Mondsplitter
nach Skyport, tanken sie auf und steuern das Rendezvous mit dem Possum an. Wir schätzen, daß alle sieben Maschinen zwischen halb vier und vier Uhr früh auf dem Felsen in Position sind. Da der Absturz um vier vor fünf erwartet wird, sind wir also nicht weit voraus.
Die Raumfähren müßten achtzehn bis zwanzig Minuten Brennphase bei vollem Schub übrig haben, wenn sie den Possum erreichen. Das ist nicht viel. Aber es wird reichen. Es kommt vor allem darauf an, keinen Treibstoff zu vergeuden. Wenn wir dort sind, verankern wir uns im geplanten Winkel an den geplanten Stellen und schalten die Triebwerke aus. Von diesem Zeitpunkt an tun Sie nichts mehr ohne gesonderte Anweisung. So weit irgendwelche Fragen?«
Eine Hand ging hoch. Sie gehörte Ben West, dem Piloten der in L.A. stationierten Raumfähre. »Wenn ich richtig verstanden habe, verbrauchen wir bei diesem Einsatz den größten Teil des Treibstoffs, vielleicht sogar allen. Ist das richtig?«
»Das ist korrekt, Ben.«
»Wie kommen wir wieder nach Hause?«
Carpenter nickte. »Eine begründete Frage. Wir halten Stationsfähren bereit. Sobald der Einsatz abgeschlossen ist und beteiligte Maschinen es nicht mehr schaffen, den Possum aus eigener Kraft zu verlassen – was wahrscheinlich der Fall sein wird –, holen die Fähren die Besatzungen ab.«
»Orly.« Das war Willem Stephan, gerade vom Mond zurück. »Was passiert dann? Mit den Raumfähren?« Die Piloten empfanden traditionell Zuneigung zu ihren Maschinen. Sie einfach aufzugeben fand nicht ihren ungeteilten Beifall.
»Leider«, sagte Carpenter, »wissen wir zunächst nicht, wie wir sie wieder auftanken könnten. Wir denken allerdings, daß wir irgendwann einen Weg finden, sie zu bergen. Wir machen jedoch einen Schritt nach dem anderen. Das Ziel besteht darin, den Felsen zu stoppen, nicht die Raumfähren zu retten. Noch jemand?«
Diesmal hob niemand die Hand.
»Okay. Sobald Sie an Ort und Stelle sind, verankern Sie sich mit den Felshaken am Possum. Sie können die Haken jederzeit lösen, wenn Sie möchten, aber diese bleiben dabei am Boden zurück. Sie können sich dann nicht von neuem verankern. Wir haben also nur einen Versuch. Alles muß beim ersten Mal klappen.
Die Haken werden von den Plätzen der Flugingenieure aus bedient. Sie benötigen relativ ebenes Gelände, und wir haben uns bemüht, die Landungsstellen entsprechend auszusuchen. Falls Ihnen Ihre Position nicht zusagt, sobald Sie an Ort und Stelle sind, sagen Sie es mir. Unternehmen Sie nichts, was Ihnen übertrieben riskant erscheint. Sagen Sie es mir jedoch, ehe Sie sich verankern. Danach wäre es zu spät. Ist das jedem klar? Bitte seien Sie vorsichtig bei all dem. Wir haben inzwischen einen Punkt erreicht, an dem wir tief in Schwierigkeiten stecken, falls wir auch nur eine Maschine verlieren.
Ich werde mich an Bord der Stationsfähre Antonia Mabry aufhalten, die uns als Kommandozentrale dient. Wir haben noch einen weiteren Passagier dabei, und ich würde mir gern einen Augenblick Zeit nehmen und ihn vorstellen.« Er blickte zu einem kleinen, stämmigen, bärtigen Mann hinunter, der in der vordersten Reihe saß. »Professor, wären Sie so freundlich und stehen auf, bitte?«
Der Bärtige tat wie geheißen, offenkundig widerstrebend.
»Das ist Professor Wesley Feinberg, der für einen Großteil der Einsatzplanung verantwortlich ist.«
»Guten Morgen, allerseits«, sagte Feinberg. »Ich freue mich, bei Ihnen zu sein.« Und damit setzte er sich wieder.
Carpenter nahm wieder seine Position ein und wirkte ein wenig überrascht, daß Feinberg sich nur so knapp geäußert hatte. »Danke, Professor Feinberg«, sagte er. »Und ich möchte auch den Flugbesatzungen unseren Dank aussprechen. Ich weiß, daß Sie sich alle freiwillig gemeldet haben, und werde nicht versuchen, die Risiken dieses Einsatzes herunterzuspielen. Noch nie hat jemand so etwas versucht. Aber ich sehe keinen Grund, warum es uns nicht gelingen sollte.«
Percival Lowell, Unterkunft des Präsidenten, 8 Uhr 23
»Charlie, Sie müssen etwas unternehmen, oder es spielt gar keine Rolle mehr, ob Sie diesen Felsbrocken zur Seite schieben.«
»Was brauchen Sie, Al?«
»Wir haben zu viele Tote. Und das macht die Überlebenden verdammt nervös. Wenn sie hören, daß der Himmel einstürzt, glauben sie es. Verdammt, Charlie, wir erzählen ihnen zur Zeit, daß jeder zwischen Kanada und Mexiko, von Ohio bis Utah in Gefahr schwebt. Was denken Sie, wie die Gefühlswelt da
Weitere Kostenlose Bücher