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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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unser Haus war in Reichweite, doch würde das etwas nützen? Hatte Xander seinen Körper nicht gerade erst als Waffe bezeichnet?
    Ich schauderte unwillkürlich.
    "Natürlich hatte ich das. Jede Nacht kämpfe ich damit, aber ich habe mich… unter Kontrolle. Doch wer weiß wie lange. Ich lebe völlig wider meiner Natur, Lily. Ich habe nie unter Vampiren gelebt. Ich verabscheue dieses Dasein. Doch ich werde nie mehr mein altes Leben zurückbekommen, also versuche ich, mich damit zu arrangieren. Das ist alles, was ich tun kann."
     

 
     
     
     
     
     
     
9. KAPITEL
     
     
    D as sanfte Quietschen von Manfreds Laufrad machte mich schläfrig. Ich lag auf dem Bett und starrte auf den kleinen Kalender über meinem Kopf. Seit mehr als zwei Wochen hatte ich nun schon keinen einzigen Tag mehr abgestrichen. Ich hatte es einfach vergessen! Ein seltsames Gefühl. Wie sehr sich alles verändert hatte. Es war verwirrend, wenn man plötzlich feststellen musste, dass eigentlich nichts so war, wie es schien. Kimberly, Xander, Sam, Parkerville. Wahrscheinlich machten wir Menschen es uns einfach, indem wir alles um uns herum einfach so in Schubladen steckten: Kimberly, in die der besten Freundin, Xander, in die der erfolgreichen Sportler, Sam, in die der unfreundlichen Einzelgänger und Parkerville, in die der langweiligen Kleinstadt. Was davon war wirklich wahr? Im Grunde genommen vielleicht nur Teile, schließlich war Kim meine beste Freundin, zumindest war sie es gewesen. Mittlerweile war ich mir nicht mehr so sicher, wie wir tatsächlich zueinander standen. Meine Augen wanderten zum Monitor meines Laptops. Ein großes Offline prangte noch immer neben ihrem Namen.
    Xander war sportlich, das war er vielleicht nun sogar mehr denn je. Ich hatte noch nie jemanden so schnell laufen sehen. Wenn man ihn nicht kannte, konnte man ihn noch immer für einen ziemlichen Sunnyboy halten, doch lebendig fühlte er sich nur noch in der Nacht.
    Und Sam? Sam war besserwisserisch, belehrend und irgendwie auch arrogant. Aber eigentlich war er einfach nur verletzt und traurig und manchmal wollte auch er einfach nur schwach sein. Doch ließ er diese Schwäche selbst am allerwenigsten zu. Warum sonst ging er mir wohl aus dem Weg?
    Und Parkerville, diese kleine, niedliche Stadt, mit den bunten Häusern und vielen Farmen, war gar nicht so klein und niedlich. Wenn man nicht aufpasste, konnte man ganz schnell von ihr und ihren Bewohnern verschlungen werden - und damit meinte ich nicht einmal unbedingt die Vampire.
    Vanessas Mutter war das beste Beispiel dafür, wie schnell man an so einem Ort den Boden unter den Füßen verlieren konnte, auch wenn man bereits sein ganzes Leben dort verbracht hatte.
    Auch mein Boden schwankte und das nach gerade einmal drei Monaten. Ich hatte irgendwie den Halt verloren, denn mittlerweile wusste ich überhaupt nicht mehr, wo ich eigentlich hingehörte. Ich machte mir Sorgen. In den letzten Wochen war so viel passiert, dass ich kaum mehr mithalten konnte.
    Michelle war noch immer verschwunden, und Sam schien mich ernsthaft zu meiden, eine Tatsache, die mir mehr als nur Magenschmerzen verursachte. Doch vielleicht sah ich das auch wieder einmal viel zu eng. 'Du musst dich mal locker machen, Lily', hatte Tom oft genug zu mir gesagt, wenn er mich mal wieder bei irgendeiner Party in eines der freien Zimmer ziehen wollte. Was bedeutete da schon ein Kuss? Wahrscheinlich nichts. Doch für mich war es nicht nur ein Kuss gewesen, es war Sams Kuss gewesen.
    Xanders Besuche waren momentan der einzige Lichtblick. Er sehnte sich genauso nach Gesellschaft wie ich. Andere Gesellschaft als die seiner beschämten Eltern und seiner hysterischen Schwester, die vor allem eines vor ihm hatten: Angst. Wir redeten nicht über das was kommen würde. Ich wusste noch immer nicht, worauf er eigentlich wartete, doch ich hatte es aufgegeben, ihn danach zu fragen. Er würde es mir erzählen, früher oder später würde er darüber reden, dessen war ich mir sicher und bis dahin redeten wir einfach nur über das Wetter und die Schule. Alles, was wir beide wollten, war ein Stückchen Normalität in diesem Chaos - soweit das eben möglich war.
    Sein Geruch hing noch immer in der Luft, als ich aufstand, um das Fenster vor dem Schlafengehen zu schließen. Ich hatte es mir angewöhnt, auch wenn es dadurch stickig heiß hier im Zimmer wurde, und ich wusste, dass das eigentlich überhaupt nichts brachte. 'Wenn sie dich wollen, holen sie dich auch aus dem

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