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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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für Krisenmanagement.
    Collins wußte natürlich schon Bescheid. »Wir tun alles, was wir können«, sagte er. Er hatte auch zu den Skeptikern gehört. »Vielleicht haben wir ja Glück«, fügte er hinzu. Das klang bedrohlich.
    Sie unterhielten sich eine Minute lang, dann versuchte Phillips erneut, Myra anzurufen. Diesmal meldete sie sich.
    »Hoppla, Phil«, sagte sie. »Mach langsam.«
    Er blickte aus einer Höhe von dreihundert Metern über die Bucht hinweg. Lichter bewegten sich dort unten. Drei Kilometer voraus sah er bei den Narrows die Verrazano Bridge.
    »Myra, eine Flutwelle kommt. Eine große. Verschwinde von zu Hause. Nimm die Interstate nach Westen.«
    »Wie groß?«
    »Sehr groß.«
    »Wieviel Zeit habe ich noch?«
    »Gar keine …«
    Die Leitung fiel aus. Er wählte erneut die Nummer, hörte aber nur eine aufgezeichnete Durchsage der Telefongesellschaft, die ihm sagte, die Leitung würde repariert.
    Janet starrte ihn an und sagte nichts.
    Er versuchte gerade die Vermittlung zu überreden, daß sie die Leitung überprüfte, als die Lichter auf der Brücke ausgingen.
     
    SONDERSENDUNG AUS DEM WEISSEN HAUS, 23 Uhr 45
     
    Liebe amerikanische Mitbürger,
    wie Sie wissen, haben mehrere Flutwellen die Ostküste der Vereinigten Staaten getroffen. Aufgrund der Kollision zwischen dem Mond und dem Kometen Tomiko früher am Abend ist der Himmel voller Trümmerstücke. Teile des sich auflösenden Mondes stürzen seitdem auf das Land und ins Meer. Dadurch hervorgerufene Flutwellen haben mehrere unserer Städte überschwemmt. New Haven, New Orleans und Charleston sind stark verwüstet worden. Die Fluten haben sogar Binnenstädte erreicht. Bislang konzentrieren sich die Schäden auf die Westhalbkugel, weil unsere Seite des Globus zur Zeit dem Mond zugewandt ist.
    Wir haben Grund zu der Annahme, daß das Schlimmste überstanden ist. Und nicht nur schlechte Nachrichten kommen herein. Die Westküste ist bislang verschont geblieben. Das Kernland der Nation ist fast unbehelligt geblieben.
    Heute abend wiederholen wir, was Amerikaner in Krisenzeiten schon immer getan haben: Wir rücken zusammen, und wir überleben. Wir arbeiten, um es zu überstehen, wir bewahren unseren Glauben an Gott und werden immer noch da sein, wenn die Sonne aufgeht.
     
    Später bedauerte Henry die letzte Zeile. Al hatte Einwände gehabt, aber der Präsident fand zunächst, daß sie Kraft hatte und sich dem Gedächtnis einprägen würde. Eine Zeile, die man oft zitieren und an die man sich in künftigen Notlagen erinnern würde.
    Zu spät erkannte er, daß sie übertrieben pessimistisch klang.
     
     
Manhattan, 23 Uhr 49
     
    Als die Flutwelle New York erreichte, lief es gar nicht so ab, wie es die Gäste von Louises Dachparty aufgrund der Katastrophenfilme eines ganzen Lebens erwartet hätten. Keine Wasserwand rollte an, kein Kamm und kein Schaum waren zu sehen. Jeder Fluß und jede Bucht der Region trat einfach über die Ufer und ergoß sich nach Manhattan, Queens, Brooklyn, Staten Island und in die Küstengebiete von Jersey hinein. Marilyn stand weiter hinten in der Menge, die sich um den Fernseher versammelt hatte, auf dem die Bilder aus den Hubschraubern liefen. Marilyn verfolgte mit, wie das Wasser über Piers, Fähren und Uferstraßen schwappte.
    Sie nippte an ihrem x-ten Rumcocktail (einem Getränk, das sie schätzte, weil sie es eine ganze Nacht lang ohne erkennbaren Effekt kippen konnte), als ihr der Gedanke kam, daß die Wirkung vielleicht doch beachtlich war. Die Flut kam hierher. Und die 77. Straße war immer noch verstopft.
    Marilyn wich langsam aus der Menge zurück, ging hinaus auf die Terrasse und blickte auf den Verkehr hinunter. Die Fahrzeuge standen Stoßstange an Stoßstange und rührten sich nicht – ein Elektroreparaturlaster der Stadt, ein Tanklaster, ein Bierlaster, ein Stadtbus, ein Polizeiwagen, ein paar Taxis. Die Türen gingen gerade auf, die Fahrer stiegen aus und die Leute strömten aus dem Bus und rannten los. Aber sie konnten wirklich nirgendwohin.
    Wo steckte Larry?
    Unterhielt sich gerade mit einem der Manager. Marilyn lief an ihm vorbei und zur Tür hinaus und nahm den Fahrstuhl ins Erdgeschoß.
    Sie trat in eine schmale Eingangshalle und lief zur Frontseite des Gebäudes. Jetzt hörte sie draußen Geschrei und Rufe. Und das Dröhnen eines Hubschraubers.
    Sie erreichte den Eingang. Die Innen- und die Außentür lagen etwa zweieinhalb Meter auseinander, eine Sicherheitskonstruktion. Das Schloß der Innentür

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