Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Ostküsten-Sommerzeit)
     
    Marilyn hörte ferne Stimmen, Lärm, das Geräusch von Lastwagen. Es war kalt in dem Armeezelt, das sie mit zwanzig weiteren Personen teilte. Einige davon waren Flüchtlinge aus Louises Gruppe, während Louise selbst verschwunden war, verschluckt von den Menschenmassen, die stündlich mit Bussen und Flugzeugen aus dem ganzen Land eintrafen.
    Im Zelt waren die Menschen auf den Beinen, benommen und verängstigt, und sie entdeckten, wie sehr sie die täglichen Annehmlichkeiten von privaten Duschen und gemütlichem Frühstück vermißten. Hier gab es natürlich keine Privatsphäre. Marilyn hatte festgestellt, daß es sich dabei um ein Luxusgut der Zivilisation handelte.
    »Los, gehen wir«, sagte eine schrille Stimme. Marilyn brauchte einen Augenblick, um die Sprecherin zu entdecken – eine kleine, weißhaarige Frau, die tantenhafte braune Sachen trug, mit einem Armsticker in Rot und Grün, der sie als Freiwillige des Zivilen Notfall-Corps auswies. »Wir ziehen um. Die Busse sind in zwanzig Minuten hier.«
    Larry wälzte sich über sein Feldbett und blickte zu Marilyn auf. Die Luft war kalt und feucht an diesem frühen Morgen. »Was geht hier vor?« fragte er. »Kommen wir schon wieder woanders hin?«
    Ein älterer Mann saß in der Nähe und versuchte, sich die Hose anzuziehen, während er sich gleichzeitig mit einer Decke schützte. »Wir sind zu dicht an Kansas«, sagte er. »Ich habe von jemandem gehört, es ginge nach Saskatoon.«
    Larry verdrehte die Augen. »Wo zum Teufel liegt Saskatoon?«
    »Irgendwo in Kanada.«
    Jemand schlug eine Zeltklappe auf, und kalter Wind blies herein. »Nach Norden«, sagte Marilyn. »Es geht wieder nach Norden.«
     
     
AstroLab, 7 Uhr 17
     
    Der Possum bestand primär aus Kristallen: Plagioklas, Pyroxen, Ilmenit, Chrysolit und sonstigen Mineralen. Ihre Größe und Anordnung gaben Hinweis darauf, daß sie als flüssige Lava kristallisiert waren. In Anbetracht der Umstände konnte das natürlich kaum als Neuigkeit gelten. Das Gelände müßte allerdings, dachte Feinberg, stabil genug sein, um die Anker zu halten. Er übermittelte seine Schlüsse zusammen mit Empfehlungen, wie die Ausrüstung zu modifizieren sei, ans Johnson Space Center. Johnson sandte die Spezifikationen seinem führenden Lieferanten sowie der MVB in Hartsfield. Der Lieferant antwortete, er hätte bereits zwei Dutzend Geräte von jedem der potentiell anwendbaren Modelle verschickt, so daß die Felshaken schon auf dem Flughafen von Atlanta stünden und nur darauf warteten, eingebaut zu werden.
    Diese Nachricht ging zurück an Feinberg, der in diesem Augenblick gerade in Hartsfield landete.
    Er hatte sich über das wechselnde Geschick im Hinblick auf die Raumfähren auf dem laufenden gehalten. Als gestern abend eine der Raumfähren bei dem Versuch zerstört wurde, nach Skyport zurückzukehren, hatte man ihn informiert, daß nur noch sechs Maschinen verfügbar waren und er einen Weg finden müsse, damit auszukommen. Als er dann Orly Carpenter bei der NASA erklärte, daß das nicht möglich war, fanden sie irgendwo anders doch noch eine Maschine.
    Verdammte Bürokraten! Sie spielten ihre Spiele sogar noch, wenn das Überleben der Welt auf der Kippe stand.
    Carpenter erwartete ihn schon, als er landete. Die Bilddaten von der Lowell waren eingetroffen, und beide Männer zogen sich zu einem virtuellen Tank zurück, um Landungsstellen auszusuchen. Feinberg starrte den Possum an, wie er kopfüber dahinpurzelte und dabei alle dreiundfünfzig Minuten und elf Sekunden einmal um die Längsachse rotierte.
    In gewisser Weise freute er sich. Er hatte sein Leben der Aufgabe gewidmet, in aller Stille Wissen ohne praktischen Nutzen anzusammeln. Und doch war er jetzt hier und konnte mit seinen Spezialkenntnissen die Vereinigten Staaten retten, um Gottes willen, ja vielleicht gar die Zivilisation selbst! Nicht schlecht für einen Astrophysiker. Da bahnte sich der stimulierende Höhepunkt eines Lebens an, das er, ungeachtet aller Auszeichnungen, als relativ unbekannter Wissenschaftler verbracht hatte. Wissen zu erwerben, das rechtfertigte sich natürlich selbst. Herauszufinden, wie die Sonnenmaschine arbeitete, warum sich Galaxien bildeten, welche Lebenserwartung ein bestimmter Stern hatte. Diese Themen waren die richtige Beschäftigung für die Menschheit – auch wenn sie keinen Bauplan für bessere Häuser lieferten und der Wirtschaft keine Manieren beibrachten. (Die Frage praktischer Anwendungen hatte ihn

Weitere Kostenlose Bücher