Mondscheinbiss (German Edition)
Noch überraschter als über den Wagen war sie, als das schwarze Ungetüm st e hen blieb und der Fahrer ausstieg. Es war Jason, der Vampir, der sie neulich Nacht nach Hause begleitet hatte.
Serena wunderte sich nicht über die Tatsache, dass er mitten in der Sonne stand. Es gab nicht viel, das einem Vampir schaden konnte. Sonnenlicht, Weihrauch, Silber und Holz gehörten nicht dazu. All das waren Mythen, die es den Menschen erlaubten, sich sicherer zu fühlen.
Nur zwei Möglichkeiten, wie man einen Vampir umbrachte, waren in den Geschichten wahr. Das Kopfabschlagen oder ein Stich ins Herz, denn auch hier herrschte ein Irrglaube. Das Herz eines Vampirs schlug.
Zögernd erwiderte sie sein Lächeln und fragte sich, ob er wusste, dass sie der Wolf von neulich war. „ Ich habe gehofft, dass irgen d jemand vorbeikommt und dann erscheinst du. “
„ Nun, ich finde, dir hätte nichts Besseres passieren können. “
Okay, unfreundlich war er nicht. „ Nimmst du mich ein Stück mit? “ , bat sie.
Wieder lächelte er. „ Sicher. Vorausgesetzt, du verrätst mir endlich deinen Namen? Beim letzten Mal hast du ja ausschlie ß lich mich reden lassen. “
Also wusste er es tatsächlich. Er blickte geradewegs in sie hinein. Diesmal konnte sie seine A u genfarbe erkennen. Es war ein tiefes Blau, das von W eitem aussehen könnte wie grau, mit unglau b lich weiten, schwarzen Pupille n , vergleichbar mit denen einer Katze im Dunkeln. Wenn er sie ansah, strahlten seine Augen einen Glanz und eine Wärme aus, die jede Frau zum Schmelzen brachte.
„ Ich bin Serena. “
„ Okay, Serena. Wo liegt das Problem? “
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „ Mir ist die Maschine liegen geblieben , keine Ahnung , wieso. Wenn du mir jetzt noch erzählst, dass du Mechaniker bist, fress e ich einen Besen. “
„ Nein, aber wenn du nichts dagegen hast, schau ich mir das Schätzchen trotzdem an. “ Er formulierte es als Frage, trat aber bereits auf die Maschine zu. „ Wirklich hübsch, eine Ninja ZX 9 R. Ich hatte auch mal eine Kawa. Wie alt ist sie? “
„ Drei Jahre, ich habe sie aber erst seit zwei Wochen. “
Er schaltete die Zündung an. „ Was genau ist passiert? “
Sie zuckte mit den Achseln. „ Sie hat einfach angefangen zu stottern und ging aus. Jetzt krieg ich sie nicht mehr an. Vie l leicht abg e soffen. “
Jase drückte auf den Start k nopf und der Motor heulte auf. Mit hoc h gezogenen Brauen wandte er sich um. Serena trat an die rechte Seite des Motorrads und drehte am Gas. Sofort ging der Motor wieder aus.
Belustigt musterte Jase sie. „ Den Führerschein hast du also auch erst seit zwei Wochen? “
Unsicher, was das mit dem Problem zu tun hatte, nickte sie.
„ Kann ja mal passieren “ , sagte er und beugte sich hinab, um irgendetwas an der Seite der Maschine zu machen, das sie nicht sehen konnte. Als er sich wieder aufrichtete und den Motor erneut startete, bede u tete er ihr , noch einmal am Gasgriff zu drehen. Röhrend heulte die M a schine auf, der Motor schnurrte einwandfrei weiter.
„ Wie hast du das gemacht? “ Sie stellte sich neben ihn, um besser s e hen zu können.
„ Du musst dich erst daran gewöhnen, wie weit du mit einer Tankfüllung kommst. Nur wenige Motorräder haben eine Anzeige, wie viel Sprit noch vorhanden ist. Hier unten “ , er deutete auf den kleinen H e bel, „ kannst du auf Reserve schalten, damit kommst du noch bis zur nächsten Tankstelle. “
Sie richtete sich wieder auf und stellte fest, wie nah sie einander w a ren. Obwohl er sie nicht berührte, schien es, als sandte sein Körper elektrische Impulse aus. Es war ein prickelndes Gefühl, fast ve r traut. Sie schauten sich in die Augen und Jase tippte ihr sachte mit einem Finger unter das Kinn.
„ Hast du gar keine Angst mehr vor mir? “
„ Nein “ , gab sie zurück, was nur halb der Wahrheit entsprach. „ Ich habe nur noch nie Bekanntschaft mit einem Vampir gemacht. “ Was ebenfalls gelogen war, doch ihre allererste Begegnung, als sie elf Jahre alt gewesen war, hatte sie verdrängt.
„ Na dann “ , er lächelte und stellte den Motor wieder aus. „ Ich werde also deinen ersten Eindruck meiner Rasse prägen. Du solltest wissen, dass wir impulsiv, leicht reizbar und launisch sind, wenn wir Hunger haben. Wir wissen, was wir wollen und können uns selbst gut einschätzen. “ Er zwinkerte ihr zu. „ Die meisten Vampire sind eitel, allerdings auch sehr leide n schaftlich – das kann sowohl gut als auch
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