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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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den Blick schüchtern senkte und den Farbeimer unsicher hin und her schwenkte.
    „Im Moment ist es nicht so günstig“, sagte Maria zu dem Eichhörnchen. „Aber …“
    Gerald unterbrach sie:
    „Er kann ruhig streichen, Maria. Zeigst du uns die Tür, die in die tote Welt führt?“
    „Gerald!“
    In einem Anfall von Panik packte Maria Geralds Arm.
    „Das darfst du nicht machen! Du darfst da s nicht ausprobieren! Komm, wir gehen zurück nach Sumpfloch!“
    Gerald löste behutsam Marias Finger von seinem Ärmel und redete beruhigend auf sie ein.
    „Er hat das mit dem Mondpapier ausprobiert, Maria. Er wird uns schon nicht angelogen haben …“
    „Aber es ist trotzdem viel zu gefährlich!“
    „Ich muss es doch tun – früher oder später. Dann lieber jetzt sofort, bevor ich vor Angst nicht mehr geradeaus gehen kann!“
    „Du musst gar nichts! Wir werden Amuylett irgendwie retten! Was haben wir von der blöden, neuen Welt, wenn hier alles kaputt geht und wir nicht alle mitnehmen können?“
    „Maria“, sagte Gerald beschwichtigend, „du weißt genauso gut wie ich, dass wir das machen müssen. Sonst gibt es keine Zukunft!“
    Maria mochte keine schmerzhaften Wahrheiten. Aber sie erkannte wohl, wenn sie es mit einer zu tun hatte. Amuylett war vor sehr langer Zeit entstanden, weil andere Erdenkinder einer anderen Erde genau dasselbe getan hatten. Sie hatten eine tote Welt besiedelt. Was wäre geworden, wenn sie es nicht getan hätten? Nichts. Es hätte Amuylett nie gegeben.
    „Also gut“, sagte Maria mit zitternder Stimme. „Aber schreib erst deinen Namen auf das Mondpapier! Und mach bloß keinen Fehler dabei!“
    Grohann, der sich die Auseinandersetzung ruhig mit angehört hatte, zog jetzt einen Gegenstand aus seiner Hosentasche. Vermutlich, denn in seiner Hand war nichts, doch die Hand war gekrümmt, als hielte er etwas darin fest. Seine Finger öffneten einen unsichtbaren Verschluss und dann kam die Spitze eines zusammengerollten Papiers zum Vorschein. Er zog es aus dem unsichtbaren Behältnis und rollte es auf.
    Es war dünn und klein. Grohann legte es auf den Tisch vor sich und strich es vorsichtig glatt. Dann reichte er Gerald einen Füller , den er ebenfalls aus dem unsichtbaren Behältnis zog.
    „Dein Vorname reicht. Es ist sowieso deine Handschrift, die zählt. Wahrscheinlich könntest du auch einen anderen Namen auf das Papier schreiben, aber ich würde es lieber nicht ausprobieren.“
    Das wollte Gerald auch nicht. Er nahm den Füller in seine rechte Hand und setzte die Spitze auf das weiße Papier. Es befremdete ihn, dass der Stift keine Farbe auf dem Papier hinterließ, als er seinen Namen darauf schrieb. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass alles seine Richtigkeit hatte, denn die Buchstaben oder das, was sie bedeuteten, versank wie in lockerem, weichem Schnee und verschwand, um irgendwo auf einen Grund zu fallen und dort zu warten. Zu warten auf den Tod dessen, der seine Zeichen hier hinterlassen hatte.
    Gerald reichte Grohann das Papier und den Stift. Grohann rollte das Papier wieder zusammen und steckte es zusammen mit dem Stift in das unsichtbare Behältnis zurück, das in Grohanns Hosentasche verschwand. Für einen kurzen Moment wollte sich Gerald an den Kopf greifen: Was hatte er da unterschrieben? Wie konnte er einfach so seinen Namen auf ein leeres Blatt Papier setzen, das sich in der Gewalt von Grohann befand?
    Doch gleich darauf beruhigte sich Gerald wieder. Er war in diesem Fall überzeugt davon, dass Grohann die Wahrheit über das Mondpapier gesagt hatte. Denn es war das einzige Mittel, das Grohann zur Verfügung stand, um Geralds Überleben zu sichern. Niemand, der das Geheimnis der Lilienpapiere kannte, konnte Geralds Tod wollen. Das war ihm heute klar geworden. Die Erdenkinder waren in Gefahr, weil jeder sie besitzen wollte. Doch niemand hatte Interesse daran, sie zu töten. Das warf ein neues Licht auf viele Dinge.
    Nie war Maria der Weg in das schummrige Treppenhaus schwerer gefallen. Selbst im letzten Herbst nicht, als sie mit General Kreutz-Fortmann dem Engelsdämon gefolgt war. Sie erinnerte sich noch gut an das Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie die kleine Tür unter der Treppe einmal arglos geöffnet hatte: Die Trostlosigkeit und Leere, die sie dort gesehen und verspürt hatte, war so schlimm gewesen, dass sie die Tür ganz schnell wieder geschlossen hatte. Wenn sie sich jetzt vorstellte, dass Gerald dort hineingehen sollte, bekam sie nicht nur Angst um sein Leben,

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