Mondscheinbiss (German Edition)
Geschwindigkeit sie sich bewegen konnte, denn Streuner waren in der Regel unterernährt.
Es dauerte wenige Sekunden, bis sie ihre Gefährten eingeholt hatte. Sie übernahm die Führung und die Hunde mussten sich anstrengen, mit ihrem Tempo mitzuhalten. Dadurch, dass sie eine Abkürzung durch einen Wald nehmen konnten, ho l ten sie die ve r lorene Zeit auf.
Während sie lief, drehten sich ihre Gedanken unweigerlich darum, wie es zu dem Streit mit Jase gekommen war. Er war gerade erst zurückgekommen, nachdem er mit seinem Team für ein paar Tage u n terwegs war, um einen Fall zu bearbeiten. Irgendwie hatte Jase von Steven Lenford, einem befreundeten Arbeitskollegen, der mit Serena an ihrem aktuellen Fall arbe i tete, erfahren, dass sie bei einem Undercover-Einsatz spärlich bekleidet in einer Bar getanzt hatte. Es gefiel Jase nicht, dass sie ihm am Telefon nichts davon erzählt hatte. Als er dann noch von dem Unfall hörte, bei dem sie mit Vorsatz angefa h ren wurde, hatte er überre a giert. Und sie glatt stehen lassen.
Doch warum hätte sie ihn beunruhigen sollen, während er nicht in der Stadt war?
Nach zehn Minuten waren sie am Ziel. In der Hoffnung, die Sache klären zu können, rannte sie die kleine Treppe zur V e randa hinauf und platzierte sich mitten vor die Tür. Shadow legte sich erschöpft neben Serenas Rechte auf die Seite, Blossom, noch im Rausch der Geschwi n digkeit, setzte sich aufgeregt hechelnd links neben ihr Frauchen. Serena war kein bisschen aus der Puste.
Kaum zwei Minuten später bog das Licht von zwei Scheinwerfern um die Ecke und der dazugehörige schwarze La m borghini Gallardo fuhr die Einfahrt hinauf. Das Röhren des PS-starken Motors erstarb und der Fahrer stieg aus. Genauso elegant wie sein Fahrzeug, die Hän de in den Taschen, schlenderte er lässig auf das Trio zu. Ein arrogantes Lächeln umspie l te seine Lippen.
Noch bevor er bei ihr angekommen war, hob sie demonstrativ eine Pfote und leckte sich wie eine Siamkatze Langeweile vorgebend das Fell.
„ Verschwinde. “
An einem Tag vor dreizehn Monaten, an dem sie Jase zum ersten Mal begegnet war, war sie spät abends mit den Hunden spazi e ren. Sie witterte die Gefahr – Vampir – noch ehe sie ihn hatte sehen oder hören können. Alles in ihr verkrampfte sich. Mit ihrer Angst wurden auch die Hunde nervös, schauten sich um und einer von beiden winselte. Damit hatten sie sich ve r raten. Serena versuchte , ihre Chance einzuschätzen, den Ausgang des Parks zu e r reichen, doch es war bereits zu spät. Er war so plötzlich bei ihnen, dass eine Flucht aussichtslos e r schien. Den noch machte sie einen Satz nach hinten, von ihm fort, und zuckte bei einem scharfen Schmerz an der Schulter zusammen. Sie spürte, wie ihr ein Tropfen Blut den Arm hinunterrann . Sie hatte sich an einem Ast geschnitten. Und der Vampir stand ihr gegenüber.
Sie erfasste die aussichtslose Situation und kannte nur eine Möglic h keit, auf die Bedrohung zu reagieren. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich ihren Instinkten zu überlassen. Noch ehe sie den Gedanken fassen konnte, war die Verwandlung b e reits abgeschlossen und ihre Kleidung verteilte sich zerfetzt auf den Waldboden. Ohne einen weiteren Augenblick zu z ö gern, nutzte sie ihre einzige Chance und sprang auf ihren Verfolger zu, in der Hoffnung , seine Kehle zu erwischen. Er wich geschickt zur Seite aus, packte sie grob am Nacken und drückte sie zu Boden. Die Hunde knurrten, waren aber zu veräng s tigt, um ihr zu helfen. Sie schmeckte Erde, als sie die Zähne fletschte und versuchte, sich aus seinem eisernen Griff zu b e freien.
„ Hey, ganz ruhig! Willst du mich umbringen? “ , fragte der Angreifer und sie musste sich konzentrieren, um ihn in ihrer derzeitigen Gestalt zu verstehen.
Diese Worte überraschten sie und so hielt sie einen Moment inne, ohne sich zu wehren.
Er merkte ihre veränderte Haltung und lockerte d en Griff. „ Vorschlag: Ich lasse dich jetzt los und du greifst mich nicht noch mal an, in Ordnung? “
Als Antwort schnaufte sie lediglich ihr Einverständnis, doch das g e nügte ihm. Sobald seine Hände fort waren, sprang sie auf und brachte einen Sicherheitsabstand zwischen sie. Sie schüttelte sich, um die Erde loszuwerden und beobachtete ihn. Er sah anders aus, als sie erwartet hatte. Etwa einsfünfundachtzig groß und seine Haare, von tiefschwa r zer Farbe, waren zerzaust und beinahe schulterlang. Seine Figur war sportlich und muskulös, jedoch nicht zu massig und
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