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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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unterbrach sie: »Hier spricht der Kapitän. Meine Damen und Herren, wir werden in den nächsten Minuten wahrscheinlich manövrieren. Es könnte ein bißchen heftig werden, vergleichbar mit dem Flug durch ein Unwetter: Ich versichere Ihnen allerdings, daß Sie in einer sehr solide gebauten Maschine sitzen und wir alle in guter Verfassung aus der Sache hervorgehen werden. Inzwischen möchte ich, daß Sie alle losen Gegenstände sichern, damit diese nicht Sie oder andere verletzen. Achten Sie bitte darauf, daß Ihr Tablett hochgeklappt ist und alles, was nicht festgemacht ist, in einem der oberen Gepäckfächer verstaut wurde. Wir sagen Ihnen Bescheid, sobald wir es hinter uns haben.«
    Yomiuri holte tief Luft und setzte ihren Livekommentar fort. Im Kopfhörer machte es ping, und ihr Produzent meldete sich: »Tashi, wir schalten jetzt auf Gemeinschaftssendung um.«
    Danach sprach sie zur ganzen Welt. »Okay«, sagte sie.
    »In einer Minute. Clyde Sommer ist dein Moderator. Zu deiner Information: Soweit wir wissen, hat bislang niemand wieder Kontakt zum Mikrobus oder der anderen Raumfähre.«
    Als sie das hörte, lief es ihr kalt über den Rücken. »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Wahrscheinlich liegt es nur an den allgemeinen Turbulenzen. Vielleicht sind sie okay, vielleicht nicht. Wir rechnen damit, auch dich in ein paar Minuten zu verlieren. Dein Signal, meine ich.«
    Ihr Herz legte einen zusätzlichen Schlag ein. »Klar«, sagte sie.
    »In zwanzig Sekunden.«
    »Okay. Ich bin bereit.«
    Sie lauschte dem Countdown im Kopfhörer und stellte sich Clyde Sommer, den Chefsprecher des Senders, am zentralen Tisch in New York vor. Kurz bevor sie auf Sendung ging, schob sie den Kopfhörer am rechten Ohr auf den Kopf hoch, damit sie hörte, was um sie herum geschah. »Hier spricht Tashi Yomiuri an Bord einer Raumfähre, die über hundertvierzigtausend Kilometer von dem entfernt ist, was einmal der Mond war. In diesem Moment laufen wir mit etwa vierundzwanzigtausend Stundenkilometern vor einem Wirbelsturm aus Feuer …«

 
Kapitel Sieben

Der Auslöser
Samstag, 13. April, bis
Sonntag, 14. April
     
     
1.
     
     
Mikrobus, Flugdeck, 22 Uhr 40
     
    Sie hatten die anfängliche Detonation überlebt. Tony steuerte mit vollendeter Geschicklichkeit durch den Sturm, zündete das Triebwerk bei erster Gelegenheit neu und flog Kurven, die die Konstrukteure nicht für möglich gehalten hätten. Wenn Saber ihm zusah, war sie dankbar dafür, daß sie heute abend mit Tony Casaway flog.
    Das anfängliche Toben hatte nachgelassen. Sie steckten zwar weiterhin viele Treffer ein, aber die meisten streiften den Rumpf nur und knallten und krachten, führten aber keine ernsten Schäden herbei. Ein Stein schlug in ein Frachtabteil im Unterdeck ein, aber die Luken hielten; ein weiterer Treffer führte zum Ausfall einer Stromleitung, und die Passagierkabine wurde dunkel. Zum Glück kannten die gelegentlichen Brocken, die sie aus der Dunkelheit ansprangen, und die Kaskaden aus geschmolzenem Fels, die über den Himmel fuhren, nicht ihre genauen Koordinaten, und so waren sie immer noch am Leben.
    Man hatte den Eindruck, eine Woge wäre vorbeigeschwappt. Der Weltraum war immer noch voller dahinfegender Trümmerstücke, aber in Mengen und mit Geschwindigkeiten, bei denen die Sensoren die größeren Gefahren aufspüren konnten.
    Morley fragte, ob der Mikrobus schon wieder Verbindung nach außen hätte. Die Antwort lautete nein. »Verdammt!« sagte er. »Das ist ein so toller Stoff!« Aber er fügte hinzu, daß es ihm nichts ausmachte, wenn die Aufregung erst ein wenig nachließ.
    Evelyn fragte, ob der Captain wußte, daß die Passagierkabine kein Licht mehr hatte.
    »Wir wissen es«, antwortete Saber. »Wir reparieren es später. Im Moment sind wir allerdings ein wenig beschäftigt.« Sie wies auf ein anfliegendes Fragment, noch während sie redete. Tony nickte und wich mit dem Mikrobus aus. Das Fragment war ein langer, dünner Splitter, vielleicht halb so lang wie ein Football-Feld, der kopfüber trudelte. Saber hörte die Reaktionen in der Kabine, als er knapp vorbeischrammte.
    Die Kurz- und Langstreckensensoren füllten die Monitore mit ihren Signalen. Manchmal waren es Scherben und Stürme aus Kieseln und Staub, häufiger jedoch amöbenhafte Formen, die vielleicht Wolken aus Gas oder Plasma waren. Durch die Fenster sah man riesige Schatten und flüssiges Feuer. Gelegentlich verschwanden die Sterne ganz, als brauste der Mikrobus durch einen roten

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