum in den hellen Sonnenschein tritt und die Augen das Licht im ersten Moment nicht ertragen. Nur dass es in diesem Fall kein Sonnenschein war, an den sich die Augen gewöhnen mussten, sondern das Gegenteil: Eine diffuse, verwirrende Düsternis, die allmählich eine schwarze Erde und einen grauen Himmel erkennen ließ. Maria trat zurück. Wenn sie den Anblick schon ertragen musste, dann doch wenigstens aus sicherer Entfernung. Sie schaute sich kurz nach Gerald um, doch sie sah ihn nicht. War er vielleicht doch noch geflohen? Die Hoffnung flackerte kurz auf und erlosch sofort wieder, als sie Grohann mit der Luft sprechen hörte. Gerald war bereits unsichtbar – deswegen sah ihn Maria nicht.
    „Sieh dich um, wenn du dort bist! Aber bleib nicht zu lange. Wir wissen fast gar nichts über diese Welt, außer dass sie einmal gelebt hat und gestorben ist. Und noch etwas: Wenn du merkst, dass du nicht unangreifbar bist – wenn dich diese Welt zerstört – dann sieh zu, dass sie dich vollkommen zerstört, hast du verstanden? Das Mondpapier wirkt nur, wenn du tot bist.“
    Marias Herz blieb fast stehen, als sie das hörte. Die Logik leuchtete ihr ein. Wenn Gerald schwer verletzt wurde, sollte er nicht zurückkommen, denn sonst würde er schwer verletzt bleiben. Wenn er aber dort drüben starb, würde ihn sein Name auf dem Mondpapier unversehrt wieder zum Leben erwecken. Das war wahnsinnig und Maria wusste nicht, ob sie das noch länger ertragen konnte. Vor allem die Ungewissheit bis zu Geralds Rückkehr.
    Sie wartete darauf, dass Gerald antwortete, doch es kam nichts.
    „Warum sagt er nichts?“, fragte sie Grohann, als sie die Stille nicht mehr länger aushielt.
    „Weil er unsichtbar ist bis zur

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