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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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lächelte mildtätig.
    "Ja, aber ist das nicht komisch? Erst Jordan Hudson, dann der alte Toni, jetzt Michelle." Ich ließ nicht locker. Die Ladys wussten etwas, das konnte ich genau sehen.
    "In New York verschwinden auch jeden Tag Menschen und niemand findet das ungewöhnlich." Mrs. Jones lachte unnatürlich laut, und ich warf Vanessa einen kurzen Blick zu.
    Sie saß wie versteinert auf ihrem Stuhl. Ich war wohl ein bisschen zu sehr über das Ziel hinaus geschossen. Doch das war mir egal. Ich wollte endlich Antworten. Das konnte doch nicht so schwer sein.
    "Aber die sind nicht… blutleer." Ich sah provozierend von einem zum anderen.
    "Noch jemand Tee?", unterbrach mich Vanessas Mutter und sprang abrupt auf.
    Zustimmendes Gemurmel drang durch den Raum.
    "Vanessa, ich glaube, ihr solltet nach oben gehen. Du wolltest Lily doch noch etwas zeigen." Mrs. Mosby wies mit dem Kopf hinaus in den Flur.
    Schweigend erhoben wir uns, und ich trabte brav hinter Vanessa die Treppe hinauf. Es hatte keinen Sinn, sie würden uns nichts sagen.
    Seufzend ließ ich mich auf den einzigen freien Stuhl neben ihrem Bett fallen.
    "Was Besseres ist dir nicht eingefallen?" Aufgebracht baute sie sich vor mir auf. "Wieso hast du sie nicht gleich gefragt, ob sie vielleicht von den Vampiren wissen? Mensch, Lily, das war total daneben!"
    "Mich nervt diese Geheimnistuerei. Außerdem hat sie doch gefragt, was in der Schule los ist", schob ich trotzig hinterher. "Und dann hat mich auch noch Sam geküsst…"
    "Sam hat dich geküsst?" Mit einem Mal schien sie gar nicht mehr sauer auf mich zu sein.
    Ich nickte gedankenverloren.
    "Und wie war's?", fragte sie neugierig. Sie warf sich auf ihr Bett und sah mich an. "Du musst mir alles erzählen."
    "Da war nicht mehr. Er hat mich geküsst und dann ist er abgehauen."
    "Abgehauen?" Sie rollte sich auf den Bauch und hob gespannt eine Augenbraue.
    "Ja, zuerst meinte er, ich soll Parkerville verlassen, dann küsst er mich und dann haut er ab."
    "Was war das für ein Kuss? Auf den Mund? Auf die Wange? Schnell? Kurz?"
    "Es war ein unglaublicher Kuss." Nur der Gedanke daran, verursachte bei mir bereits wieder eine Gänsehaut. Ich strich mir gedankenverloren über die Arme.
    "Ist das schön! Ich möchte auch." Vanessa schloss die Augen und ein abwesender Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    "Mit Sam?"
    "Nein, Dummerchen." Sie lachte laut auf. "Keine Ahnung, ich würde auch Axl Rose nehmen."
    "Von Guns 'n' Roses? Der ist uralt. Wie wäre es mit Harry? Ich wette er steht auf dich."
    "Der Sohn vom Chief? Niemals!" Sie warf kichernd ein Kissen nach mir. "Sam hat dich geküsst, Wahnsinn!"
    Oh ja, das war es! Alles, was in den letzten Wochen passiert war, war Wahnsinn: Xanders nächtliche Besuche, Sams Kuss, doch ersteres konnte ich Vanessa ja schlecht auf die Nase binden.
    Es klopfte an der Tür.
    "Ja?" Wir setzten uns kerzengerade auf, als Miss Liliane den Kopf zu uns ins Zimmer steckte.
    "Hallo, Mädchen." Sie lächelte freundlich. Ich mochte sie. Sie war so niedlich mit ihren kurzen weißen Locken und der dicken Brille, die ihr halbes Gesicht bedeckte. Im Gegensatz zu ihrer Schwester hatte sie immer einen heiteren Gesichtsausdruck. Miss Jenna hingegen wirkte irgendwie biestig. Die beiden Schwestern waren ihr Leben lang nie aus Nebraska herausgekommen. Unvorstellbar.
    "Was macht ihr Schönes? Redet ihr über Jungs?" Sie schloss die Tür hinter sich und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante.
    "Lily wurde geküsst", platzte es sogleich aus Vanessa heraus. Großartig, das erzählte sie ausgerechnet einem der größten Klatschweiber in ganz Parkerville.
    "War es schön?" Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu.
    "Es war sehr schön", antwortete ich wahrheitsgemäß.
    "Dann halte ihn fest." Sie tätschelte liebevoll mein Knie. Dann räusperte sie sich und fuhr etwas leiser fort: "Ihr macht euch sehr viele Gedanken." Es war keine Frage. "Ich lebe seit einundachtzig Jahren in dieser Stadt. Ihr kann euch vielleicht weiterhelfen."
    "Wirklich?" Aufgeregt sahen Vanessa und ich uns an.
    "Kommt am Samstag zu mir. Gegen drei. Da ist meine Schwester immer in der Kirche."
    "Das ist sehr nett von Ihnen." Vanessa lächelte dankbar.
    Sie nickte uns nur zu, dann erhob sie sich langsam und legte die Hand auf die Klinke der Tür. "Diese Stadt braucht so mutige Menschen wie euch." Mit diesen Worten ließ sie uns allein.
    Es war erst Mittwoch. Es würde eine sehr lange Woche werden.
     
    Ich fröstelte, obwohl es noch immer alles

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