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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Überstunden gemacht hatten. Anders als Isabel betrachteten sie einen Flug zum Mond mit reduzierter Mannschaft, die einen Einsatz rund um die Uhr garantierte, nicht als Vergünstigung.
    Und so besichtigte sie jetzt das Gewächshaus, hielt sich dabei an Teddys linker Seite, musterte Gesichter, ob sie dort nicht irgendwelche Hinweise auf üble Absichten erkannte, hielt Ausschau nach nervösen Zuckungen und zusammengepreßten Lippen, nach Augen, die vielleicht ein klein bißchen zu schmal blickten, nach irgendeiner plötzlichen Bewegung, nach einer unter die Kleidung geschobenen Hand.
    Es fiel Isabel schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, während sie zwischen den Wundern der Mondbasis einherspazierte. Ihre Ausbildung übernahm jedoch die Kontrolle, und es genügte ihr zu wissen, wo sie sich befand.
    Sie würde irgendwann zurückkommen, entschied sie. Ganz für sich.

 
Kapitel Drei

Vorhersagen
Mittwoch, 10. April
     
     
1.
     
     
Arecibo, Puerto Rico, 8 Uhr 03 Atlantische Zeitzone (7 Uhr 03 Ostküsten-Sommerzeit)
     
    Die Radarsignale kamen jetzt seit mehreren Stunden herein. Tomiko war ein wahres Monster mit 180 Kilometern Durchmesser. Aber die eigentlich unglaubliche Offenbarung war seine Geschwindigkeit: Er bewegte sich mit vierhundertachtzig Kilometern pro Sekunde! Gestern hätte Foster Cardwell noch seine Hypothek darauf verwettet, daß eine Geschwindigkeit dieser Größenordnung gar nicht möglich war.
    Cardwell war der Betriebsleiter von Arecibo. Er stand vor dem Display und rieb sich den Hals. Er trug ein hellgelbes Hemd, das mit Palmen und Delphinen verziert war. »Laß das noch mal durchlaufen«, sagte er.
    Penny McGruder nickte und gab den Befehl ein. »Es wird auch diesmal nicht anders aussehen.«
    Ein Cursor hielt unzweifelhaft Kurs auf das Erde-Mond-System. Der Komet flog gerade an der Sonne vorbei. Später am Tag würde er die Bahn des Merkur schneiden und früh am Freitag die der Venus. Er würde sich der Erde auf 384.000 Kilometer Entfernung nähern. Und dort traf er auf den Mond!
    »Sind wir sicher?«
    Sie kontrollierten alles noch einmal.
    Am Samstagabend. Um 22 Uhr 35 Ostküsten-Sommerzeit.
    »Cardy«, sagte Penny, »dieser Komet hält sich nicht an die Regeln.«
    Er nickte und zuckte die Achseln.
    Sie unterlegte die Geschwindigkeitsanzeige im Display: 480. Was würde das Ding mit dem Mond anstellen?
    »Das wird eine irre Show«, meinte er.
     
     
Beaver-Meadow-Observatorium, 7 Uhr 33 Ostküsten-Sommerzeit
     
    Feinberg war hellauf begeistert. Erste Glückwunschadressen strömten herein. Tomiko war tatsächlich ein interstellarer Komet. Aber selbst, wenn man das berücksichtigte, war die Geschwindigkeit nur schwer zu begründen. Die Wissenschaftler würden einige ihrer Annahmen noch einmal überdenken müssen.
    Unterschiedlichste Gefühle stiegen in ihm auf, als er sah, daß der Komet auf dem Mond einschlagen würde. Das ergab eine prachtvolle Show, und sie erhielten eine einmalige Gelegenheit, den extrasolaren Besucher unter die Lupe zu nehmen. Wieso nur empfand er dann fast so etwas wie Verzweiflung?
    Er hätte viel dafür gegeben, eine Mission zum Kometen zu schicken. Wer wußte schon, was sie vielleicht gelernt hätten, hätte sich eine Gelegenheit geboten, den Himmelskörper zu inspizieren? Womöglich hätten sie gar das Geheimnis seiner Geschwindigkeit aufgedeckt.
    Er hatte viel über die Sache nachgedacht. Das Objekt war Milliarden Jahre alt. Mußte es einfach sein. Es hatte mehrere Begegnungen gehabt und war jedesmal beschleunigt worden, bis es seine jetzige Geschwindigkeit erreichte. Die Erklärung schien weit hergeholt. Und doch: Welche andere Möglichkeit gab es?
    Hoxon hampelte in seiner Nähe herum und äußerte die Sorge, Feinbergs Gesundheit könnte leiden, falls er nicht mal »hinausging und frische Luft schnappte«.
    »Bald«, sagte Feinberg.
    »Wo wird er einschlagen? Können wir es sehen?«
    »Er schlägt auf der Rückseite ein.«
    »Das ist aber schade.«
    »Vielleicht nicht.« Feinberg zeigte seine Besorgnis. »Ein Riesenkomet, der mit hohem Tempo anrast.« Er räusperte sich tief im Hals und drückte eine Taste. Eine Zahlenangabe erschien auf dem Monitor:
     
    7 x 10 29
     
    Hoxon verzog das Gesicht. »Die Energiefreisetzung?«
    »Eine Annäherung.«
    »Wes, das kann nicht stimmen.«
    Feinberg überging die vertrauliche Anrede. »Das würde ich auch gern denken«, sagte er. »Es reicht, um dem Mond die Spitze abzuschlagen.« Er starrte hinaus auf den kühlen grünen

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