Mondscheinbiss (German Edition)
war, denn dann hätte er genau dasselbe getan, was sie jetzt vorhatte.
Ein stämmiger Mann ergriff sie am Arm, als sie auf die Tür zueilte. „ Hey, Miss! Sie können da nicht auch noch rein! “
„ Was? Was heißt auch noch? “
„ Ein junger Mann ist eben schon reingerannt. “
„ Scheiße! “ Sie befreite sich mühelos aus seinem Griff und rannte auf die Tür zu.
Im Hausflur stieß sie frontal mit Jase zusammen und er packte sie mit einer Hand an der Schulter, um ihr Halt zu geben. Zuerst übe r wältigte sie Erleichterung, dann kam das Entsetzen, als sie begriff, dass er nur einen Hund unter dem anderen Arm trug: Blossom.
„ Wo ist Shadow? “
„ Nimm sie “ , befahl er, während er ihr die zitternde Hündin gab, „ und bleib draußen. “
„ Nein, warte, verdammt! “ , rief sie, als er bereits wieder in der Woh nung verschwand. „ Jase! Du bist nicht unsterblich! “
Sie ließ Blossom h in unter und lief ihm nach. Bereits im Woh n zimmer schlug ihr eine Rauchwolke entgegen und sie fing an zu husten. Eine Hand packte sie grob am Oberarm und zerrte sie zurück in den Flur.
„ Ich hab gesagt, du wartest draußen! Vertrau mir! “
Ohne die Antwort abzuwarten, drehte er sich um und lief erneut den Flammen entgegen.
„ Das tue ich “ , flüsterte sie. „ Aber ich habe Angst um dich, du Idiot. “
Die folgenden zehn Minuten erforderten mehr Selbs t beherrschung von ihr, als sie je für möglich gehalten hätte. Blossom, die immer noch zwischen durch von Hustenanfällen geschüttelt wurde, schmiegte sich eng an Serenas Brust. Sie hockte n e ben ihr auf dem Boden und hielt sich an ihr fest. So warteten und bangten sie gemeinsam um ihre Par t ner.
Die Feuerwehr war kaum eine Minute nach ihr eingetroffen und begann , die eine Seite des Hauses zu löschen. Zwei Männer waren mit Atemmasken ins Gebäude gegangen, um nach Jase zu suchen, doch sie waren schon bald wieder rausg e kommen. Es war alles eingestürzt und der Weg versperrt, hatten sie gesagt. Sie hörte sie untereinander tuscheln, als sie glaubten, keiner höre ihnen zu.
„ Ich kann mir nicht vorstellen, dass der da drin noch lebt. “
„ Nee, und wenn er bisher nicht verbrannt ist, liegt er bewusstlos auf dem Boden, da kann doch keiner atmen. “
„ Lebensmüde Irre, immer müssen sie d ie Helden spielen und wir dürfen nachher die Sauerei beseitigen. “
Ihre Hände ballten sich bei dem letzten Satz zu Fäusten , aber es gab gerade W ichtigeres . Sauerstoff war zwar nichts, was ihr Sorgen um Jase bereitete, denn er benötigte keine Luft. Trotzdem machte sie sich Gedanken, warum er so lange brauc h te. Jede Faser ihres Körpers schrie danach, reinzugehen , nach ihm zu suchen, doch sie hatte Angst, mehr Probleme zu ve r ursachen als zu lösen.
Als sie aufstand und den Entschluss fasste, nicht weiter tatenlos ru m zustehen, hörte sie ihren Namen. Jase rief nach ihr, doch zunächst konnte sie wegen der Hektik nicht einordnen, woher der Ruf kam. Aus dem Haus jedenfalls nicht und ni e mand der anderen Leute schien ihn gehört zu haben. Als er ein zweites Mal rief, war sie sicher und rannte los. Blossom war ihr heiser bellend auf den Fersen.
Sie hatte sich nicht getäuscht, Jase befand sich hinter dem Haus. Er kniete auf dem Boden und vor ihm lag Shadow. Er rührte sich nicht. Sie ging neben ihm auf die Knie.
„ Er atmet nicht mehr “ , sagte Jase verzweifelt. „ Wie funktionieren Wiederbelebungsmaßnahmen beim Hund? “
„ Du machst Herzmassagen “ , sagte sie und ihre Stimme klang so d i stanziert, als spräche jemand anders.
Sie drehte Shadow auf den Rücken und führte Jase ’ Hand zu dem u n teren Teil von Shadows Brustbein. „ Leg die andere Hand auf den Handballen und drück beide gleichzeitig vorsichtig nach unten. Zähl etwa achtzig Mal pro Minute. Danach hörst du auf. “
Jase tat sofort, was sie ihm sagte und währenddessen drehte sie Shadows Kopf zu sich. Sie öffnete sein Maul, um ihm zu einer einf a cheren Atmung zu verhelfen. Als Jase mit dem ersten Durchgang der Herzmassage fertig war und hilflos zu ihr aufsah, drückte sie Shadows Schnauze zu und legte ihren Mund auf seine Nasenlöcher. Kräftig und konstant blies sie die Luft in seine Lungen, bis sich der Brustkorb dehnte. Nach drei Wiederholungen bedeutete sie Jase, mit der Her z massage weiterzumachen . In diesem Wechsel arbeiteten sie zwei Durchgänge. Dann fing Shadow röchelnd an zu husten; qualvolles Einatmen und wieder ein Hustenanfall beim Au s
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