Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
51
     
    Die Wolke, die sich um den Mikrobus ausgebreitet hatte, zerstreute sich nicht. Der Pilot der Raumfähre, der mit dem geblendeten Fahrzeug nicht mehr reden konnte, entfernte sich auf eine Distanz von sechshundert Kilometern. Bigfoot schickte einen der Mondbusse zur Hilfe, nachdem dieser seine Passagiere auf die Kopenhagen übergesetzt hatte. Aber sich einem Raumfahrzeug anzunähern, das nichts sehen und nicht über Funk reden konnte, vielleicht aber jeden Augenblick beschloß, Fahrt aufzunehmen, war eine riskante und zeitaufwendige Angelegenheit. Es sah so aus, als müßten sie jemanden hinüberschicken. Der Copilot des Busses zog sich gerade für diese Aufgabe an, als Tony aus dem Nebel hervorgebraust kam und dabei immer noch Treibstoff verlor.
    Inzwischen hatte Bigfoot das Problem entdeckt.
    Es gab nur eine bestimmte Anzahl von Möglichkeiten. Und Bigfoot nagelte es auf die erste Vermutung hin fest, indem er einfach eine Bestandsaufnahme der Zubehörteile vornahm.
    Zum Glück war bei dem Zwischenfall niemand verletzt worden, und die Reparaturen waren recht einfach durchzuführen. Aber man hatte etliche Stunden verloren. Und Bigfoot wußte, wessen Schuld das war.
    Einen Teil der Zeit holte man wieder auf, indem man die Passagiere des Mikrobusses auf den Mondbus übersetzte, der sie nach weiteren zwei Stunden an die Berlin übergab. »Nicht in besonders guter Stimmung«, meldete Stephan von der Raumfähre.
    Da der Mikrobus schon erfolgreich sowohl an der Mondbasis als auch an L1 angedockt hatte, wußte Bigfoot, daß kein Risiko darin bestand, ihn direkt zurückzuholen.
    Kein Problem, erklärte er Tony. Du bist wahrscheinlich ein bißchen knapp an Treibstoff, aber es reicht noch aus.
    Na ja, es gab auch ein paar gute Nachrichten. Der Mikrobus war wieder einsatzfähig, sobald das richtige Ventil installiert war.
    Aber es war ein spärlicher Trost. Der Flugplan war mitsamt seinen sorgfältig arrangierten Startfenstern nur noch Schrott, und bis achtzehn Uhr hatte Bigfoot immer noch keinen neuen Plan berechnen können, mit dem jeder rechtzeitig evakuiert werden konnte.
     
     
Wrightstown, New Jersey, 14 Uhr 58
     
    Die Pine River Furniture Company belegte dreieinhalb Morgen erstklassigen Bodens. Sie stellte handgefertigte Ledersessel, Ledersofas und Schreibtische und Tische aus Teakholz für die Gutbetuchten her. »Jedes Stück ein Original«, verkündeten ihre Werbeflugblätter. »Die besten Möbel in jeder Preiskategorie.«
    Als kleines Familienunternehmen hatte sie seit ihrer Gründung 1961 jedem Druck widerstanden, zu expandieren und die Geschäftsfelder auszuweiten. Das Ergebnis war, daß Pine River weiter gut vorankam, den Wohlhabenden exquisite Möbel anbot und seine Kundenbasis konsolidierte, während die Wettbewerber sich in andere Geschäftsfelder hineinentwickelten oder gelegentlich auch zusammenbrachen. Bei der letzten Zählung schlugen siebenundvierzig gewinnbringende Jahre in Folge zu Buche. Bei Pine River war Konservatismus ein Glaubensgrundsatz.
    Der Betriebsleiter war Walter Harrison, Namensvetter und Urgroßneffe des Gründers. Harrison war Familienmensch, Mitglied im Rotary Club, frommer Presbyterianer, trug zu einem Dutzend wohltätiger Anliegen bei, war Funktionär der Koalition für Anstand in den Medien und Trainer in der Kinder-Baseball-Liga. Er hatte in der Armee gedient, an friedenserhaltenden Einsätzen in Afrika und Mittelamerika teilgenommen und jeden in seiner Familie, vom Vater abgesehen, in Unruhe versetzt, indem er eine Jüdin heiratete.
    Er zeigte eine Tendenz zu übertriebenen Reaktionen. Er wußte das und begriff auch, daß es nicht gut zu seiner konservativen Seele paßte. Konsequenterweise begegnete er den eigenen Instinkten mit Vorsicht, wenn anscheinend Schwierigkeiten drohten. Heute schrien seine Instinkte lauthals.
    »Was ich gern wüßte, Marshall«, sagte er zu dem kleinen, grauhaarigen Mann im Ledersessel (Modell Bulhauer) vor seinem Schreibtisch, »und worüber ich mir Sorgen mache, ist die Frage, was es für uns bedeutet, wenn es wirklich soweit kommt. Sind wir gegen Flutwasser versichert?«
    Marshall Waring war seit fünfunddreißig Jahren Anwalt des Unternehmens.
    Er war ein solider Mensch, stand mit beiden Beinen fest auf der Erde, war in Unternehmensrecht und Produkthaftung versiert, gab einen kompetenten, wenn auch phantasielosen Bridge-Spieler ab und leistete Harrison gelegentlich beim Lunch Gesellschaft. »Walt«, sagte er, »wir sind hier vierzig Kilometer von

Weitere Kostenlose Bücher