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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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am Samstagabend auf dem Mond vielleicht Trümmer erzeugt, die mit tödlichen Konsequenzen auf der Erde landen könnten. Große Brocken Mondgestein könnten ganze Städte verwüsten, erfuhr der Präsident von hochrangigen Wissenschaftlern. Eine weitere große Sorge: Bruchstücke, die ins Meer stürzen, erzeugen womöglich riesige Wellen. Sollte es dazu kommen, sind Ballungszentren in Küstengebieten der Vereinigten Staaten und überall auf der Welt bedroht. Die Quellen deuten eine Verschwörung des Schweigens hinsichtlich der wahrscheinlichen Folgen des Einschlags an, eine Verschwörung zwischen führenden Politikern der Welt, der wissenschaftlichen Gemeinschaft und den Medien.
     
    TRANSGLOBAL-SONDERMELDUNG, 16 Uhr 22
     
    »Hier ist Shannon Gardner in der Innenstadt von St. Louis. Ich spreche mit Tomiko Harrington; sie hat den Kometen entdeckt, der ihren Namen trägt. Tomiko, wie hat sich Ihr Leben in den zurückliegenden Tagen verändert?«
    »Na ja, es war wirklich sehr aufregend. Ich habe schon den Überblick verloren, wie viele Interviews ich heute hatte. Heute abend bin ich in der Jack Kramer Show auf CNN, und morgen vormittag in der Today Show. Ich erhielt sogar Anrufe von einigen Leuten, die mit mir zusammen ein Buch schreiben möchten.«
    »Irgendwelche Pläne in dieser Richtung?«
    »Oh, ich denke, nein. Was sollte ich denn schreiben? Ich … habe einfach zufällig einen Kometen entdeckt.«
    »Wollten Sie zuerst etwas anderes sagen?«
    »Ich hätte beinahe gesagt, daß ich das Glück hatte, einen Kometen zu entdecken. Aber es war eigentlich kein großer Glücksfall, oder?«

 
6.
     
     
Mondbasis, Büro des Direktors, 18 Uhr 27
     
    Jack Chandler hatte seit Beginn der Notlage nicht mehr geschlafen. Er war aber nicht mehr jung und konnte nicht endlos so weitermachen. Im Augenblick gab es allerdings nichts mehr für ihn zu tun. Daher überließ er die weitere Arbeit seinem Personal und gab bekannt, daß er an seinem Schreibtisch zu finden war, wenn man ihn brauchte.
    Er schaltete das Licht aus und legte sich auf das Sofa in seinem Büro. Unter all den Menschen auf der Mondbasis, all den Karrieren, die beendet wurden, den Investitionen, die untergingen, den weggefegten Träumen traf Tomiko niemanden härter als den Direktor.
    Zum erstenmal seit fast zehn Jahren hatte er kein Bleigewicht mehr in der Brust, kein schmerzliches Gefühl mehr von dem ramponierten Herzen, wie es fortwährend gegen die Schwerkraft ankämpfte, kein Gefühl mehr von Lungen, die nach Luft rangen. Jack Chandler liebte sein Leben auf dem Mond. Er war gekommen, um für immer zu bleiben.
    Evelyn dachte, daß sie am Ende des menschlichen Strebens in den Weltraum standen. Was hatte sie dem Vizepräsidenten noch gleich gesagt? Uns stand die Tür offen, solange die Technik, das Geld und der Wille vorhanden waren. Für kurze Zeit. Die Leute von der MVB, der Mondverkehrsbehörde, kämpften schon darum, von ihrer Raumflotte zu retten, was sie nur konnten.
    Für Chandler bedeutete das alles die Rückkehr zur normalen Schwerkraft.
    Er schloß die Augen und lauschte dem weichen, gleichmäßigen Rhythmus des Herzens. Der Körper erinnerte sich wieder daran, wie es war, fünfundzwanzig zu sein.
    Die Entfernung zwischen Erde und Mond wurde nicht in Kilometern gemessen, sondern in Herzschlägen.
    Jemand klopfte an. Die Tür ging auf. »Mr. Chandler?« Seine Sekretärin.
    »Was ist, Susan?«
    »Ein Anruf, Sir. Es ist Elrond Caparatti. Sagt, er müßte Sie sprechen. Sagt, es wäre dringend.«
     
     
Mondbasis, Grissom Country, 23 Uhr 53
     
    Evelyn hatte sich in einen überdimensionierten Bademantel gewickelt.
    »Bist du sicher?« wollte sie wissen.
    Chandler zögerte.
    Falls das Durchschnittsgewicht auf wunderbare Weise sank, so daß sie eine zusätzliche Person hier und eine andere dort mit hineinquetschen konnten, dann konnten sie es immer noch schaffen. Aber realistisch gesehen würde das nicht geschehen. »Ja«, sagte er. »Es sieht nach etwa sechs Personen aus.«
    Ihr Blick bohrte sich in ihn hinein. »Überlade die Busse«, sagte sie.
    »Sie sind schon überladen. Verdammt, einer wäre vor einer Stunde fast abgestürzt! Sie sind nicht dafür konstruiert, viel zusätzliches Gewicht zu transportieren, Evelyn. Es tut mir leid: Ein paar von uns kommen nicht mehr nach Hause, und dieser Tatsache sollten wir uns allmählich stellen.«
    »Zeig mir die Zahlen«, sagte sie.
    Chandler rief sie ab – die Maximallast für die einzelnen Maschinen, Start- und

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