Mondsplitter
Startrampe geladen worden.«
Carpenter war auf dem Höhepunkt einer langen und hervorragenden Karriere. Er war Jagdflieger gewesen, Testpilot, Ausbilder für Marineflieger und schließlich genau im richtigen Augenblick Astronaut geworden, um an der Rückkehr zum Mond teilzuhaben. Die Ereignisse der zurückliegenden Woche hatten ihn erschüttert, und er hatte das ganze Gerede gehört – über die Schließung der NASA, darüber, die Verluste durch die Mondbasis International und die MVB abzuschreiben, auf die Erde zurückzukehren, die Städte wieder aufzubauen und es künftigen Generationen zu überlassen, sich wieder Gedanken um den Weltraum zu machen. Aber bei Gott, das wollte er nicht hinnehmen! Was die Menschheit erlebt hatte, war ein Paradebeispiel für das, was passieren konnte, wenn man keine Abwehrmechanismen bereithielt. Der nächste große Komet konnte auf Nordamerika stürzen. Tatsächlich hatten sie es gerade mit einem großen Felsbrocken zu tun, der genau das versuchte.
In der Tatsache, daß der neue Präsident voll ins Geschehen verwickelt war, erkannte Carpenter jedoch eine historische Gelegenheit. Und es ging nicht einfach nur darum, ihn von Skybolt zu überzeugen. Die Realität lautete, daß Menschen den Planeten verlassen mußten. Sie benötigten die Ressourcen des Sonnensystems, und sie verfügten über die Technik, mit der sie erschließbar waren. Jetzt brauchte man nur noch den Willen.
Carpenter wußte: Sobald der Possum umgelenkt war, konnte er einen Weg finden, diesen Präsidenten zu erreichen. Und damit die Zukunft. »Wir werden es wirklich zustande bringen, nicht wahr, Doc?« fragte er.
Feinberg nickte. »Falls alle ans Ziel gelangen, falls niemand zuviel Treibstoff verbraucht, falls die Felsanker halten, ja. Falls alles nach Plan verläuft, werden wir es gewiß schaffen.«
Die Stimme des Piloten ertönte im Interkom: »Bitte anschnallen, Gentlemen. Noch eine Minute bis zum Start.«
»Doc«, sagte Carpenter, »lehnen Sie sich zurück und genießen Sie den Flug. Sie und ich, wir schreiben heute abend Geschichte.«
Am Chattahoochee, 14 Uhr 34
Ganz vorsichtig hoben sie den Raketenwerfer und zwei Wärmesucherraketen aus dem Lieferwagen und legten sie auf ein Stück Segeltuch. Während dann der Oberst die Waffen inspizierte, stieg Tad in den Wagen und stieß Jack auf den Rücken. »Du bist verdammt wertlos, weißt du das?« sagte er so leise, daß Steve es nicht hören konnte. Jacks Augen waren gelb an den Rändern.
Tad zog Jack den Gürtel aus, schlang ihn um die hintere Runge des Vordersitzes und zerrte Jack dort hinüber. Als Jack sich widersetzte, verdrehte ihm Tad den Arm, bis Jack weiß im Gesicht wurde.
Aber es war eine schwierige Aufgabe. Und als Tad sich über Jack beugte, um den Gürtel um die Handschellen zu binden, explodierte auf einmal Schmerz in seinen Weichteilen. Er wälzte sich auf die Seite, und Jack krabbelte aus dem Transporter.
Tad unterdrückte die Schmerzen und atmete ein paar Augenblicke gleichmäßig, während sich die Gedanken wieder klärten. Irgendwo weit weg hörte er eine Tür aufgehen. Er sah, wie Jack mit auf den Rücken gefesselten Händen zur Straße stolperte. Ein Miettransporter der Firma U-Haul kam um eine Ecke und fuhr langsam vorbei. Der Fahrer sah hin, hielt aber nicht an.
Tad zog die Smith & Wesson aus der Tasche und ließ sich langsam und sehr vorsichtig auf den Asphalt hinunter. Er war wacklig auf den Beinen. Er mußte in einem fort denken, zu was für einem verkorksten Scheißunternehmen sich die ganze Sache entwickelte.
Die Tür, die er aufgehen gehört hatte, gehörte zu dem Haus mit dem Hund. Eine Frau war heraus auf den Rasen gekommen und blickte herüber. Tad hob die Waffe und nahm sie in die Zielerfassung. Plötzlich fiel ihr die Waffe auf. Sie versuchte wieder ins Haus zu kommen, aber er drückte ab, hörte die Explosion, sah die Frau stürzen.
Jack bewegte sich noch hektischer. Er war inzwischen auf der Straße und lief zu einer Baumgruppe an der Ecke, um Deckung zu suchen. Tad folgte ihm mit der Waffe und zielte dabei ein kleines Stück vor ihn. Aber der Oberst mischte sich jetzt ein und deckte Tads Waffenhand mit der Handfläche ab. »Er ist mein Bruder, Tad«, sagte er leise. »Ich bin für ihn verantwortlich.«
Er hob die eigene Pistole, eine .45er, und schoß einmal. Jack kippte nach vorn, fiel auf den Boden.
»Wir müssen uns eine andere Stelle suchen«, sagte Steve und schob die Waffe ins Schulterhalfter zurück.
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