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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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andere alt kalt war. Die Uhr in meinem Zimmer zeigte kurz vor Mitternacht, als ich leise mein Zimmer verließ und auf Zehenspitzen zur Haustür schlich. Ich konnte die Männer reden hören. Sie saßen noch immer im Wohnzimmer unseres Hauses.
    Ich wusste, dass sie sich Sorgen machten. Um die Ernte, nicht um irgendetwas anderes, was möglicherweise gerade direkt vor ihrer Nase geschah: Vampire hielten Einzug in Parkerville.
    Ich lauschte in die Dunkelheit des Flures hinein, bevor ich die Haustür langsam aufschob. Sie quietschte, wenn man sie zu schnell öffnete, und ich wollte natürlich unbedingt vermeiden, gesehen zu werden. Wie sollte ich auch meinen Eltern erklären, wo ich mitten unter der Woche um diese Zeit hinwollte?
    "In Nebraska gibt es alle paar Jahre so einen heißen Sommer", hörte ich einen der Männer sagen. "Das bedeutet, wir müssen uns auf einen harten Winter einstellen."
    Ich schauderte. Ein harter Winter bedeutete viel zu viel Schnee und eisige, viel zu dunkle Tage.
    Ein Stuhl scharrte über den hölzernen Boden und schlurfende Schritte drangen an mein Ohr. Sie kamen langsam näher.
    Eilig schob ich mich durch den schmalen Türspalt hinaus in die Dunkelheit und zog sie leise hinter mir zu. Ohne mich noch einmal umzusehen, lief ich um das Haus herum.
    Xander wartete bereits auf mich.
    "Hey." Ich zwang mich zu einem Lächeln. Aus irgendeinem Grund hatte ich ein schlechtes Gewissen - wegen Sam. Er hatte mich geküsst und dabei hatte Xander mir erst vor wenigen Tagen gestanden, dass er sich in mich verliebt hatte. Ich war es nicht gewohnt, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen und fühlte mich in der Tat ein bisschen überfordert.
    Allerdings war ich mir nicht sicher, ob Sam nicht bereits längst wieder bereute, was passiert war. Er hatte nicht gerade glücklich gewirkt bei seinem doch recht stürmischen Abgang. Wahrscheinlich hatte er nur Trost gesucht, wahrscheinlich - ich schob den Gedanken energisch zur Seite.
    "Du wirkst abwesend", stellte Xander da auch schon zu allem Überfluss fest.
    "Ich bin nur müde", antwortete ich ausweichend.
    "Wir hätten uns auch in deinem Zimmer treffen können."
    Ich schüttelte den Kopf. "Unser Haus ist noch immer voll mit Menschen. Die Männer machen sich Sorgen, wie sie die Ernte retten können, wenn sich das Wetter nicht bald ändert." Ich dachte erneut an Sam, der ebenfalls noch immer bei ihnen saß. Er hatte mich nicht einmal angesehen, als ich gegen zehn Uhr nach Hause gekommen war.
    Mein Blick fiel auf seinen Pickup in unserer Einfahrt, ein vertrauter Anblick, der ein leichtes Kribbeln in mir auslöste. Wenn Sam wüsste, dass Xander sich nicht einmal zehn Meter von ihm entfernt aufhielt, würde er wahrscheinlich ausrasten. Doch das war mir egal, noch entschied ich es, mit wem ich mich traf und nicht Samuel Hudson.
    Doch natürlich wollte ich auch nicht, dass Sam ihn sah, schon gar nicht in meinem Zimmer. Wer weiß, vielleicht würde er zum Abschied doch noch einmal an meine Tür klopfen. Das war auch der ursprüngliche Grund gewesen, weswegen ich Xander ein Treffen hinter unserem Haus vorgeschlagen hatte. Allerdings hatte ich mir bisher noch keine Gedanken darüber gemacht, wie ich eigentlich wieder zurück in mein Zimmer kommen sollte. So einfach wie er würde ich sicherlich nicht durch mein Fenster hineinklettern können. Es lag immerhin im ersten Stock.
    "Gehen wir ein Stück?", fragte ich. "Oder ist das zu gefährlich?"
    Xander zuckte mit den Schultern. "Wenn sie dich kriegen wollen, holen sie dich auch aus dem Bett."
    "Wie beruhigend", sagte ich spöttisch.
    "Es ist nun mal die Wahrheit." Er hatte die Hände tief in beide Taschen seiner Jeans geschoben und starrte gedankenverloren hinauf in den dunklen Nachthimmel.
    "Und wie haben sie dich geholt?" Ich biss mir auf die Zunge, nicht sicher, ob Xander diese Frage gefallen würde. Doch zum Glück schien er sie mir nicht allzu krumm zu nehmen.
    "Nach einer Party. Ich hatte etwas zu viel getrunken und dachte nur: 'Was will der Freak denn von mir?'" Er lachte freudlos. "Er schwebte auf mich zu wie ein riesiger Vogel."
    "Du hattest keine Ahnung?"
    "Dass er ein Vampir ist? Oh nein, Lily, so etwas gibt es nicht, schon vergessen? Vampire sind Mythen, nicht existent. Oder kennst du einen Menschen, der wirklich an sie glaubt?"
    Ich nickte verständnisvoll. Manchmal war ich mir ja nicht einmal selber sicher, ob ich es tatsächlich tat und dabei lief ich gerade mit einem sehr ansehnlichen Exemplar über unseren Hof. Doch

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