Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
ihm. »Okay, Gruder, versuch es noch mal.«
    Er drückte den Schalter und spürte, wie sich die Haken senkten. Spürte, wie sie sich in die Erde gruben, wie das Raumschiff leicht hochstieg, als sich das Gewicht vom Fahrwerk auf die Felshaken verlagerte, verfolgte mit, wie die Lampen konstant auf Gelb blieben, bis eine Reihe von Lichtern verkündete, daß die Haken voll ausgefahren waren. Gruder drückte auf eine Sensorfläche, und von der Spitze jedes Felshakens fuhr in drei verschiedene Richtungen jeweils ein Flansch aus und verankerte ihn. Für alle Fälle hatte Gruder einen Lösungsschalter, der die Haken abwarf, so daß die Raumfähre wieder starten konnte. Dieser Schalter war im Kasten untergebracht, damit er nicht versehentlich gedrückt wurde.
    »Einziehen«, sagte Kathleen.
    Auf dem Possum würde das nicht mehr möglich sein, da die Felshaken dort in Gestein verankert wurden. Hier stellte es jedoch kein Problem dar. Gruder gab den Befehl ein. Die Haken lösten den Griff und fuhren in ihre Gehäuse zurück. Das Fahrwerk knarrte.
    Man führte die Übung noch einmal durch. Danach wurden die Felshaken gründlich gereinigt und geschmiert. Die Techniker gingen zufrieden davon, und nachdem Kathleen ein paar von ihnen die Hand geschüttelt hatte, kehrte sie an Bord der Raumfähre zurück.
    »Berlin«, meldete sich eine Stimme in Gruders Kopfhörer, »der Einbau ist abgeschlossen. Wir sind jetzt soweit, Sie hinauszufahren.«
    Kathleen kam aufs Flugdeck und setzte sich auf ihren Platz. »Wißt ihr«, sagte sie, »ich wünschte mir, sie hätten sich etwas ausgedacht, was besser klingt als ›Unternehmen Regenbogen‹.«
    »Wieso?« fragte Willem. »Es bezieht sich auf die Zeit nach der Sintflut. Alles ging letztlich gut aus.«
    »Nur für Noah und seine Familie. Alle anderen sind ertrunken.«
    Kathleen war eine entfernte Kusine Gruders, obwohl er das erst erfahren hatte, als die gemeinsame Arbeit begann. Beide stammten aus der Gegend von Bremerhaven; beide hatten Düsenjäger geflogen, und beide hatten den gleichen Geburtstag, auch wenn Gruder ein Jahr jünger war. Sie dachten gern, daß eine Verbindung zwischen ihnen bestand, und daß die Zeit diese entweder enthüllen oder weitere Parallelen ans Licht bringen würde.
    Eine bestand schon: Sie nahmen gemeinsam an einem historischen Einsatz teil. Die Tieflader voll Erde wurden wieder sichtbar und rollten aus dem Hangar. Dann nahmen zwei Traktoren die Raumfähre in Schlepp und zogen sie hinaus ins helle Licht des Nachmittags.
    »Tower«, sagte Willem, »die Berlin ist startbereit.«
    »Verstanden, Berlin.«
    Die Traktoren setzten sie auf das Gleis für die Einstufen-Raumfähren, das sie ins Transatmosphärische Terminal hineinzog und dann langsam weiter zum Starttunnel. Sie kamen an den Einstiegsplattformen vorbei, die normalerweise voller Passagiere waren.
    Willem startete die Triebwerke.
    »Berlin«, hieß es vom Tower, »Sie sind eingerastet und startbereit. Starten Sie in sechzig Sekunden.«
    Gruder blickte auf die Uhr, konnte sich aber nicht auf die Zeit konzentrieren. Alle Frauen, die man sich nur wünschen könnte. Er fragte sich, was Kathleen jetzt wohl dachte.
     
    CNN-NACHRICHTEN, SONDERREPORTAGE, 14 Uhr 05
     
    Hier spricht Mark Able von der Mündung des Transatmosphärischen Tunnels außerhalb von Rico, Georgia, wo die erste Raumfähre nun startbereit ist …

 
4.
     
     
Am Fluß Chattahoochee, westlich von Rico, Georgia, 14 Uhr 11
     
    Steve Gallagher hatte am Straßenrand gehalten, um sich den Start anzusehen. Er mochte Raumfahrt-Hardware ebensosehr wie militärische Hardware. Die kalten grauen Nutzfahrzeuge, die zwischen Erde und Mond verkehrten, berührten ihn tief in der Seele auf eine Art und Weise, wie es keine Frau, kein politisches Ziel jemals konnte. Und unter den diversen Bussen, Lastkähnen und Fähren der MVB brachte nichts sein Blut so in Wallung wie die einstufige Raumfähre, dieses raketengetriebene Fahrzeug, dessen schnittige Tragflächen nach hinten klappten, wenn es in einen Mondaufgang donnerte. Es tat ihm richtig weh, über die Zerstörung einer solchen Maschine nachzudenken. Er hoffte, daß die freien Männer und Frauen der Zukunft das Opfer zu würdigen verstanden, das er in ihrem Namen brachte.
    Im Radio hieß es, der Start stünde kurz bevor. Tad öffnete die Tür, stieg aus und wandte sich nach Osten. »Müßte direkt über diesen Bäumen heraufkommen«, sagte er.
    Die Bäume waren knapp fünfzig Meter entfernt und bildeten die

Weitere Kostenlose Bücher