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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Astronomen, Mathematiker, Chemiker, Hydroponikexperten, Unternehmer, Freizeitmanager, Arbeiter im allgemeinen Wartungsdienst und überhaupt alle, die man nicht brauchte, um Raumfahrzeuge zu starten und die Energieversorgung aufrechtzuerhalten. Wen man allerdings brauchte, das waren die Techniker des Lebenserhaltungssystems, das Raumhafenpersonal, die Funker und Systemanalytiker. Und, beschloß Chandler, die höheren Führungskräfte. Selbst wenn sie nicht unmittelbar helfen konnten.
    Man rief das Personal der Außenstellen zurück. Die Idee, Ausrüstung zu bergen, wurde zur Sprache gebracht und rasch verworfen. Alles, was wir nicht auf einer Diskette speichern können, vergessen wir, erklärte Chandler seinen Leuten. Ein bescheidenes Gepäckvolumen pro Person wurde bekanntgemacht. Es wurde ein diensthabender Offizier bestimmt, der Vorschläge oder Beschwerden entgegennehmen und bei Problemen helfen sollte.
    Rick Hailey las die Dokumente auf seinem Wandmonitor und stellte fest, daß der Mondbus, der die Gruppe des Vizepräsidenten zur Mittagszeit hätte fortbringen sollen, nun im Begriff stand, mit anderen Fluggästen zu starten. Gestern abend noch war Rick in einer ruhigen Anlage zu Bett gegangen, die sich auf eine lange Zeit der Prosperität und Entdeckungen freute. Heute morgen war er im Chaos erwacht. In der Physik, erkannte er, kann wie in der Politik alles ruckzuck umkippen. Ohne Vorwarnung.
    Das Telefon klingelte. »Hailey«, sagte er leise.
    »Rick.« Es war der Vizepräsident. »Es ist einiges passiert. Wenn du ein paar Minuten Zeit hast, müssen wir miteinander reden.«
    Rick sah sich die Nachrichten an, während er sich die Zähne putzte. Er sah ein Interview mit Tomiko Harrington und eine Animation des erwarteten Zusammenstoßes, und ihm fiel die unverbindliche Haltung des Weißen Hauses auf. (»Der Präsident hält sich über die Entwicklung auf dem laufenden.«)
    Als er Charlie Haskells Unterkunft erreichte, wünschte ihm der davor postierte Agent einen guten Morgen, klopfte an, hörte eine Antwort und öffnete. Haskell war am Telefon.
    »Ja, Henry«, sagte er gerade, »alles ist unter Kontrolle. Soweit ich es überblicke.«
    Das mußte der Präsident sein.
    »Nein, du kannst ihnen sagen, daß es uns gutgeht. Wir haben reichlich zu essen, und alle kommen rechtzeitig weg, ehe das Ding hier eintrifft.« Charlie lag ausgestreckt auf dem Sofa, die langen Beine auf einem Couchtisch. Er deutete für Rick auf einen Stuhl. »Henry, ich vermute, daß wir irgendwann am Sonntagmorgen zurück sind. Ich bin mir nicht sicher, ob die zuständigen Leute schon einen detaillierten Plan haben.«
    Sonntagmorgen? Rick sah den Vizepräsidenten stirnrunzelnd an, aber dieser forderte ihn mit erhobener Hand auf, Geduld zu üben.
    »Ja, ich weiß«, fuhr Charlie fort. »Und wir wissen das zu schätzen. Soweit ich informiert bin, kümmern sich Evelyn und ihre Leute um alles. Aber ich sage ihr Bescheid.« Charlie hörte zu. Und nickte. »Ja, Sir. Machen wir. Bis in ein paar Tagen.« Er sah das Telefon nachdenklich an und unterbrach die Verbindung. »Er macht sich Sorgen um uns, Rick.«
    »Ich mir auch. Was hat das mit dem Sonntagmorgen zu bedeuten?«
    »Sie schicken vier Raumfähren, um uns zu evakuieren. Zwei fliegen am Freitag ab und zwei am Samstag. Der letzte Flug geht nur circa eine Stunde vor dem Aufprall.«
    »Du hast den Präsidenten angelogen. Du hast gesagt, es gäbe noch keinen detaillierten Plan.«
    »Der Plan ist vorläufig. Meine Frage an dich lautet, Rick: In welcher Fähre sollte der Vizepräsident sitzen?«
    Rick spürte, wie sich Türen schlossen. »Du kannst wirklich ein Mistkerl sein, Charlie.«
    Charlie breitete die Hände aus. »Welche Wahl habe ich denn?«
    Rick schüttelte den Kopf. »Keine, die ich erkenne.«
    Der Präsident war auch in keiner sehr guten Lage. Über Nacht hatte sich die Mondbasis zu einer monumentalen politischen Belastung entwickelt. Und das würde sich in direkt proportionalem Verhältnis zum Ausmaß der Katastrophe noch verschlimmern. Bestimmt hoffte man, daß der Vorfall niemanden das Leben kostete, aber Rick kam der Gedanke – wie ihn der Präsident zweifellos auch gehabt hatte –, daß der heroische Tod eines Vizepräsidenten auch einen klaren Vorteil mit sich gebracht hätte. Oder sogar der seines Medienberaters, überlegte er sich fröstelnd. Tapferer Bürokrat auf dem Mond verschollen. Aber Gott verhüte, daß Unschuldige verletzt wurden.
    Charlie spitzte nachdenklich die Lippen.

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