MondSilberLicht
drang. Er drehte sich um seine eigene Achse und zog den Dreizack heraus. Dann versank er in den Fluten des brüllenden Meeres.
Elins wildes Gelächter über seinen ersten Sieg dröhnte bis zu uns auf die Klippen.
Dann erhob er beide Arme und das Meer schwieg. Die Stille, die sich ausbreitete, dröhnte lauter in meinen Ohren als vorher der Lärm der Wellen. Fassungslos sah ich zu der Stelle, an der Ares verschwunden war. Ein trockenes Schluchzen entrang sich meiner Brust. Doch Elin ließ uns keine Pause.
„Calum“, rief er uns zu. „Komm zurück zu deinem Volk und stelle dich unserem Urteil.“
Calum trat ganz nah an die Klippen und rief zurück. „Deinem Urteil werde ich mich niemals unterwerfen. Ich akzeptiere nur das Urteil des Rates.“
„Wir werden einen neuen Rat wählen. Er wird darüber entscheiden, was Recht ist. Du wirst dich dem Urteil unterwerfen. Das ist deine Pflicht.“
„Elin, du musst zur Vernunft kommen“, rief Calum. Doch es war klar, dass diese Worte an Elin abprallen würden.
„Entweder du oder sie“, flüsterte Elin, doch jeder konnte seine Worte klar und deutlich verstehen.
„Stelle dich unserem Urteil oder die Welle wird sie alle vernichten.“
Ich erstarrte.
„Du kannst dich nicht zum Herrscher aufschwingen.“ Calums Stimme klang immer noch fest.
„Ich kann und ich werde es. Es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert. Das hast du selbst immer wieder betont. Meine Geduld ist zu Ende.“
In diesem Moment begann die Welle mit schier unglaublicher Kraft auf die Küste zuzurasen. Der monströse Wellenkamm türmte sich vor uns auf, wuchs höher und höher. Wir waren unfähig, uns zu rühren. Calum fühlte sich unter meinen Händen eiskalt an. Die Geschwindigkeit, mit der die Wassermassen auf die Klippen zustürmten, war unbeschreiblich. Es würde nur Sekunden dauern, bis die Wellen uns und alle umliegenden Häuser erreichen und zerstören würden, jedes Haus und jeden, der dort lebte.
Calum wandte sich mir zu und sah mir in die Augen. Seine Entscheidung war gefallen.
„Emma, du musst vernünftig sein, du darfst mir nicht folgen, hörst du?“ Er schüttelte mich ganz leicht.
„Du musst auf dich aufpassen, mir zuliebe. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustoßen würde.“
Er zog mich an sich.
„Ich werde dich lieben, bis in alle Ewigkeit“, flüsterte er leise in mein Ohr und seine schützende Umarmung fiel von mir ab.
Der glühende Blick seiner Augen war eindringlicher als seine Stimme.
„Du musst mich vergessen, Emma, und versuchen, ein normales Leben zu führen, hörst du?“
„Das kann ich nicht“, hauchte ich so leise, dass ich sicher war, dass er es nicht verstanden hatte.
Als seine Lippen meine berührten, löste sich die Welt um mich herum auf.
Dann rannte er los. Ungläubig sah ich hinterher. Endlich erwachte ich aus meiner Erstarrung. Das durfte nicht sein. Er konnte unmöglich noch etwas ausrichten. Trotzdem ich wusste, dass ich ihn nicht einholen konnte, lief ich ihm hinterher. Ich wollte nur wieder zu ihm. Ich durfte ihn nicht gehen lassen. Und da sprang er, mitten hinein in den Irrsinn.
Peter riss mich an meiner Jacke vom Rand der Klippe zurück.
Er hielt mich fest an sich gedrückt.
„Neeeiiin“, schrie ich auf das Meer hinaus, dass sich nach Calums Sprung augenblicklich beruhigt hatte und jetzt gespenstig still vor uns lag.
Peter ließ mich los und ich fiel schluchzend auf die Knie. Alle meine Sinne waren betäubt. Ich verstand nicht, was Bree und Ethan zu mir sagten. Ich rührte mich nicht, als Peter versuchte, mich wieder hochzuziehen. Erst als Sophie sich zu mir beugte und mir ins Ohr flüsterte: „Es ist vorbei, Emma. Er ist fort. Lass uns gehen“, stand ich auf und ließ mich zum Haus führen.
Ende 1. Teil
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