Mondsplitter

wegkommen.«
    Der Kellner nahm ihre Bestellungen auf: Chicken Fingers für Mel, ein Thunfisch-Sandwich für Rich, einen Salat Cäsar für George.
    »Ich habe mal eine Flutwelle gesehen«, erzählte Mel. »Wir haben medizinische Güter und Lebensmittel nach Ahmadabad geflogen. Dort war irgendwas ausgebrochen, und ich war in Saudi-Arabien stationiert. Piloten wurden gesucht, die den Schein für die 328er hatten. Wir haben also einen Flug übernommen und kamen gerade über den Indischen Ozean herein, als wir eine Flutwelle an die Küste schwappen sahen. Das verdammt Erschreckendste, was ich je erlebt habe. Offenkundig war man vorgewarnt, aber niemand hatte die Meldung an die Bevölkerung weitergegeben. Später habe ich gelesen, daß fünfzehntausend Menschen ertrunken oder verschwunden sind.« Mel sah traurig aus. »Sie standen einfach nur herum, als die Flut zuschlug.«
    George hatte Glück gehabt. »Ich habe ein ruhiges Leben geführt«, sagte er. »Niemals was Derartiges gesehen. Und hoffe, daß es auch nie dazu kommt.«
    Das Gespräch wandte sich der jungen Baseball-Saison zu, und sie stritten immer noch über die Aussichten, als das Essen eintraf. George nahm einen Bissen von dem Salat, als sein Mobiltelefon piepste. Er entschuldigte sich, zog das Gerät aus der Jackentasche und sprach hinein. »Culver.«
    »George?«
    »Ja, hier Culver.«
    »Wir brauchen dich, George. Sofort.«
    Er erkannte die Stimme. »Pete, bist du das?« Im Hintergrund hörte er die Geräusche eines Flughafentowers.
    »Ich bin’s.«
    »Ich bin gerade beim Mittagessen. Ich sollte heute frei haben.«
    »Es geht um Leben und Tod, Kumpel. Wirklich. Komm her. Pack Sachen für ein paar Tage zusammen.«
    »Was? Was geht da vor?«
    »Ich sage es dir, sobald du hier bist.«
    »Pete, wohin fliege ich?«
    Eine Pause. Dann: »Zum Mond.«
     
    NEWSNET, aktualisiert 12 Uhr 30
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    FREE LUNCH GANG IN FLORIDA GESTELLT.
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3.
     
     
Raumhafen der Mondbasis, 12 Uhr 33
     
    Gerade durften die ersten Passagiere die Einstiegsrampe betreten, als Tony Casaway eintraf. Ursprünglich hatte man ihn dazu eingeteilt, die Gruppe des Vizepräsidenten mit dem Mikrobus nach L1 zu bringen. Alle Pläne waren jedoch heute im Chaos versunken. Soweit er es mitbekam, bemühte sich das Management darum, so viele Menschen wie möglich nach L1 zu transferieren. Der Komet kam näher, und die Leute waren aufgeregt – auf die Art, wie sie es sonst beim Einstieg in die Achterbahn waren, sich der Tatsache bewußt, daß ihnen eine herrlich angstmachende, letztlich aber sichere Fahrt bevorstand.
    Tony war sich nicht so sicher. Er hatte die Besorgnis gewittert, als Bigfoot ihn über die veränderte Flugplanung informierte. Keine Verzweiflung, ganz und gar nicht. Aber eine gewisse Anspannung lag in der Luft. Er schrieb sie der schlichten Tatsache zu, daß die Mondbasis kurzerhand vernichtet werden würde. Aber es hätte auch mehr sein können.
    Tony Casaway war ein alter Testpilot, und Testpiloten waren die besten. Er unterschied sich von den anderen Piloten, die aus für ihn auf ewig unerfindlichen Gründen auf den Mond gekommen waren. Sie redeten viel über Grenzen und darüber, zum Mars zu fliegen. Tony kam, weil Gina eines Tages im Supermarkt einkaufen gegangen und dann in einen Kugelhagel geraten war, als ein paar Verrückte versuchten, den Laden niederzumachen. Sie wurde an einer grünen Bergflanke vor ihrer Heimatstadt Kansas City beerdigt, und Tony brachte soviel Distanz