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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sphärischer Reflektor war auf der Fronthaube plaziert und projizierte den Laserstrahl. Zwei mit beweglichen Gelenken ausgestattete Entnahmestangen von unterschiedlichem Durchmesser ragten an beiden Seiten des Gefährts auf.
    Der auf einem Sattel postierte Fahrer konnte den Reflektor per Handbedienung heben, senken oder ausfahren oder den gesamten Betrieb an die Bordcomputer übergeben. Der Halbleiter-Systemkern war in einer Black Box vor dem Fahrersitz untergebracht.
    Das Gefährt bewegte sich normalerweise auf sechs einzeln aufgehängten Rädern, die aber in der schwerelosen Umgebung des Possums erkennbar wenig nützen würden. Und das Gerät herumzuwuchten würde auch nicht einfach sein. Der Bohrer war groß und schwerfällig und neigte dazu, zu bleiben, wo er war. Als sie ihn endlich in Fahrt gebracht hatten, ließ er sich nur schwer steuern oder wieder anhalten. Cochran wies warnend darauf hin, daß sie draußen darauf achtgeben mußten, das Fahrzeug nicht zu verlieren.
    Charlie war nicht gut in Physik, aber er konnte sich die Situation bildhaft vorstellen: Der Possum rotierte in ganz schön flottem Tempo und würde versuchen, den Laserbohrer mitsamt den drei Astronauten in den Weltraum zu schleudern. Deshalb mußten sie das Gefährt, sobald sie aus dem Schiff waren, am Boden verankern. Die Lage wurde noch dadurch komplizierter, daß die D-Anzüge der Lowell nicht mit Greifschuhen ausgestattet waren, so daß die Astronauten sich zunächst selbst verankern mußten.
    Dazu hatten sie die Module geplündert, die als Unterkünfte auf dem Mars vorgesehen waren, und sich Kabel und Haken besorgt, aus denen sie Anker herstellen konnten. Alles in allem stand ihnen ein schwerfälliger Einsatz bevor. Charlie zog einen D-Anzug an, damit er aussteigen konnte, falls Probleme auftraten.
    Morley kam herunter und sendete live, wie sie das Gerät in die Luftschleuse schafften. Dann gingen sie selbst hinein, schlossen die Luke und tauchten Minuten später auf der Oberfläche des Possums auf.
    Charlie hörte über Kopfhörer mit und verfolgte die Aktion mit Hilfe der Außenbordkameras.
    Das Bodenteam zog den Bohrer mit Leinen auf die Oberfläche heraus.
    »Da drüben sieht es gut aus«, sagte Cochran. »Sachte anheben. Kein plötzliches Rucken, ja?«
    »Verstanden«, sagte Evelyn. Dann: »Vorsicht, er schwebt!«
    »Verdammt, Evelyn, Sie schweben! Holen Sie etwas Leine ein.«
    »Es fühlt sich an, als wollte man einen Elefanten aufhalten.«
    »Braucht ihr da draußen Hilfe?« fragte Rachel. »Soll ich den Präsidenten schicken?«
    »Negativ.«
    Sie zogen den Bohrer an die richtige Stelle und befestigten ihn mit Kabeln.
    Als das geschehen war, schwang Cochran ein Bein über den Sattel. »Ich stelle den Bohrer auf einen Meter ein. Fahre die Energie hoch.«
    Augenblicke später erzeugte die Black Box einen rubinroten Strahl, der von einem Spiegel zurückprallte, durch eine Linse fiel und vom Reflektor im Winkel von neunzig Grad zur Oberfläche umgelenkt wurde. Nach mehreren Sekunden Wartezeit warf der Boden erste Blasen. Eine Rauchfahne stieg auf, und Cochran dirigierte einen der Greifarme, der mit hohem Tempo rotierte, ins Gestein. Als Cochran zufrieden war, zog er ihn wieder heraus und deponierte den Inhalt in einem glänzenden Plastikbehälter. Dann stellte er den Bohrer auf vier Meter ein und wiederholte den Vorgang.
    Sie entnahmen Proben bis in eine Tiefe von zwölf Metern. Anschließend kehrten sie ins Schiff zurück und übergaben Charlie das Gestein, und Rachel flog zur nächsten Stelle weiter.
    Charlie etikettierte die Proben und übergab sie Morley. Morley und Doc Elkhart hatten eine Kurzeinführung in das geologische Labor der Lowell erhalten. Sie führten eine Serie einfacher Untersuchungen an den Steinen durch, und Cynthia Murray überwachte die Ergebnisse und gab die Daten an Feinberg weiter.
    Der Kaplan fragte sich laut, ob sie nicht wieder ein Risiko eingingen, indem sie versuchten, den Possum auf einen stabilen Orbit zu heben. »Sobald die Raumfähren mit der Arbeit am Brocken beginnen«, sagte er zu Charlie, »dann müssen sie einfach Erfolg haben, denke ich. Weil sie andernfalls nur die Einschlagstelle verschieben, oder? Niemand weiß dann mehr, wo das Ding herunterkommt.«
    Charlie brachte die eigenen Gedanken nicht zum Ausdruck: Daß es in dem Fall auch nicht mehr darauf ankam.
     
     
Umsiedlungslager, Bismarck, North Dakota, 5 Uhr 11 Mittlere nordamerikanische Sommerzeit (6 Uhr 11

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