Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt

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Sie herüber«, sagte George. »Oder wir fliegen ohne Sie ab.« Er lehnte sich zurück und sah Curt an. Die Backbordtragfläche schnitt den Bus vielleicht, wenn sie hochzogen.
    »In einer Minute habe ich die Lösung«, sagte Curt. Er arbeitete an seiner Konsole.
    Der Komet sank herab. Nicht gut.
    »Neunzehn«, meldete Mary. »Alle an Bord.«
    »Sorg dafür, daß sich alle anschnallen. Und halte dich für den Abwurf des Busses bereit.«
    Sie bestätigte den Befehl und wartete.
    Curts Zahlen strömten über Georges Display. »Sind startklar«, sagte der Flugingenieur.
    »Abwerfen«, sagte George. Sein Steuerpult blinkte.
    »Bus ist weg.«
    George benutzte Curts Lösung, und die Raumfähre schwenkte nach Steuerbord und gewann an Höhe.
    »Bus auf Distanz«, sagte Curt. »Zurück auf Basiskurs. Ziel Startfenster.«
    George gab vollen Schub, und die Raumfähre stieg rasch aus dem Orbit auf.


Mikrobus, 21 Uhr 26

    Tony und Saber, die unterwegs hinunter nach Alphonsus waren, hörten den größten Teil der Gespräche zwischen der Arlington und dem Bus mit. Saber glaubte, kurz ein Licht vor dem Samthimmel aufflackern zu sehen, ein Flackern, bei dem es sich vielleicht um die Arlington handelte, die heimwärts startete.
    Jetzt waren sie mit dem Monster allein.

6.


Mondbasis, Eßzimmer des Direktors, 21 Uhr 27

    Die Stimmung ließ nach. Jack Chandler empfand Bedauern, als Bigfoot sich nach mehrfachem Blick auf die Uhr entschuldigte und erklärte, daß er eigentlich nicht hier sein sollte, sondern lieber auf seinem Posten, nur für den Fall, daß etwas schiefging.
    Was konnte denn schiefgehen? fragte Chandler, hörte der Antwort aber gar nicht zu.
    »Wir alle sollten wahrscheinlich jetzt gehen«, sagte Evelyn einen Augenblick später. »Es wäre kein guter Zeitpunkt für eine Verspätung.«
    Die anderen nickten, blickten auf ihre Uhren, tranken die Gläser aus.
    »Viel Glück«, sagte Haskell so leise, daß die Worte kaum zu verstehen waren.
    Morley sah den Vizepräsidenten an und deutete auf sein Kehlkopfmikrophon. Haskell blickte Evelyn an, die mit den Achseln zuckte. Der Vizepräsident nickte, und Morley zog sich auf die andere Seite des Zimmers zurück, holte die Microcam aus der Tasche und stellte sie auf den Tisch. Er zielte damit auf sich und redete ins Mikro. Chandler verstand nicht, was er sagte.
    Der Kaplan blickte zu ihm herüber und lächelte aufmunternd. Wir schaffen das schon, Jack.
    »Ich weiß«, sagte Chandler laut.
    Er hatte sich noch nicht entschieden, was er tun wollte. Oder vielleicht hatte er es doch, in irgendeinem inneren Winkel, in den kein Licht fiel. Und vielleicht klopfte sein Herz deshalb so heftig, daß er glaubte, die anderen müßten es hören.
    »Sind Sie okay, Jack?« fragte Haskell und runzelte die Stirn.
    »Mir geht es gut. Es ist ein emotioneller Augenblick«, räumte er ein.
    Sie gingen nacheinander aus dem Eßzimmer auf den angrenzenden Flur hinaus, nahmen den Fahrstuhl bis zum Erdgeschoß und verließen das Gebäude durch den Vordereingang. Auf der Main Plaza war es natürlich Nacht. Straßenlaternen erzeugten Lichtpfützen und erhellten Bänke, Ladenfassaden und Fußwege. Es war eine Szenerie von fast qualvoller Stille.
    Chandler blieb neben einem Azaleenbusch stehen. »Ich habe noch was vergessen«, erklärte er Evelyn. »Familienbilder. Ich treffe euch auf dem Raumhafen.«
    »Okay«, sagte sie. »Aber beeile dich, Jack!«
    Er nickte.
    »Möchtest du Gesellschaft?«
    »Nein, nein. Geh du mit den anderen. Ich komme gleich rüber.« Er spürte, wie sein Gesicht warm wurde.
    Sie musterte ihn lange. Die anderen gingen schon auf die Haltestelle zu. Ihre Lässigkeit war größerer Eile gewichen. »Mach schnell, Jack, okay?«
    Er nickte, wandte sich ab und stieg die Rampe zu Ebene drei hinunter, wo er zu seiner Unterkunft in McNair Country zurückkehrte, einer Zone, die für die Manager der Mondbasis reserviert war.
    Seine Schritte erzeugten Echos in den leeren Korridoren. Er schien eine übernatürliche Wahrnehmung entwickelt zu haben, was die Beschaffenheit der Wände und die Geometrie der Gänge anbetraf. Er hatte das Gefühl, die Anlage wäre lebendig, als hätte sie alles, was hier je geschehen war, irgendwie eingefangen und abgespeichert.
    Er traf vor seinem Zimmer ein, schob die Schlüsselkarte in den Schlitz und öffnete. Als er zum Abendessen gegangen war, hatte er nicht gewußt, ob er zurückkehren würde. Selbst jetzt war er sich über die eigenen Absichten