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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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»Was ist mit dir?« fragte er. »Möchtest du einen frühen Flug nehmen?«
    Ja, dachte Rick, unbedingt. »Ich bleibe bis Samstag«, antwortete er. »Aber ich denke nicht, daß ich in der letzten Maschine sitzen möchte.«
    »Ich auch nicht. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich es vermeiden kann.«
    »Charlie, der Wahlkampf ist dein Leben nicht wert.« Rick war wütend, wußte aber nicht genau, auf wen.
    »Bis dahin, Rick, möchte ich dich in der Nähe haben. Ich habe in den nächsten drei Tagen ständig mit der Presse zu tun und brauche dafür ein paar Ideen. Du weißt schon, Kommentare über den Mut und die Kaltschnäuzigkeit der Lunies unter extremer Belastung. Besonders, äh, des amerikanischen Personals. Können wir das auf eine Art ausdrücken, die niemanden beleidigt?«
    »Sicher.«
    »Okay. Und achte darauf, daß wir Evelyn Hampton erwähnen. Besorge dir auch die Namen einiger der anderen Frauen hier. Tapferer Frauen. Eine Zierde ihres Geschlechts. Wie sie uns ihre Fähigkeit demonstrieren, sich auch einer solchen Notlage zu stellen, und so weiter.«
    »Charlie, das ist ein bißchen sexistisch.«
    Der Vizepräsident lachte. »Deshalb brauche ich ja dich, Rick. Wir werden retten, was wir können. Deshalb sollten wir auch deutlich machen, daß wir immer noch die Mittel haben, um weiterzumachen. Wir dürfen nicht die Brocken hinschmeißen. Der große Traum. Sprich den Challenger- Unfall an. Und Rick …«
    »Ja, Sir?«
    »Besorge mir um Gottes willen ein bißchen Lyrik.«
     
     
Georgetown, Washington, D.C., 12 Uhr 03
     
    George Culver war nicht besonders unglücklich über die Absage des Fluges. Er nutzte den unerwarteten freien Tag, um mit Freunden in Hurst’s Turn of the Century an der Wisconsin Avenue zu Mittag zu essen. Hurst’s hatte kurz nach Weihnachten 2000 geöffnet, und die Wandgemälde zeigten unter anderem Szenen aus der damaligen Zeit, den letzten Jahren der Ära Clinton. Hier sah man eine knallig aufgemachte Band, dort einen uralten Toyota Corolla.
    Ein bärtiger Vater und sein Sohn saßen inmitten einer Menschenmenge und schwenkten Wimpel der alten Washington Redskins. Die große Eröffnung selbst war auch in Öl festgehalten worden und zeigte Menschen in der urigen Mode der damaligen Zeit, wie sie für den ersten Tag Schlange standen.
    Culvers Freunde waren auch Piloten. Mel Bancroft flog für Continental; Rich Albert diente als Oberst in der Luftwaffe.
    Normalerweise unterhielten sie sich über berufliche Dinge oder Frauen, aber heute ging es um den anfliegenden Kometen und den starken Verkehr stadtauswärts, den sie auf den Highways rings um die Hauptstadt gesehen hatten. Die Leute fürchteten, Mondbrocken könnten ins Meer stürzen und eine Flut in der Chesapeake-Bucht auslösen.
    Mel konnte sich durchaus in die Leute hineinversetzen, die für die Dauer des Ereignisses Kurs aufs Binnenland nahmen.
    Er räumte ein, daß er sich wahrscheinlich auch abgesetzt hätte, wäre er hier zu Hause gewesen. Das war jedoch nicht der Fall, und er hatte ohnehin einen Flug am nächsten Vormittag. Am Samstagabend war er in Indianapolis. »Falls also wirklich ein Stück Mond ins Meer fällt«, sagte er, »lese ich in der Zeitung davon.«
    Rich arbeitete im Pentagon an einem Schreibtisch. Weder die Stelle noch die Bürokratie an sich fanden seinen Beifall, aber hier bot sich ihm die Freikarte für einen Generalsstern. Er wirkte älter, als er war, und George dachte, daß es vielleicht zum Teil an den friedenserhaltenden Einsätzen lag, an denen Rick beteiligt gewesen war. Eine Menge Leute kamen bei den Afrikaeinsätzen um, und Tibaki-Rebellen hatten Rich gefangengenommen und vier Monate lang festgehalten. Über dieses Ereignis wollte er nicht reden, aber er ging danach langsamer als vorher und zuckte manchmal zusammen, wenn er in ein Auto stieg oder aus einem ausstieg. Er nahm einen Schluck und gestand, daß er seine Frau und die Kinder in ein Flugzeug gesetzt hatte, sobald er von dem Kometen erfuhr. »Kann nicht schaden, wenn sie für ein paar Tage nach Vermont zu ihren Verwandten fliegen.«
    »Und was ist mit dir, Rich?« fragte George.
    »Ich habe am Wochenende Dienst.« Rich war gedrungen, klein und hatte einen sandfarbenen Schnurrbart. Er spielte Poker und Golf und war durchaus in der Lage, sich als gemeinster Mistkerl der Welt zu geben. Er war wie geschaffen, um in Kriegen zu kämpfen. »Aber falls irgendwas passiert«, sagte er grinsend, »rufen wir die Helis und sehen zu, daß wir

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