Mondsplitter
Witzfigur dastehen, wenn es vorüber ist.«
»Vielleicht. Ich hoffe es.« Er wandte sich wieder an Archie. »Noch etwas: Informiere unsere Vollzeitbeschäftigten, daß das Unternehmen die Hälfte der Motelrechnung für Freitag- und Samstagnacht übernimmt, falls irgend jemand seine Familie auf höheres Gelände bringen möchte – ziehe irgendwo eine Linie und rechne aus, worüber wir hier eigentlich reden. Okay? Nach dem Wochenende müßten wir eigentlich überblicken, wie die Lage ist, und die Leute müssen sich wieder selbst um alles kümmern.«
Mondbasis, Presseraum, 15 Uhr 00
Rick Hailey war zuversichtlich, daß sie an alles gedacht hatten.
Acht Reporter waren ausgewählt worden und durften Fragen stellen. Zwei hielten sich auf der Mondbasis auf. Andere waren von überall im Land und auf der Welt zugeschaltet: Charles Young, BBC, aus London; Erik Lachman vom Berliner NEWSNET-Büro; Chiang Tien aus Beijing für den New China News Service; Ali Haroud für die Cairo Times aus Ägypten. Ellen Randell vertrat PBS und Mark Able CNN. Keith Morley von Transglobal und Tashi Yomiuri von Pacific waren beide auf der Mondbasis und saßen inmitten einer kleinen Menschenmenge im Konferenzraum, einem Rednerpult mit dem Siegel des Vizepräsidenten gegenüber.
Hampton übernahm die einleitenden Worte, und sie hielt sie kurz: »Meine Damen und Herren, ich habe die Ehre, Ihnen Charles L. Haskell vorzustellen, den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten.«
Haskell betrat den Raum, schüttelte ein paar Hände, nahm seinen Platz am Rednerpult ein und lächelte in die Kameras. Er sah gut aus. Nach Ricks Ansicht glich er mehr einem Präsidenten, als Kolladner es je geschafft hatte. Charlie Haskell war beherrscht. Und offensichtlich entspannt.
Er grüßte sein weltweites Publikum, gab bekannt, daß er eine Stellungnahme abgeben wollte, ehe die Befragung begann, lächelte dieses Ach-Mist- Lächeln und sagte: »Nun, ich weiß, daß Sie sich alle ein wenig Sorgen um uns machen, aber ich denke, alle sollten zunächst erfahren, daß wir in guten Händen sind.« Er blickte zu Evelyn hinüber, die sich größte Mühe gab, den Eindruck zu erwecken, daß sie die Lage im Griff hatte.
Charlie war richtig gut heute. Nach Ricks Meinung war er nie besser gewesen. Er klang ruhig und nachdenklich und völlig zuversichtlich, daß die Situation unter Kontrolle war. Er brachte sogar ein paar schlechte Witze zustande. (»Es ist mir zuwider, die Mondbasis zu verlassen. Jahrelang habe ich mit meinem Gewicht gekämpft und konnte es hier endlich auf siebenunddreißig Pfund drücken, da setzen sie mich wieder vor die Tür.«) Die Witze waren Bestandteil seines öffentlichen Images. Sie waren nicht klug – die Leute mochten keine klugen Witze von ihren politischen Führern hören –, aber zurückhaltend. Der Vizepräsident hatte eine Begabung dafür, mit seinem Publikum zu spielen.
Das heutige schien besonders gut zu reagieren. Es lachte über seine witzigen Anmerkungen und erwärmte sich rasch für ihn.
Als er fertig war, schlugen ihm die Reporter butterweiche Bälle zu. Wie war die Moral auf der Mondbasis? Und dann wurden sie ein bißchen ernster: Hatte sich das Raumfahrtprogramm im Licht dieses unglücklichen Vorfalls nicht doch letztlich als Fehler erwiesen? Der Marsflug war abgesagt worden, möglicherweise für immer.
Falls er gewählt wurde, plante er neue Anstrengungen auf diesem Gebiet?
Haroud wollte wissen, ob alle Menschen rechtzeitig von der Mondbasis evakuiert werden konnten.
»Gewiß«, antwortete Haskell.
»Mit rechtzeitig meine ich, ob sie auch in sichere Distanz gelangen, Herr Vizepräsident. Es sieht danach aus, als ob ein oder zwei der Rettungsfahrzeuge nicht besonders viel Anlauf haben würden, ehe der Einschlag erfolgt.«
»Wenn Sie mich fragen, ob wir besorgt sind, Ali, dann lautet meine Antwort ja. Natürlich sind wir besorgt. Aber wir tun alles Menschenmögliche.« Er brach ab und überlegte. »Schauen Sie, ich möchte es mal so ausdrücken: Ich rechne damit, in ein paar Tagen wieder zu Hause zu sein. Und ich habe vor, die Mondbasis als letzter zu verlassen. Ich werde persönlich das Licht ausschalten und die Tür abschließen.«
Rick wußte, daß er es ernst meinte, wünschte sich jedoch, er hätte sich nicht öffentlich festgelegt.
WASHINGTON ONLINE, 15 Uhr 18
von Mary-Lynn Jamison
Quellen zufolge, die dem Weißen Haus nahestehen, wurde der Präsident darüber informiert, daß der Kometeneinschlag
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