Mondsplitter
Protokoll.«
»Entspannen Sie sich, Sam«, sagte Charlie. »Mir passiert nichts.«
Die Mondbasis war eine unterirdische Anlage. Die Oberfläche befand sich neun Stockwerke über dem Speiseraum des Direktors. Evelyn, Charlie, Sam und seine Kollegin Isabel nahmen den Fahrstuhl, der an der Außenwand des Hauptquartiers hinauffuhr und dabei Ausblick über die gesamte Main Plaza gewährte. Aus dieser Perspektive ähnelte die Mondbasis mehr einem riesigen Park als irgend etwas anderes.
Auf dem obersten Stockwerk kamen sie an einem gewundenen Korridor entlang, dessen Wände mit einer Reihe von Drucken geschmückt waren, die die Mondbasis in verschiedenen Stadien der Fertigstellung zeigten. Der Fahrstuhl stoppte vor einer schweren Metalltür mit der Aufschrift: VORSICHT – KEIN ZUTRITT FÜR UNBEFUGTE. Ein Interkom war an der Wand montiert. Evelyn gab eine Nummer ein und nannte ihren Namen, und die Tür ging auf.
Sie betraten einen langen Raum mit Bänken, Ausrüstungsbehältern, Schränken und Ständern. Druckanzüge in verschiedenen leuchtenden Farben hingen von Stangen an der Decke herunter. Ein Techniker stand hinter einem Schreibtisch auf und wartete.
»Wir haben mehrere Ausgänge auf Bodenhöhe«, erläuterte Evelyn. »Wir sind draußen ziemlich aktiv. Die Mondbasis wird weiter ausgebaut, wie Sie wissen. Ständig gehen Arbeitsgruppen ein und aus. Ebenso Forscher. Und die Leute von der Wartung. Und gelegentlich Touristen.« An dieser Stelle hellte sich ihre Miene auf, und sie spitzte die Lippen.
Der Techniker übergab ihnen zwei D-Anzüge. Einer war goldfarben und der andere zinnoberrot. Evelyn nahm den goldenen Anzug und zog sich die Schuhe aus. »Sie bekommen den grellen«, lächelte sie.
»Warten Sie mal«, sagte Charlie. »Ich hatte es nicht so geplant, daß Sie mit hinausmüssen.«
»Niemand geht allein hinaus. Das erlauben wir nicht.«
Es machte Sinn. »Okay, aber wieso schicken Sie nicht jemand anderen? Ich möchte nicht Ihre Zeit in Anspruch nehmen.«
»Es ist mir ein Vergnügen«, sagte sie.
»Ich brauche auch einen Anzug«, stellte Sam mit ärgerlicher Miene fest.
»Warum?« wollte Charlie wissen. »Wer sollte da draußen auf mich schießen?«
»Sir, ich wüßte nicht, was das für eine Rolle spielt. Es ist gefährlich, und es wäre mir lieber, Sie würden es nicht tun.«
»Die Sache ist geklärt.«
»Ich muß mitkommen. Die Vorschriften verlangen es.«
»Wie gut sind Sie mit der Ausrüstung vertraut?«
»Nicht besonders.«
»Wieviel würden Sie also im Notfall nützen?«
Die Muskeln in Sams Kiefer spannten sich. »Nicht viel.«
»Sie könnten sogar selbst zum Notfall werden. Bleiben Sie hier. Evelyn kümmert sich um mich, und wir sind in wenigen Minuten zurück.«
Evelyn gab ihm eine kurze Einführung in die Prozedur, die größtenteils darin bestand, nicht mehr unnötig an der Anzugsteuerung herumzufummeln, sobald sie erst mal eingestellt war. Sie zeigte ihm, wie man den Luftdruck modulierte, die Temperatur steuerte und die Funkanlage bediente. »Vergessen Sie nicht den Schwerkraftunterschied!« sagte sie. »Dort lauert die eigentliche Gefahr. Es gibt eine Menge Spalten, Krater, Risse, was Sie nur wollen, wo Sie hineinstürzen könnten. Halten Sie die Augen offen! Der Anzug ist widerstandsfähig, aber man kann trotzdem ein Loch hineinstanzen. Die rote Lampe zeigt an, daß Sie ein Problem haben und unverzüglich zurückkehren müssen. Falls Sie die rote Lampe sehen, leuchtet sie gleichzeitig hier drin auf. Man wird Sie dann zurückrufen. Wenn so etwas passiert, dann keine Diskussionen mehr, verstanden?«
Charlie war kein Dummkopf. »Wie oft erhalten Sie hier rotes Licht?«
Sie zuckte die Achseln. »Es kommt vor.«
Man setzte ihm den Helm auf, und zischend fuhr Luft hinein. Evelyn kontrollierte die Funkverbindung. »Alles okay bei Ihnen?«
»Mir geht’s gut.«
»Schön.« Sie setzte sich ihren Helm auf. »Es wird Ihnen gefallen, Herr Vizepräsident.«
Der Techniker führte sie in einen angrenzenden Raum, wo der Zugang zu einer Luftschleuse offenstand. Charlie folgte Evelyn hinein, und der Techniker schloß die Tür. Bunte Lampen gingen an. »Sie werden es als Prickeln spüren, wenn sich der Luftdruck ändert«, erklärte Evelyn.
Er konnte ihr Gesicht hinter dem Plexirauchglas nicht mehr sehen. »Wie oft waren Sie schon draußen?« fragte er.
Sie lachte. »Ein- oder zweimal.«
Charlie vermutete, daß sie ihn foppte, aber ein ausgedehntes Schweigen folgte. »Sie machen Witze«,
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