Mondschein, Kuesse Und Amore
goldenen Uhren und Wetterfahnen. „Es wurde von Christopher Wren entworfen.“
„Wie St. Paul’s. Das gehört auch noch auf unsere Liste“, meinte er.
Sie gingen weiter an der Themse entlang, bis sie zu einem Pub direkt am Wasser kamen. „Hier gehe ich manchmal mit Ju etwas trinken“, sagte Ella. „Angeblich ist schon Dickens hier eingekehrt. Die Küche ist okay, falls du etwas essen möchtest.“
„Gern.“
Vorweg tranken sie etwas auf einem der schmiedeeisernen Balkone, dann gingen sie hinein, wo der Kellner ihnen einen Tisch mit Blick auf die Themse reserviert hatte.
Als sie wieder nach draußen kamen, war der Himmel nachtblau, ein tiefes Orange am Horizont, und die Londoner Gebäude waren erleuchtet. „Das da drüben ist der Millennium Dome“, sagte sie und deutete auf die weiße Kuppel mit gelben, blauen und roten Stacheln. „Er erinnert mich immer an eine Geburtstagstorte mit Kerzen.“
„London ist wunderschön bei Nacht“, sagte Rico. „Genau wie du.“
Hand in Hand gingen sie zurück zu Ellas Wohnung.
„Willst du noch auf einen Kaffee mit raufkommen?“, fragte sie, als sie die Tür aufschloss.
„Nicht auf einen Kaffee“, sagte er und senkte den Kopf, um sie zu küssen.
Als er den Kuss löste, zitterte Ella vor Verlangen. Sie protestierte nicht, als Rico sie in seine Arme hob, die Tür hinter sich schloss und sie die Stufen zu ihrem Bett hinauftrug. Sie wollte es genauso sehr wie er, jede Berührung, jeden Kuss. Und sie war geradezu schockiert, wie schnell sie bei ihm kam. Nie zuvor hatte sie so intensiv empfunden.
Als er vollständig bekleidet aus dem Bad zurückkam, blinzelte sie überrascht. Wollte er denn nicht bleiben?
„Keine gute Idee“, sagte er, als stünden ihr ihre Gedanken ins Gesicht geschrieben.
„Sehe ich dich morgen?“, fragte sie und hasste sich sofort dafür, dass sie so anhänglich klang.
„Nein. Ich stecke bis zum Hals in Arbeit. Aber ich ruf dich an. Und wir sehen uns Samstag.“
„Klar.“ Flüchtige Bekannte mit gewissen Vorzügen. So war es abgesprochen. Wie naiv von ihr, mehr zu wollen. „Bis dann.“
Obwohl Ella Freitag alle Hände voll zu tun hatte, vermisste sie Rico, und das Highlight ihres Tages war sein Anruf. Was einfach albern war. Sie brauchte keinen Mann zum Glücklichsein. Und schon gar keinen, der nicht bereit war, sie an sich heranzulassen.
Am Samstag um halb neun, als Ella gerade die Cupcakes in die Schachteln füllte, kam Rico in ihre Küche.
„Was ist das?“, fragte er und ging zu dem Teller, auf dem noch ein einsamer Cupcake thronte. Dann lachte er, als er seinen Namen darauf entdeckte. „Das ist aber süß.“
Sie verdrehte die Augen. „Ich hatte gehofft, du würdest fragen, ob noch einer übrig ist. Und dann wollte ich sagen, dass tatsächlich auf einem dein Name steht, und ihn dir überreichen.“
Er schlang die Arme um ihre Taille und küsste sie. „Ich mag deinen Sinn für Humor, bellezza . Bist du fertig oder kann ich dir noch bei irgendetwas helfen?“
„Ich muss die Cupcakes nur noch ausliefern. Wenn du willst, kannst du die Schachteln tragen.“
„Die Frage ist, was bekomme ich dafür?“ Er lächelte verführerisch.
„Kuchen“, erwiderte sie entschlossen. Sie wickelte seinen Cupcake in Frischhaltefolie und stellte ihn in den Kühlschrank.
Er lachte und küsste sie flüchtig. „Okay. Ich verstehe schon. Gib mir die Schachteln, bellezza .“
Nachdem sie die Cupcakes abgeliefert hatten, fuhren sie mit der U-Bahn zum Trafalgar Square. „Als kleines Mädchen bin ich immer mit Mum hergekommen, um die Tauben zu füttern“, erzählte sie, „aber inzwischen ist das verboten.“
„Ich verstehe, warum. Der Vogeldreck greift das Mauerwerk an, und sie sind unhygienisch. In meinen Hotels ist es auch verboten, sie zu füttern“, meinte Rico. Er blickte sich auf dem Platz um. „Das ist also der berühmte Brunnen, in den Silvester alle hineinspringen?“
„Nicht alle. Dir mag er ein bisschen schlicht und klein vorkommen, nach all den prächtigen Brunnen in Rom, aber er wurde gerade restauriert und wird nachts von bunten Lichtern angestrahlt. Und das Wasser spritzt viel höher, als ich es aus meiner Kindheit erinnere“, sagte sie.
„Nein, er ist bezaubernd“, widersprach er.
Sie schlenderten weiter zu den bronzenen Löwen, die die Nelsonsäule bewachten.
„Die gefallen mir auch. Sehr imposant“, bemerkte er lächelnd.
„Wir könnten von hier aus zur Nationalgalerie gehen“, schlug sie vor.
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