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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Charlie vermutete, daß man letztlich einen Bergungsversuch unternehmen würde – falls sie alle diese Sache überstanden, falls die Nation überlebte und die Welt weiter ihren Lauf nahm. Er konnte sich den Mikrobus richtig vorstellen, wie er eines Tages im Smithsonian stand. Natürlich hingen die Chancen dafür vielleicht auch davon ab, was für einen Präsidenten diese Maschine gerettet hatte. Niemand hätte große Anstrengungen unternommen, um sich ein James-Buchanan-Artefakt zu sichern.

 
10.
     
     
    TRANSGLOBAL-SONDERREPORTAGE, 15 Uhr 53
     
    Die Pressesekretärin des Weißen Hauses, Pat Russell, gab auf einer im Fernsehen aus Camp David übertragenen Pressekonferenz vor ein paar Minuten bekannt, daß das anderthalb Kilometer lange, knüppelförmige Stück Mondgestein, bekannt unter der Bezeichnung Possum, zurückkehrt. Man erwartet, daß es am frühen Dienstagmorgen auf das Zentrum von Kansas stürzt. Eine umfassende Evakuierung ist bereits im Gang. Experten haben errechnet, daß niemand innerhalb von tausendeinhundert Kilometern zur Einschlagsstelle vor der unmittelbaren Detonation sicher ist. Auch Chicago, St. Louis, Kansas City und zahlreiche andere Städte des mittleren Westens werden in Mitleidenschaft gezogen.
     
    TRANSGLOBAL-SONDERREPORTAGE, 15 Uhr 58
     
    … die Panik im mittleren Westen. Behörden des Bundes und der Kommunen kämpfen heute nachmittag darum, einen Anschein von Kontrolle über eine entsetzte Bevölkerung zu bewahren …
     
     
Percival Lowell, Ausrüstungsdeck, 16 Uhr 11
     
    Major Lee Cochran hielt sich in weißer Galauniform bereit, als Charlie durch die Luke trat, und salutierte. »Willkommen an Bord der Percival Lowell, Herr Präsident.« Eine aus vollem Hals vorgetragene Version von »Hail to the Chief« donnerte aus den Lautsprechern. Charlie mußte sehr an sich halten, um seine Bestürzung nicht zu zeigen, aber alles erstarrte, solange der Marsch ertönte, bis Charlie mit einer Handbewegung zeigte, daß er zufrieden war und man die Musik herunterdrehen oder abschalten konnte. Jemand reduzierte die Lautstärke. »Ich bin Major Cochran, Sir!« bellte Lee. »Der Captain hat mich gebeten, ihr Bedauern darüber auszurichten, daß sie nicht persönlich kommen konnte, aber die Situation erfordert ihre Anwesenheit auf dem Flugdeck.«
    Charlie nickte und lächelte. »Danke, Lee«, sagte er. Er war beiden Astronauten vor einer Woche auf L1 vorgestellt worden. Cochran strahlte, als er mit dem Vornamen angesprochen wurde. »Ich habe nicht erwartet, Sie ganz so schnell wiederzusehen«, fuhr der Präsident fort. Sie standen in einer kleinen Kabine, die mit Schränken und Lagerbehältern gesäumt war.
    Die übrigen Passagiere kamen durch die Luftschleuse: Evelyn, die ihr gebieterisches Auftreten teilweise zurückgewonnen hatte; Morley, der leise in sein Mikrophon sprach; der Kaplan, in sich gekehrt und schweigend.
    Der Major bedachte den Journalisten mit einem mißbilligenden Blick, sagte aber nichts. Saber bildete die Nachhut und schien erfreut darüber, daß sie die Verantwortung auf andere Schultern legen konnte. Cochran blickte forschend in den Durchgang. »Sind das alle?« fragte er.
    »Ja«, sagte Saber.
    Er nickte, schloß die Luke und drückte ein paar Schalter. Die Lowell drehte sich leicht, und Lampen wechselten die Farbe. »Jeder sollte sich irgendwo festhalten«, sagte Cochran. Er wandte sich an eine Funktafel: »Rachel, wir haben alle an Bord. Wir können starten.«
    Charlie spürte, wie das Schiff die Richtung wechselte. »Herr Präsident«, sagte Cochran, »Sie erhalten die Unterkunft des Kommandanten. Falls Sie und Ihre …« Er brach ab und suchte nach dem richtigen Begriff. »… Partner mir bitte folgen würden.«
    Die Lowell kam Charlie jetzt kleiner vor als bei der Inspizierung auf L1. Die Gänge waren schmal, die Räume mit Gerätschaften vollgestopft, die Ausstattung praktisch. Die Unterkunft des Kommandanten, die unter anderen Umständen beengt gewirkt hätte, erschien im Vergleich fast geräumig. Die Koje war in die Trennwand hochgeklappt. Stuhl und Schreibtisch mit Hochdisplay gehörten zur Einrichtung. Schubläden und Schrank waren in die Wände eingebaut. Zwei Handtücher, ein Kamm, ein Becher und eine Tube Zahnpasta steckten in Sicherheitshalterungen am Stuhl. Man hatte einen übergroßen Percival-Lowell-Overall für Charlie bereitgelegt. Er war komplett mit Einsatzabzeichen und einem HASKELL-Namensschild über der linken Brusttasche ausgestattet.
    Cochran

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