Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
EINER GRUPPE STEUERVERWEIGERER.
    Kirche des Universalen Gottes erkennt das Finanzamt nicht an.
    ›Cäsar hat sein Recht verwirkt, Steuern zu erheben.‹
     
    CLINTON KEHRT FÜR FEIERLICHEN AKT ZUM BILDUNGSGESETZ INS WEISSE HAUS ZURÜCK.
    Der 78jährige Expräsident spendet überparteilicher Initiative Beifall.
    ›Diesmal muß es gelingen.‹
     
     
San Francisco, 9 Uhr 31 Pazifische Sommerzeit (12 Uhr 31 Ostküsten-Sommerzeit)
     
    Jerry Kapchik war Leiter der Abteilung für Individualsteuern bei der Steuerberatungsfirma Bennett & McGee. Er war jung und tatkräftig, und er war inzwischen Kandidat für den Managerposten der Abteilung, wenn der im Sommer frei wurde. Jerry fand leicht Freunde, genoß das Bridgespiel mittwochabends im Club und war ein fanatischer Fan der 49ers. Das Leben war gut. Aber der Radiomoderator, dem er im Büro zuhörte, redete über den Kometen, und die Zuhörer riefen an und behaupteten, die Lage wäre viel schlimmer, als irgend jemandem klar wäre. Verschwindet vom Meer, sagten sie.
    Jerry nahm Talk-Shows für gewöhnlich nicht ernst. Aber eine der Angestellten in der Registratur hatte einen Anruf von zu Hause erhalten und sich für den Rest des Tages freigenommen. Bevor sie ging, erklärte sie Jerry, daß die Lage nicht gut aussah und sie am nächsten Tag wohl nicht wiederkommen würde. »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen: Ich verlasse die Stadt, bis sich alles wieder gelegt hat.«
    Es war natürlich der ungünstigste Zeitpunkt überhaupt: Der Abgabetermin war Montag.
    »Das wird Ihrer Karriere nicht helfen«, warnte er sie, aber sie zuckte nur die Achseln.
    Er fragte sich, ob sie begriff, wie lächerlich sie wirkte. Und es war lächerlich, wie in einem dieser Filme über das Mittelalter, in denen ein Komet auftaucht oder eine Sonnenfinsternis eintritt und alle voller Panik zu Boden stürzen. Trotzdem hatte auch er gehört, daß vielleicht der Mond verlorenging. Es war schwer zu glauben, daß Bruchstücke des Mondes den ganzen Weg zurücklegen und in die Bucht von San Francisco stürzen konnten. Andererseits: Was wußte er schon?
    Für Jerry war die Welt ein glücklicher Ort. Von seinem Vater hatte er gelernt, in der Gegenwart zu leben und nicht ausschließlich in der Zukunft.
    Also nahm er sich Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Er hatte Marisa, zwei fröhliche Kinder, ein reizendes Tudor-Haus in Pacifica, ein paar Apfelsinenbäume, eine Garage mit zwei Autos, einen perfekten Rasen, eine Puppenstube für die Kleinen und ein gesundes Bankkonto. Der einzige Stachel in seinem Fleisch waren eine Reihe von Allergien, gegen die er ständig Medikamente einnahm.
    Er konnte die Bucht vom Bürofenster aus sehen. Es war ein schöner, sonniger Tag. Ein paar Segel waren wie Tupfer auf dem ruhigen blauen Meer verstreut, und am Horizont fuhr ein Frachter entlang. Man konnte unmöglich glauben, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
    Aber vielleicht war es doch eine gute Idee, ein paar Sachen in die Autos zu packen und sich für eine Reise bereitzumachen. Nur für alle Fälle.
     
     
Mikrobus, Flugdeck, 12 Uhr 36
     
    Für das Rendezvous mit der Berlin benötigte Tony zwei Mondumkreisungen statt einer. Der Mikrobus näherte sich der Raumfähre von hinten und backbord. Der Anblick der großen Raumfähre, deren Trag- und Heckleitflächen in der Sonne schimmerten, verlieh dem Augenblick einen surrealen Charakter. Es war wie in den Autowerbespots, in denen ein kleiner Familienvan über eine Mondkraterlandschaft holpert.
    Tony tauschte Grüße mit dem Piloten aus und überließ das Andockmanöver dem Bordcomputer. Dann schaltete er die Sprechanlage ein. »Meine Damen und Herren«, sagte er, »wie Sie sehen, wenn Sie rechts zu den Fenstern hinausblicken, haben wir Ihre Rückfluggelegenheit erreicht. Es wird allerdings einige Zeit dauern, an die Raumfähre anzudocken. Wie Sie ja wissen, hat sie sich etwas verspätet, und wir haben uns ihr auf einem Kurs genähert, der jetzt noch einige ausgleichende Manöver unsererseits erfordert. Es dauert wahrscheinlich etwa vierzig Minuten. Also entspannen Sie sich einfach. Falls Sie die Toilette aufsuchen oder aus einem anderen Grund von Ihrem Platz aufstehen müssen, ist jetzt eine gute Gelegenheit. Sobald wir uns bewegen, müssen alle angeschnallt bleiben. Ich schalte kurz vorher die Warnlampe ein. Genießen Sie den Heimflug.«
    »Weißt du«, sagte Saber, »die Leute werden lange in der Raumfähre sitzen. Es dauert noch über dreißig Stunden, bis sie abfliegen.

Weitere Kostenlose Bücher