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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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unter.
    »Schalte auf interne Energie«, sagte Saber.
    »Mikrobus.« Die Flugleitung der Mondbasis meldete sich über Funk.
    »Reden Sie, Flugleitung.«
    »Die Versorgungsleitungen sind gekappt, und Sie können in sechs Minuten starten.«
    Der Mikrobus war eine Kugel, die auf zwei Landeflächen hockte. Das Flugdeck befand sich in einer Blase auf der Kugel. In diesem Moment blickte Tony durch den Hangar und sah, wie die Strom- und Treibstoffschläuche herabfielen. Die Anzeigen auf seiner Statustafel leuchteten gelb. Die Pumpen hatten gerade begonnen, die Luft aus dem Hangar zu saugen.
    Die Landefeldklammern lösten sich.
    Tony lauschte den Geräuschen aus der Kabine unter sich: Schritte, Stimmen, Gepäckstücke, die in den Fächern über den Sitzen verstaut wurden. Dann gingen die Luken zu, Innen- wie Außenluken. Die Luftpumpen legten einen Zahn zu.
    Shen meldete die Passagierkabine startbereit.
    Erneut die Flugleitung: »Mikrobus, Ihre Abfertigungszeit auf L1 wird so kurz ausfallen, wie man es dort nur hinbekommt. Schlafen Sie, wenn Sie können. Sieht nicht so aus, als ob Sie vor Freitag noch Ausfallzeiten hätten.«
    »Habe ich auch gehört. Der alte Mikrobus wird ganz schön übel riechen.«
    Saber lächelte und schüttelte den Kopf. Sie beide wußten, daß es jedesmal eine kurze Pause geben würde, wenn die Maschine nach dem Flug gewartet wurde. Keine lange Pause, aber genug, um sich zu waschen und eine frische Uniform anzuziehen.
    »Es hat in dem alten Mikrobus schon immer gestunken«, sagte eine neue Stimme, die Tony als die des Betriebsleiters Bigfoot Caparatti erkannte.
    »Hallo Bigfoot«, sagte er.
    »Ich sehe dich nach deiner Rückkehr«, sagte Caparatti. »Guten Flug.«
    Das Deckentor fuhr jetzt langsam auf.
    »Alles im grünen Bereich, Tony«, meldete Saber.
    »Countdown bis Zündung. Auf mein Zeichen. Zehn …«
    Der Mikrobus war mit einem einzelnen 7RV-Motor von General Electric ausgestattet, der eine konstante Beschleunigung von einem g erzeugte. Bei null zündete Tony. Das Triebwerk erwachte tosend zum Leben. Das Flugdeck bebte, und der Mikrobus hob ab. Dann waren sie aus dem beleuchteten Hangar heraus und stiegen in die Nacht auf.
     
     
Weißes Haus, Truman-Zimmer, 13 Uhr 27
     
    »Al, sind alle hier?«
    Der Präsident hatte das Kabinett zu einer Telekonferenz über den Kometen mit zwei wissenschaftlichen Experten zusammengetrommelt.
    Kerr hatte sich mit dem Verteidigungsminister unterhalten, als Henry eintrat. Er sah sich am Tisch um, zählte rasch durch und nickte. »Ja, Herr Präsident. Hopkins fehlt als einziger.«
    Armand Hopkins, der Innenminister, hielt sich an der Westküste auf.
    Henry nahm Platz und bemühte sich, nicht zu zeigen, daß er Schmerzen hatte. Er hatte inzwischen ständig Schmerzen, aber das wußte nur Emily. Und wahrscheinlich Al.
    Henry war in den ersten zwei Jahren ein dynamisches, tatkräftiges Staatsoberhaupt gewesen. Er versuchte immer noch so zu tun, aber es wurde zunehmend schwierig. Die Krankheit saugte das Leben aus ihm heraus. Er hätte sie gern geheimgehalten, aber das erwies sich als völlig unmöglich. Trotzdem – solange die Leute nicht sahen, was passierte, konnte er weiter seiner Arbeit nachgehen. Er war fast zur tragischen Gestalt geworden und wurde wie ein Heiliger wahrgenommen, ein Mann, der sich mit der Ewigkeit konfrontiert sah und den kein anderes Motiv bewegte als die Überlegung, was für die Nation richtig war. Alle begegneten ihm mit Respekt, mehr oder weniger so, als hielte die ganze Nation Wache an seinem Bett. Es war eine in der amerikanischen Geschichte beispiellose Situation. Andere Präsidenten wurden erst nachträglich von der Nation verherrlicht. Henry erlebte das schon im Amt. In den Vereinigten Staaten von 2024 galt es nicht als sportlich oder anständig, den Präsidenten anzugreifen. Andererseits verkörperte er den Inbegriff eines Opfers, das sich nicht wehren konnte.
    »Herr Präsident«, sagte Kerr, »sofern Sie keine einleitenden Bemerkungen machen möchten, können wir gleich die Verbindung herstellen.«
    »Tun Sie das.«
    Auf unterteilten Fenstern eines Wanddisplays flackerten die Bilder eines Mannes und einer Frau auf. Henry hatte den Mann schon einmal gesehen, konnte ihm aber keinen Namen geben.
    Seit seiner Begegnung mit Juarez war er wieder zu Atem gekommen, und seine Grundphilosophie, daß sich alles zum Guten wendet, wenn die Leute nur nicht in Panik geraten, setzte sich wieder durch. Eines der beiden TV-Bilder, der Mann,

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