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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Sorgen über herabstürzendes Mondgestein?«
    »Ja, Mrs. Kolladner. Vielleicht eine Menge davon.«
    »Wieviel?« fragte Henry. »Und wie wahrscheinlich ist es?«
    »Das weiß ich nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt jemand weiß. Wir haben eine Konferenz anberaumt, damit Sie direkt mit den Experten reden können.«
    Henry sah Kerr an. Dieser nickte. Er wirkte besorgt.
    Der Präsident schob seinen Teller weg. Ein herabstürzender Himmel war nur schwer ernst zu nehmen. Aber falls Juarez Kerr hatte erschrecken können … Ach verdammt, sie hatte Henry erschreckt!
    Henry Kolladner näherte sich dem Ende einer langen und herausragenden Karriere. Er hatte Opfer für sein Land gebracht. Vor dreiunddreißig Jahren hatten chemische Kampfstoffe der Irakis seine Lungen geschädigt, und als junger Kongreßabgeordneter mischte er sich in eine Geiselnahme ein. Er wurde zweimal angeschossen, konnte die Geiseln aber herausholen. Er übernahm Culpeppers Traum von der Rückkehr zum Mond und verwirklichte ihn. Er biß in den sauren Apfel und ordnete die sozialen Sicherungssysteme und die medizinische Versorgung Bedürftiger neu, um die verlängerte Lebenserwartung zu kompensieren und damit die Tatsache, daß die Nation sich ein Rentenalter von achtzig nicht mehr leisten konnte. (Erst gestern hatte er gelesen, daß der Durchschnittsmensch, der es bis auf fünfzig gebracht hatte, nun damit rechnen konnte, über hundert zu werden. Mein Gott, wie sollte man damit fertig werden? Er fragte sich, ob man nicht das Rauchen wieder einführen sollte.) Er führte den Vorsitz über eine robuste Wirtschaft, die es beinahe schon geschafft hatte, genügend Jobs für eine arbeitsfähige Bevölkerung bereitzustellen, die mit furchterregender Schnelligkeit wuchs.
    Nach der Verfassung konnte er sich um eine weitere Amtszeit bewerben. Und er war populär genug, um locker zu gewinnen.
    Aber Kolladner war an einer seltenen Form von Lymphkrebs erkrankt, und die Ärzte waren nicht mal sicher, ob er das Ende seiner gegenwärtigen Amtszeit erlebte. Also hatte er seine Absicht verkündet, sich zurückzuziehen. Jammerschade; noch immer war viel zu tun. Wer immer sein Nachfolger wurde, mußte sich einigen schwierigen Entscheidungen stellen. Kolladner hatte genug erreicht, um eine Reputation zu erlangen, die ihn unter die größten Präsidenten einreihte. Jetzt hing alles davon ab, ob der Nachfolger zu Ende brachte, was Henry eingeleitet hatte.
    Obwohl er sich in der Kandidatenfrage offiziell neutral verhielt, hoffte er deshalb, daß ein anderer als Charlie nominiert wurde. Er mochte Charlie, aber diesem fehlten der politische Grips und der Wille, wirklich etwas zu bewegen.
    Henry war der zweite afroamerikanische Präsident des Landes (Culpepper war der erste gewesen). Er war dankbar dafür, der zweite zu sein. Die ganze Welt hatte nur darauf gelauert, daß Culpepper einen Fehler machte, etwas nicht richtig hinbekam, sich zu weit nach links oder zu weit nach rechts lehnte. Der alte Mistkerl zog acht harte Jahre lang einen Drahtseilakt durch. Und schaffte es.
    Jetzt schien es, als fiele ein großes Problem vom Himmel. Kolladner bezweifelte, daß sie sich wirklich Sorgen über Mondfragmente machen mußten, die auf die Erde herabregneten, aber die amerikanische Investition auf Luna war schon etwas anderes. Die führenden Mächte der Welt verfügten allesamt über Anteile an der Mondbasis International, und der Verlust der Anlage wäre ein Debakel von gewaltigen Ausmaßen. Kolladners Name könnte seinen Glanz verlieren und für alle Zeit mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht werden, wie Lyndon Johnson mit Vietnam und Herbert Hoover mit der Depression.
    »Besteht irgendeine Chance, daß ein Fehler vorliegt?« fragte er hoffnungsvoll.
    »Die Experten prüfen immer noch die Zahlen, Herr Präsident, aber ich denke es nicht.«
    Er funkelte sie an. »Wundervoll! Wir haben ein paar Billionen Dollar aufgewendet, um die Mondbasis für, was, eine Woche zu eröffnen? Und sie dann wieder zu schließen?«
    Juarez sagte nichts.
    Der Präsident hatte einen trockenen Mund. Sein erster Gedanke war, daß, egal was er jetzt unternahm, viele Finger auf ihn zeigen würden.
     
     
Mondbasis, Büro des Direktors, 8 Uhr 27
     
    Evelyn Hampton diskutierte gerade mit Jack Chandler, der seinen ersten offiziellen Arbeitstag hatte, über die wichtigsten offenen Stellen. Chandler hatte seit Jahren Managerpositionen in diversen Unternehmen innegehabt, zu denen Evelyn direkte oder

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