Mondsplitter
DURCH-DIE-NACHT-ANRUF-SHOW, 20 Uhr 49
Crandall: Linda aus Anchorage, du bist auf Sendung.
Anruferin: Hallo, Frank. Ich wollte dir sagen, wie sehr ich dich bewundere. Gott sei Dank haben wir jemanden, der die Wahrheit verkündet.
Crandall: Danke, Linda. Worüber möchtest du reden?
Anruferin: Den Kometen?
Crandall: Okay. Was ist mit dem Kometen?
Anruferin: Frank, hast du nicht den Eindruck, daß die ganze Sache ein Schwindel ist?
Crandall: In welcher Hinsicht, Linda? Möchtest du sagen, daß es gar keinen Kometen gibt?
Anruferin: O nein! Den Kometen gibt es, okay. Man kann ihn sehen. Aber ich denke, Kolladner und Haskell haben eine Möglichkeit gefunden, daraus politisches Kapital zu schlagen.
Crandall: Sag mir, wie.
Anruferin: Oh, komm schon, Frank! Du denkst doch nicht wirklich, sie würden einen Vizepräsidenten auf dem Mond zurücklassen, wenn er zerstört wird, oder?
Crandall: Was denkst du, was passieren wird?
Anruferin: Na, verdammt, das Knäuel entwirrt sich doch jetzt schon allmählich. Zuerst haben sie behauptet, Haskell würde sich opfern, und jetzt heißt es, nun, vielleicht können sie ihn doch noch herausholen, sie hätten schließlich einen heldenhaften Raumpiloten gefunden, der es versuchen wolle, daß es aber irgendwie ein Chance von eins zu tausend ist. Möchtest du darauf wetten, daß er es schaft?
Crandall: Du klingst ein klein wenig zynisch, Linda.
Anruferin: Realistisch, Frank. Ich bin einfach realistisch.
5.
Mondbasis, privates Eßzimmer des Direktors, 20 Uhr 53
Zuerst dachte Bigfoot, sie hätten alle ein bißchen zuviel getrunken. Er hörte sie schon vom Fahrstuhl aus singen und lachen. Das Lied war Stout-Hearted Men, und jemand spielte Gitarre dazu. Er trat ein, und sie begrüßten ihn jubelnd. Der Musiker war Jack Chandler. Er hatte einen Partyhut auf.
Sie alle hatten Partyhüte auf. Charlie Haskell winkte Bigfoot herein und zeigte auf einen Stuhl. Zwei leere Weinflaschen standen auf dem Tisch, und eine weitere hatte einen Mülleimer verfehlt, aber nirgendwo war eine Spur von härteren Getränken zu sehen. »Wie ist die Lage auf dem ollen Startplatz?« fragte Hampton, und alle lachten sie wie Gespenster.
»Ist schon okay, Bigfoot«, sagte der Kaplan, dem offenbar seine besorgte Miene auffiel. »Wir schaffen es schon noch bis dorthin.«
Weiteres Gelächter. Dann, als hätte jemand einen Schalter gedrückt, machte Chandler ein ernstes Gesicht und stellte die Gitarre zur Seite. »Wie läuft es?« fragte er.
»Alles ist so gut vorbereitet, wie ich es nur konnte. Tony ist nach Plan unterwegs.«
Chandler war der einzige aus der Gruppe, den Bigfoot persönlich kannte; die anderen stellten sich selbst vor, und Bigfoot fand Gelegenheit, die Hand des Vizepräsidenten zu schütteln. Evelyn dankte Bigfoot dafür, daß er zurückblieb, um zu helfen.
Morley forderte ihn auf, ein Interview zu führen, und alle lachten wieder. Diesmal fiel Bigfoot mit ein.
Einstufen-Raumfähre Arlington, Flugdeck, 21 Uhr 05
George Culver verfolgte, wie der Mikrobus an Backbord längsseits ging. Der Pilot brachte ihn elegant in Position und schickte seine Passagiere herüber. Zwei weitere Busse folgten ihm dichtauf, und George sah beide auf seinen Instrumenten. Er würde die Passagiere aus allen drei Bussen so rasch wie möglich an Bord nehmen, sein Startfenster ansteuern und aus dieser Gegend verschwinden.
Das da draußen war die Maschine, mit der sie noch einmal wenden, zurückfliegen und versuchen würden, den Vizepräsidenten zu retten. George bewunderte den Piloten. Er blickte zum Kometen hinaus und versuchte, ihn bei ausgestrecktem Arm mit der Hand abzudecken, schaffte es aber nicht mehr. Er war froh, daß er nicht mehr hier sein würde.
Der Mikro informierte ihn, daß der Transfer abgeschlossen war. George betrachtete die Lampen, die ihm signalisierten, daß die Luftschleuse der Passagierkabine geschlossen wurde. Als sie versiegelt war, kam Mary wieder nach vorn. Die Feinsteuerraketen des Mikrobusses leuchteten auf, und er schwenkte in die Nacht davon.
»Achtung«, sagte George. »Der nächste kommt.«
Eine der Fluggäste, die sich als freiwillige Helfer gemeldet hatten, tauchte hinter ihm unter der Tür auf. »Ein Problem, Captain«, sagte sie.
»Was ist los?«
»Ich denke, da hinten werden die Leute ein bißchen nervös. Könnten Sie kommen und mit ihnen reden?«
George konnte das Flugdeck nicht verlassen, während ein Bus anflog. »Mary?« fragte er.
Sie
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