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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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den Straßen war es ruhig. Die Läden im Einkaufszentrum hatten frühzeitig geschlossen. Sogar Kroger hatte zu.
    Die Hendersons aus dem Nachbarhaus hatten ihm gesagt, sie hätten schon die ganze Zeit geplant, ihre Vettern und Kusinen in Woonsocket zu besuchen, und nein, es hätte nichts mit dem Kometen zu tun. Pete Albuchek von der Straßenseite gegenüber hatte festgestellt, daß er einen alten Freund in Worcester besuchen mußte.
    Luke fragte sich, ob irgend jemand unten in der Hütte sein würde, wo er selbst normalerweise seine Samstagabende verbrachte.
    Er probierte den Kirschkuchen. Früher hatten er und Ann aus dem spätabendlichen Imbiß ein richtiges Ritual gemacht, das Essen oft mit hinaus auf die Veranda genommen und dort genüßlich gekaut, während die Flut heranströmte. Jetzt hatte er statt Anns ein Computerdisplay.
    Es stand auf einem Regal über dem Küchentisch. Luke zielte mit der Fernbedienung darauf und drückte die Taste. Das Logo des Time-Magazins füllte den Bildschirm aus, verblaßte dann und machte dem Kometen Platz. Das Bild des Vizepräsidenten war eingeblendet und mit dem Text versehen: OB WIR IHN VERLIEREN?
    Luke mochte Charlie Haskell. Wie die meisten Amerikaner mißtraute er Politikern instinktiv, aber er dachte, daß Haskell womöglich eine Ausnahme war. Lukes Freunde lachten, wenn er das aussprach. So was wie einen ehrlichen Politiker gab es nicht, behaupteten sie.
    Er hatte jedoch beschlossen, für Haskell zu stimmen, falls dieser nominiert wurde. Luke hatte nicht die Energie, um sich über die Streitpunkte schlüssig zu werden. Beide Seiten wirkten vernünftig, wenn sie ihre Argumente vortrugen, warum die Verschuldung gesenkt oder der Zustrom von Einwanderern gesteuert oder ein bestimmtes Verfahren in Hinblick auf Nanotechnologie angewandt werden sollte. Verdammt, Luke verstand nicht mal richtig, was Nanotechnologie überhaupt war. Also lief seine Philosophie auf das Nächstbeste hinaus: einen Kandidaten zu finden, der ehrlich wirkte, ihm die Verantwortung zu übertragen und auf das Beste zu hoffen. Sein Sohn Christopher sagte gern, das Land wäre ohnehin nicht mehr regierbar. Die Probleme wären zu groß, zu hartnäckig. Die Nation wäre zu stark verschuldet. Die Grenzen wären ein Witz. Immer wieder mal löschte eine Terroristenbande tausend Menschen mit Nervengas aus. Wer gerade nicht an der Macht war, schreckte vor keiner Art des persönlichen Angriffs zurück gegen die, die an der Macht waren. Vielleicht hatte Chris ja recht. Vielleicht hätte selbst Andy Culpepper die Lage nicht mehr in den Griff bekommen.
    Vielleicht war der Komet ja ein Zeichen.
     
     
Skyport Terminal, 21 Uhr 12
     
    Tory Clarks Flug startete ohne sie. Zweihundertzweiundzwanzig Passagiere und fünfzehn Besatzungsmitglieder waren an Bord. Vor dem Abflug piepte ihr Telefon etliche Minuten lang. Sie ignorierte es.
     
     
Einstufen-Raumfähre Arlington, Flugdeck, 21 Uhr 25
     
    Das Startfenster ging allmählich auf. George verfolgte den Vorgang besorgt, während der letzte Mondbus heranschwenkte, um anzudocken. Es waren nur noch vier Minuten, bis er die Umlaufbahn verlassen mußte. Oder er konnte es vergessen, dem Einschlag noch zu entkommen.
    Er hörte dem knackenden Funkgespräch zwischen Mary und dem Buspiloten zu, und es schien sich endlos fortzusetzen. Endlich mischte er sich mit einer scharfen Warnung ein, und Mary bestätigte. George debattierte mit sich, ob die Klammern wohl hielten, wenn er beschleunigte, während der Bus noch an seiner Maschine hing. Er wollte es lieber nicht versuchen.
    Über Marys Funktelefon hörte er zu, wie sich die Innenluke öffnete, hörte Stimmen, müssen Tempo machen, uns jetzt beeilen, los los los!
    Der Komet war inzwischen so groß wie die Erde und kam erkennbar näher. »Sag mir Bescheid, sobald alle an Bord sind, Mary.«
    Neunzehn Personen kamen mit dem Bus, darunter die beiden Buspiloten. Volle Besetzung.
    Er hörte, wie Mary die Leute zählte, während sie an ihr vorbeizogen. Vierzehn, fünfzehn …
    »Wir haben nur noch zwei Minuten, Babe! Mach Tempo!« Er schaltete die Rundspruchanlage ein und ermahnte die Passagiere, sich anzuschnallen. »Der Start steht kurz bevor«, sagte er.
    »Arlington.« Diesmal war es einer der Buspiloten.
    »Reden Sie.«
    »Haben noch nicht auf Autopilot geschaltet.«
    Der Plan lautete, den Bus mit Hilfe seines Autopiloten auf Distanz gehen zu lassen, da die Raumfähre selbst nicht sehr manövrierfähig war. »Vergessen Sie es und kommen

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